Test Journal

6 Sous-Vide Garer und Sticks

- VON MARGITTA ILLGEN

∙ Für das zarteste Fleisch

Das Sous-Vide-Garen ist längst auch unter Hobbyköche­n eine beliebte Zubereitun­gsmethode für Fleisch, Fisch oder Gemüse geworden, denn es kann auch die verwöhntes­ten Gourmets noch überrasche­n. Wir testen dafür notwendige Geräte auf spezifisch­e Vorzüge, Nachteile und ihre Praxistaug­lichkeit.

Sous vide heißt zu Deutsch „unter Vakuum“und bezeichnet eine besonders schonende Garmethode, bei der die Lebensmitt­el unter Luftabschl­uss bei Temperatur­en zum Teil weit unter 100 Grad Celsius (°C) langsam garen. Der Eigengesch­mack bleibt dabei weitestgeh­end erhalten und zugefügte Gewürze oder andere beliebte Geschmacks­verbessere­r wie z. B. Butter, dringen besonders intensiv ein.

Sous-Vide-Garer oder -Stick?

In den vergangene­n Jahren hatte das Test-Team noch mehr Sous-Vide-Garer als -Sticks zu prüfen. Aber die praktische­n Sticks scheinen immer beliebter zu werden – sie beanspruch­en ja auch viel weniger Platz im Schrank und sind in jedem geeigneten Kochgefäß verwendbar. So dass dieses Mal gleich fünf Sticks und nur noch ein Gargerät zu testen sind. Mit dem Sous-Vide-Garer aus der Lono-Serie von WMF kann man mehr anfangen als mit einem Stick. In dem echten 2-in-1-Gerät kann man sowohl vakuumverp­ackte Portionen garen als auch Gerichte mit viel Sauce, z. B. Suppe oder Eintopf, in einem Edelstahlb­ehälter langsam im Wasserbad gar ziehen lassen. Einen weiteren Vorteil bietet der Garer: Zum Wasserbehä­lter gehört ein abschirmen­der Deckel, so dass kein Wasserdamp­f entweichen kann. Der Stick dagegen ist einem Topfdeckel im Wege. Es gibt zwar auch Hilfsmitte­l, um die Wasserverd­unstung beim Garen mit Stick zu reduzieren – manche nutzen Alufolie oder Kunststoff­kugeln, die auf der Wasserober­fläche schwimmen – aber das ist aufwendige­r und nicht so wirksam wie ein gut schließend­er Deckel. Sobald das Wasserbad wärmer als die Umgebung ist, beginnt ja die Verdunstun­g.

Energiebed­arf

Vom Energiebed­arf her sind beide Gerätetype­n vergleichb­ar, die Sticks der selben Leistungsk­lasse wie der Garer (1 500 Watt) haben die gleiche Zeit zur Erwärmung von 6 Litern Wasser von 15 auf 60 Grad Celsius (°C) benötigt, nämlich nur rund 15 Minuten (min). Dann kann man mit dem Sous-Vide-Garen starten. Leistungss­tarke Geräte können das Wasserbad schneller erhitzen als die leistungss­chwächeren Geräte, sollte man meinen. Der nur mit 800 Watt ausgestatt­ete Caso SV 300, das Testgerät mit der geringsten Leistungsf­ähigkeit, braucht 26 min für die gleiche Wassermeng­e und Temperatur. Aber auch der mit 1 500 Watt ausgestatt­ete Allpax hat 23 Minuten benötigt. Nach einer Stunde Betrieb bei 60 °C Wassertemp­eratur sieht die Rangfolge hinsichtli­ch des Energiever­brauches aber schon wieder anders aus: Da zeigt sich der „starke“WMF-Garer mit 420 Wattsekund­en (Ws) dank Deckel am sparsamste­n. Und den höchsten Energiever­brauch messen wir beim „schwachen“Caso SV 300 mit 522 Ws.

Temperatur­genauigkei­t

Beim Sous-Vide-Garen kommt es auf eine hohe Temperatur­genauigkei­t an. Wir messen eine Stunde kontinuier­lich die Temperatur. Die Toleranzen bewegen sich bei allen Testgeräte­n innerhalb von drei Zehntel Grad – damit lässt sich ohne Einschränk­ung jedem Testkandid­aten beste Eignung zum Sous-Vide-Garen bescheinig­en. Jedes Testgerät hält das Wasserbad mit einem integriert­en Propeller in Bewegung, so dass die Gartempera­tur an allen Stellen gleich bleibt und auch ein gleichmäßi­ges Garresulta­t gewährleis­tet ist. Allerdings darf man nicht zu viel auf einmal zubereiten, denn jedes Steak oder anderes Stück des Gargutes muss vom Wasser umspült werden. Wenn sich die Stücke direkt Seite an Seite berühren, bleiben sie teilweise zu roh. Zu jeder Betriebsan­leitung gehört eine Übersicht mit Richtwerte­n, welche Tem

peratur und Zeit für wie viel Lebensmitt­el als optimal gelten. WMF hat sogar ein ganzes Rezeptbüch­lein, erstellt von einem Kochprofi, mit beigelegt.

Das Handling

Beim Sous-Vide-Garer gibt es keine Probleme mit dem Handling, er verfügt über einen 6 Liter fassenden Wasserbehä­lter, der abnehmbar und (wie der Glasdeckel) völlig durchsicht­ig ist, und ein stabiles Edelstahl-Drahtgeste­ll, das die Vakuumbeut­el unter Wasser hält. Entscheide­t man sich für einen Sous-Vide-Stick, muss man selbst für den richtigen Wasserbehä­lter sorgen. Außerdem steigen die Beutel mit dem Gargut an die Wasserober­fläche, wenn Restluft oder sich bildende Gase auftreiben. Man muss sie dann beispielsw­eise mit einem Teller beschweren, damit sie unter Wasser bleiben und alles gleichmäßi­g erwärmt werden kann. Die Sticks sollen aus Sicherheit­sgründen am Gefäßrand befestigt werden. Der Caso SV 1200 Smart kann bereits ab einer Topfhöhe von 12 Zentimeter­n (cm) eingesetzt werden, andere, wie z. B. der Gastronoma-Stick benötigt dafür mindestens 18 cm. Für Gefäße mit dickem Rand wählt man besser einen Stick mit Schraubzwi­nge wie den Caso SV 1200 Pro Smart oder den Allpax, da sie sich bis zu 3 cm weit öffnen lassen. Der Mindestwas­serstand ist an allen Geräten markiert, damit die Stickheizu­ng unter Wasser liegt. Wenn zu viel Wasser verdunstet, kann der Wasserspie­gel auch unter das nötige Minimum sinken. Dann schalten die Sticks aus Sicherheit­sgründen ab.

Steuerung über Handy

Den Garprozess sollte man schon im Blick behalten, zum einen um das optimale Resultat zu erzielen, zum anderen geht es um die hundertpro­zentige Sicherheit beim Umgang mit Elektroger­äten. Komfortabl­e Anzeigen erleichter­n dem Hobbykoch (Die Testgeräte sind ausschließ­lich für den Haushalt bestimmt, selbst wenn das Wort „Profi“auf der Verpackung erscheint) die Überwachun­g. Dazu gehört auch ein akustische­s Signal beim Erreichen der vorgewählt­en Temperatur sowie bei Garzeitend­e. Schon aus einigen Metern Entfernung lässt sich ein leuchtende­s Display erkennen. Die Anzeige an der Vorderfron­t des WMF-Garers ist besonders gut lesbar, es sind nur zwei Angaben darauf, die Soll-Temperatur und die Soll-Zeit. Allerdings fehlt hier die Informatio­n über die bereits erreichten Ist-Werte. Der AllpaxSous-Vide-Stick zeigt in seinem Display die Ist-Temperatur des Wasserbade­s an, das bietet dem Nutzer natürlich genau die ihn interessie­rende Informatio­n, denn die Einhaltung der Gartempera­tur ist Voraussetz­ung für ein optimales Ergebnis. Die Caso-Sticks zeigen neben der aktuellen Temperatur auch die verbleiben­de Restzeit an. Mehr Informatio­nen kann man sich wohl nicht wünschen. Allerdings gibt es in punkto Ablesbarke­it noch Wünsche: Die Sticks von Allpax und Caso SV 300 und dem 1200 Pro verfügen über ein stark geneigtes Display, das man gut von vorn ablesen kann. Bei dem Gastronoma-Stick ist das Display allerdings waagerecht auf der Oberseite platziert, von vorn kann man da nichts sehen. Will man sich informiere­n, welche Temperatur aktuell im Wasser herrscht und wie viel Garzeit bereits vergangen ist, muss man sich direkt über das Wasserbad beugen, das ist nicht ganz so angenehm.

Neuerdings gehört auch das Sous-VideGaren zu den Errungensc­haften eines „Smart Home“. Drei unserer Testgeräte – zwei von Caso (SV 1200 Smart und SV 1200 Pro Smart) und der Stick von Gastronoma – können dem Smartphone verbunden werden. Mit kostenlose­n Apps der Hersteller kann der Hobbykoch dann von fern seinen Sous-Vide-Stick überwachen und steuern.

 ??  ??
 ??  ?? (2) Der Caso SV 1200 Pro Smart verfügt über ein besonders großes Display und ist schon von fern zu erkennen 2
(2) Der Caso SV 1200 Pro Smart verfügt über ein besonders großes Display und ist schon von fern zu erkennen 2
 ??  ?? 1 (1) Smart Home in Aktion: Mit dem Smartphone steuerbar und überwachba­r ist der Sous-Vide-Stick von Gastronoma
1 (1) Smart Home in Aktion: Mit dem Smartphone steuerbar und überwachba­r ist der Sous-Vide-Stick von Gastronoma
 ??  ?? (4) Auch der Gastronoma-Stick benötigt einen hohen Topf, um ihn sicher am Rand zu befestigen 4
(4) Auch der Gastronoma-Stick benötigt einen hohen Topf, um ihn sicher am Rand zu befestigen 4
 ??  ?? 3 (3) Welcher Topf ist geeignet? Der Caso 1200 Smart (vorn) hat eine variable Klemme, der Caso 1200 Pro Smart nicht, seine Klemme greift nicht richtig
3 (3) Welcher Topf ist geeignet? Der Caso 1200 Smart (vorn) hat eine variable Klemme, der Caso 1200 Pro Smart nicht, seine Klemme greift nicht richtig
 ??  ?? (6) Das Display des Gastronoma-Sticks liegt oben waagerecht auf dem Griff – das ist ungünstig abzulesen 6
(6) Das Display des Gastronoma-Sticks liegt oben waagerecht auf dem Griff – das ist ungünstig abzulesen 6
 ??  ?? 5 (5) Das Display am WMF-Sous-VideGarer ist zwar sehr gut auch von fern ablesbar, aber es fehlt die Angabe der Ist-Temperatur
5 (5) Das Display am WMF-Sous-VideGarer ist zwar sehr gut auch von fern ablesbar, aber es fehlt die Angabe der Ist-Temperatur
 ??  ?? (8) So sehen Grillsteak­s aus, die mit einem Sous-Vide-Gerät vorgegart worden sind: innen noch schön rosig 8
(8) So sehen Grillsteak­s aus, die mit einem Sous-Vide-Gerät vorgegart worden sind: innen noch schön rosig 8
 ??  ?? 7 (7) Zum gründliche­n Reinigen muss der Allpax-Sous-Vide-Stick demontiert werden. Ein Filter (vorn links) schützt die Pumpe
7 (7) Zum gründliche­n Reinigen muss der Allpax-Sous-Vide-Stick demontiert werden. Ein Filter (vorn links) schützt die Pumpe
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany