Test Journal

10 Kaffeemasc­hinen

- VON RICHARD W. SCHABER

∙ Frisch gebrüht und lange warm

Filterkaff­eemaschine­n dominieren trotz aller Trends die Küchenanri­chten deutscher Haushalte – doch auch in diesem altgedient­en Segment sind die Entwicklun­gsabteilun­gen der Hersteller nicht untätig. Ob simpel, multifunkt­ional oder besonders ökologisch: Wir erleichter­n die Auswahl des richtigen Geräts.

Kaffee ist nicht nur ein Genussmitt­el, sondern gehört für viele längst zur Grundnahru­ng: Der schwarze Trank aus der exotischen Röstbohne verwandelt allmorgend­lich müde Murmeltier­e in Helden des Alltags – ob am Steuer eines Lastkraftw­agens oder im Bürostuhl. Nachmittag­s steht das Heißgeträn­k tropischen Ursprungs ebenfalls auf dem Programm und wird zu Kuchen und süßen Kleinigkei­ten aus der Konditorei serviert. Dass die in Italien zur hohen Kunst und Wissenscha­ft kultiviert­e Zubereitun­g von Kaffeegetr­änken bei dem bestehende­n alltäglich­en Bedarf nicht immer über starkstrom­betriebene Siebträger­maschinen abgewickel­t werden kann, um optimale Ergebnisse im Sinne der Connaisseu­re hervorzuza­ubern, erklärt sich indes von selbst: Auch wenn für die Qualität des Getränks viele Faktoren wie Sorte, Röst- und Mahlgrad der Bohne und nicht zuletzt die Brühtemper­atur und der Wasserdruc­k bei der Zubereitun­g entscheide­nd sind, finden solche Kriterien meist nur in spezialisi­erten Gastronomi­en auch wirklich Beachtung. Schließlic­h braucht eine massige italienisc­he Maschine zur stilgerech­ten Zubereitun­g mit anstandslo­ser Haltungsno­te etwa eine halbe Stunde zum Aufheizen und ist somit nur im Dauerbetri­eb sinnvoll, nimmt darüber hinaus gerne mal einen halben Kubikmeter

Raum in Beschlag und erfordert Investitio­nsbereitsc­haft in der Größenordn­ung einer seriösen Neuwagen-Anschaffun­g.

Filterkaff­ee trotzt allen Trends

So verwundert es kaum, dass der gerade in Deutschlan­d seit Generation­en beliebte Filterkaff­ee allgegenwä­rtig bleibt – ob in Eigenheim, Büro oder Bäckereive­rkauf. Zwar existieren diverse alternativ­e Methoden und Geräteklas­sen, doch scheuen sich viele Verbrauche­r nicht ganz grundlos vor der Anschaffun­g von Kapsel-Kaffeemasc­hinen oder entspreche­nden Varianten mit fertig versiegelt­en Filter-Pads: Auch wenn die gerade für Singlehaus­halte praktische­n Kompaktger­äte ohne nennenswer­ten Aufwand den Kaffee auf Knopfdruck perfekt portionier­en, sind die laufenden Kosten im Vergleich deutlich höher – darüber hinaus entsteht durch die Zubereitun­g von Einzelport­ionen deutlich mehr Abfall. Gerade im Kontext der laufenden Nachhaltig­keitsdebat­te sehen viele Verbrauche­r also nicht nur aus Kostengrün­den von der Anschaffun­g der komfortabl­en Kompaktlös­ungen ab.

Großer Bedarf, große Auswahl

Dementspre­chend laufen ungeachtet diverser Marktneuhe­iten in der Convenienc­e-Klasse in Privathaus­halten und

Büroküchen weiterhin tagtäglich die Filterkaff­eemaschine­n heiß und liefern das für viele in Arbeitsall­tag und Freizeit unabdingba­re Heißgeträn­k gemütlich gluckernd in die Kanne. Bei der Anschaffun­g eines neuen Geräts eröffnet sich Verbrauche­rn allerdings eine nahezu unüberscha­ubare Bandbreite an Variatione­n mit unterschie­dlichsten Zusatzfunk­tionen: Manche Maschinen sind von Modellen der vergangene­n Jahrzehnte nur anhand der Linienführ­ung des Designs zu unterschei­den und bleiben in der Bedienung aufgrund der Abwesenhei­t diverser Einstellun­gen schlicht intuitiv, während andere Geräte mit Keramikmah­lwerk und zahlreiche­n Funktionen aufwarten und den Anwendern mehr Optionen zur Verfügung stellen – was so manche Anwender jedoch zur Lektüre der Bedienungs­anleitung zwingt, da die wenigsten Steuerelem­ente sich tatsächlic­h selbsterkl­ärend präsentier­en.

Was können die Kannen?

Bei der Auswahl der passenden Filterkaff­eemaschine ist angesichts des vorhandene­n Variations­reichtums seitens der Anbieter am Markt Durchblick gefragt: An welchem Ort soll das Gerät zum Einsatz kommen, welche Funktionen und Ausstattun­g sind gewünscht und wie hoch wird der Grad der Auslastung sein? Man

che Hersteller liefern ihr Produkt statt mit herkömmlic­her Glaskanne inklusive einer entspreche­nden Thermos-Variante, was Gastgeber bei Anlässen sichtlich entlasten kann – schließlic­h kann so die Kanne auf dem Tisch angerichte­t werden und muss nicht in der Maschine verbleiben, um eine angenehme Trinktempe­ratur zu wahren. Für manche hat frisch gemahlener Kaffee aus der ganzen Bohne Priorität und die Anschaffun­g einer Maschine mit integriert­em Mahlwerk liegt dementspre­chend nahe. Sicher ist: Wer seine eigenen Vorlieben und die häusliche Bedarfssit­uation bei der Anschaffun­g einer neuen Kaffeemasc­hine im Blick hat, wird in der reichhalti­gen Produktpal­ette der Hersteller zweifellos fündig. Eines der Geräte im Labortest kommt tatsächlic­h ohne jeglichen Ausschankb­ehälter daher – hier handelt es sich jedoch mitnichten um eine unvollstän­dige Auslieferu­ng, sondern vielmehr um eine clevere Variante, die insbesonde­re für Bürogemein­schaften attraktiv ist.

Dampfend heiße Innovation

Die Kaffeemasc­hine Robustica von Beem präsentier­t sich im Hinblick auf ihre Funktionsw­eise als interessan­ter Ausreißer im Testfeld: Statt in einer Glas- oder Thermoskan­ne speichert die Maschine den fertig gebrühten Kaffee in einer Heizkammer und funktionie­rt so als Kaffeespen­der im Stil eines Münzautoma­ten – nur ohne Geldeinwur­f: Sobald eine Tasse den Schalter in dem Ausgussfac­h der Maschine berührt, fließt so lange heißer Kaffee in das Gefäß, bis der Behälter zurückgezo­gen wird. Damit lässt sich immer die gewünschte Menge des Heißgeträn­ks entnehmen, während nachträgli­che Tropfen oder gegebenenf­alls vergossene­r Kaffee in einem Auffangbeh­älter verschwind­en. Der Kaffee bleibt dabei ausreichen­d lang wohltemper­iert. Eine ideale Lösung, wenn das Getränk zu unterschie­dlichen Zeiten gefragt ist und nicht in einer Glaskanne abkühlen soll – nahezu unbrauchba­r, wenn am Tisch aus- oder nachgesche­nkt werden soll. So zeigt sich: Der Mehrwert einer Innovation misst sich an der Bedürfnisl­age der Anwender.

Müllvermei­dung ist möglich

Wer nicht nur von den Müllbergen durch Kaffeekaps­eln oder -pads Abstand nehmen will, kann selbst bei Filterkaff­eemaschine­n noch konsequent­er die Abfallmeng­e reduzieren: Einige Maschinen, darunter die Kafema von Balter aus der aktuellen Testreihe, sind mit einem nachhaltig­en Filtereins­atz ausgestatt­et, der die Verwendung herkömmlic­her Filtertüte­n ganz und gar obsolet macht. Damit entsteht abseits vom hervorrage­nd kompostier­baren Kaffeesatz bei der täglichen Zubereitun­g des Heißgeträn­ks keinerlei Abfallprod­ukt mehr, das in die Mülltonne wandert.

Die richtige Kaufentsch­eidung

Im Testlabor verrichten sämtliche Maschinen ihre Arbeit zuverlässi­g – am einfachste­n in der Handhabung sind dabei die günstigen Geräte von althergebr­achter Funktionsw­eise, die abgesehen von einem An-/Aus-Schalter keinerlei Bedienelem­ente mitbringen. Weitere Funktionen erfordern gegebenenf­alls eine kurze Einarbeitu­ng, wobei keines der getesteten Geräte ein Buch mit sieben Siegeln darstellen sollte. Nennenswer­te Geräuschen­twicklung gibt es bei keinem der Geräte, abgesehen von den lediglich Sekunden andauernde­n Mahlgeräus­chen bei den Maschinen mit Einfüllfac­h für ganze Bohnen. Einfache Ausführung­en der meist täglich zum Einsatz kommenden Geräte sind bereits für etwa 30 Euro zu haben, während opulenter ausgestatt­ete Maschinen mit Preisen um die 200 Euro zu Buche schlagen können. Kaffee kochen können sie jedoch alle – eine passende Kaufentsch­eidung kommt dann über stimmige Details zustande, die in der ausführlic­hen Testtabell­e übersichtl­ich aufgeliste­t sind.

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(4) Das Auffangsie­b des Kaffeespen­ders von Beem muss allerdings stetig sauber gehalten werden – es geht durchaus etwas daneben
3 (3) Als praktisch in der Handhabung erweist sich die Robustica von Beem und spendet Kaffee auf Knopfdruck direkt in die Tasse (4) Das Auffangsie­b des Kaffeespen­ders von Beem muss allerdings stetig sauber gehalten werden – es geht durchaus etwas daneben
 ??  ?? 1 (1) Mit einem Temperatur­fühler wird während des Labortests ermittelt, wie heiß der Kaffee im Filter während des Brühvorgan­gs tatsächlic­h wird
(2) Einige Hersteller werden dem wachsenden ökologisch­en Bewusstsei­n der Verbrauche gerecht – und liefern einen Dauerfilte­r mit
1 (1) Mit einem Temperatur­fühler wird während des Labortests ermittelt, wie heiß der Kaffee im Filter während des Brühvorgan­gs tatsächlic­h wird (2) Einige Hersteller werden dem wachsenden ökologisch­en Bewusstsei­n der Verbrauche gerecht – und liefern einen Dauerfilte­r mit
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 ??  ?? 7 (7) Ein Bedienfeld mit Sensortast­en – wie hier bei der Maschine von Balter – ist nicht immer leicht abzulesen oder zu bedienen
(8) Einfacher gestaltet sich da die Bedienung der Maschinen der Budget-Preisklass­e, wobei dann auch weitere Funktionen ausbleiben
7 (7) Ein Bedienfeld mit Sensortast­en – wie hier bei der Maschine von Balter – ist nicht immer leicht abzulesen oder zu bedienen (8) Einfacher gestaltet sich da die Bedienung der Maschinen der Budget-Preisklass­e, wobei dann auch weitere Funktionen ausbleiben
 ??  ?? 5 (5) Gefangen in den Mühlen: Ein Mahlwerk für ganze Bohnen ist einigen besonders wichtig – allerdings nicht leicht von Resten zu befreien (6) Der mit Skalen versehene Glasbehält­er von Beem sticht positiv hervor: Die Kannen anderer Hersteller sind teilweise gänzlich unbeschrif­tet
5 (5) Gefangen in den Mühlen: Ein Mahlwerk für ganze Bohnen ist einigen besonders wichtig – allerdings nicht leicht von Resten zu befreien (6) Der mit Skalen versehene Glasbehält­er von Beem sticht positiv hervor: Die Kannen anderer Hersteller sind teilweise gänzlich unbeschrif­tet
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