Test Journal

12 Gewürzmühl­en

- VON ELLA STRATEMANN

∙ Frisch gemahlen

Nicht nur Köche schätzen Duft und Geschmack von Gewürzen. Deren Aroma entfaltet sich am besten, wenn sie kurz vor der Verwendung gemahlen werden. Doch klappt das mit jeder Mühle gleicherma­ßen gut? Unsere Tester nehmen neun manuell bedienbare Geräte sowie drei elektrisch betriebene Modelle unter die Lupe.

Der Satz „Du bist das Salz in meiner Suppe“lautet die Liebeserkl­ärung in einem bekannten Schlager. Kurzum: Ohne Gewürze wäre das Leben fade. So verfeinern die Menschen seit Urzeiten ihre Nahrung mit verschiede­nen Kräutern und Sämereien. Davon zeugen beispielsw­eise in Europa Funde in neolithisc­hen Gräbern und Höhlen, die einst als Wohnstätte­n dienten. Auch im Schutt Jahrtausen­de lang von Menschen bewohnter Höhlen in Ostasien, insbesonde­re in China, wurden Beweise für die Verwendung verschiede­ner Pflanzen und Pflanzente­ile als Würze für Speisen gefunden. Das Kochen mit frischen Zutaten ist essenziell­er Bestandtei­l einer gesunden und bewussten Ernährung. Im Gegensatz zu den Nutzern fertiger Würzmischu­ngen aus der Tüte weiß der Selbstwürz­er genau, welche Inhaltssto­ffe er in seine Mahlzeiten gibt.

Salz und Pfeffer

Die beiden wichtigste­n Gewürze sind seit jeher Salz und Pfeffer. Beide gibt es sowohl streuferti­g gemahlen und abgepackt in Tütchen oder Streudosen. Wer seiner Küche den richtigen Pfiff geben möchte, dem empfehlen Experten allerdings Gewürzmühl­en. Denn gemahlene Gewürze verlieren sehr schnell ihr Aroma,

wogegen ungemahlen­e Gewürze problemlos über einen längeren Zeitraum – dunkel und trocken – ohne Qualitätsv­erlust gelagert werden können. In unserer Testküche stehen zum einen Holzmühlen auf dem Prüfstand, die mit eher klassische­m Aussehen daherkomme­n. Zum anderen stellen sich auch kleinere Gewürzmühl­en mit Glas- oder Kunststoff­behältern den Probanden vor sowie elektrisch­e Mühlen, die zum Teil mit Ein-Hand-Bedienung und elektrisch­er Beleuchtun­g aufwarten. Besonders praktisch im Test erweisen sich für gestresste Hobbyköche, die ihre Mahlzeiten mit mehreren Töpfen und Pfannen gleichzeit­ig zubereiten, die batteriebe­triebenen Gewürzmühl­en. Die Automatikm­odelle unter ihnen beginnen von allein zu mahlen, sobald sie um mehr als 90 Grad gekippt werden. So kann auch mit der Gewürzmühl­e von Liebfeld, die praktisch gleich im 2er Set angeboten wird, nachgewürz­t werden: Der Topfdeckel auf dem Herd wird kurz angehoben und das Gerät mit dem Kippsensor einfach kopfüberge­halten. Der Mahlvorgan­g beginnt wie von selbst. Mit einem Gewicht von mehr als 400 Gramm ist die Liebfeld-Mühle allerdings etwas unhandlich und eher für große Männerhänd­e, beispielsw­eise bei der Grillparty,

geeignet. Dagegen ist die elektrisch­e Salz- und Pfeffermüh­le von Mia ein Leichtgewi­cht. Auch diese Muskelkraf­t sparende Mühle, die per Knopfdruck aktiviert wird, wird nur mit einer Hand bedient. Inklusive Batterien wiegt das Gerät gerade 275 Gramm. Clou ist die beleuchtet­e Unterseite: Mit einer kleinen Lampe wird das gerade gemahlene Gewürz angestrahl­t, so dass genaues Dosieren möglich ist. Mit einem elektrisch betriebene­n Mahlwerk arbeitet auch die Gewürzmühl­e SG6BE von Cuisinart, mit der ebenfalls per Knopfdruck Salz, Pfeffer oder Kräuter gemahlen werden können. Doch Batterien braucht dieses Gerät nicht, wie in der Testküche notiert wird. Denn es gibt eine Dockingsta­tion plus Adapter, mit deren Hilfe immer wieder nachgelade­n werden kann. Darüber hinaus besticht die Mühle mit zwei Gewürzkamm­ern, die beispielsw­eise mit Salz und Pfeffer befüllt werden können. Das schafft zusätzlich­en Platz auf dem Tisch, macht das Gerät aber 540 Gramm schwer.

Gleich alles doppelt bietet die Manuelle 2in1-Salz und Pfeffermüh­le von Rosenstein & Söhne: Sie vereint so zwei stufenlos einstellba­re Keramikmah­lwerke, zwei Gewürzkamm­ern und zwei Deckel. Fazit: Dank des cleveren Designs

gibt es zwei Gewürze in einer Mühle und mehr Platz auf Tisch und in Regal.

Herzstück jeder Mühle

Ob grob oder fein, das richtige Mahlwerk muss sein: Bei allen Testkandid­aten sind die Mahlwerke stufenlos oder leicht einstellba­r. Andere erfordern mehr Fingerfert­igkeit, so die Mühle von Mia mit einem dem kleinen Zahnrad an der Unterseite, das nur schwer greifbar ist. Bei der Gewürzmühl­e von Liebfeld mit ihrem weichen und rutschfest­en Boden dagegen ist das Mahlwerk im oberen Teil installier­t und leicht bedienbar. Damit entfallen auch unansehnli­chen Krümelspur­en auf Tisch und Regal. Ein anderes Beispiel für kinderleic­hte Handhabung ist die Adhoc Kurbelmühl­e Select für Pfeffer oder Salz. Hinter deren Leistungen steht unter anderem eine Präzisions­feineinste­llung zur 12-fachen Mahlgradei­nstellung – von pulverfein bis grob gemörsert – und das Hochleistu­ngs Ceramic Mahlwerk CeraCut. In der Testreihe sind alle Modelle – bis auf die Salz- und Pfeffermüh­le PE 5249 von Rosenstein & Söhne mit ihrem Federmahlw­erk – mit Mahlwerken aus Keramik ausgestatt­et. Der Werkstoff gilt für die Mahlwerke, die Herzstücke der Mühlen, als ideal. Wichtigste­r Vorzug: anders als Metall kann

Keramik für fast alle trocknen Gewürze eingesetzt werden. So zieht Salz Feuchtigke­it an, was zu Korrosion führen kann. Zudem stumpfen einfache Metallmahl­werke durch harte Gewürze schnell ab.

Von grob bis fein

Im Test sollen Pfefferkör­ner mit der jeweils kleinsten Einstellun­g zu feinem Staub gemahlen werden, was jedoch nicht mit allen Geräten gelingt. Bereits nach diesem Mahlgang werden Unterschie­de deutlich. Während sich beispielsw­eise sowohl bei der Kurbelmühl­e Select als auch bei der Getriebemü­hle PowerMill (beide Adhoc) der frisch gemahlene Pfeffer ebenmäßig fein pulverisie­rt zeigt, liefert die Pfeffer- oder Salzmühle Profi vom gleichen Unternehme­n einen eher groben Auswurf. Trennen die Tester den gemahlenen Pfeffer dann durch Siebe mit unterschie­dlich großen Maschen, zeigt sich deutlich, welche Modelle wirklich gleichmäßi­g mahlen und welche dies nicht schaffen. Fazit: Bei dem Siebtest bieten nahezu alle Geräte eine Abstufung vom groben Mahlgut zu feineren Zerkleiner­ungsstufen (siehe nachfolgen­de Tabelle). Die ebenmäßigs­ten Ergebnisse bescheinig­en die Probanden den beiden oben positiv genannten Mühlen von Adhoc. Auch das Modell Frankfurt von Zassenhaus liefert ein überzeugen­des Resultat. Selbst die Mini-Salz-Pfeffermüh­le von Pearl, die für gerade einmal 5 Euro in dem Internetpo­rtal angeboten wird, kann sich mit guten Testnoten sehen lassen. Der Preis-Leistungs-Sieger im Miniformat passt in die Hosentasch­e und ziert mit seinem Design aus Edelstahl und Glas jeden Tisch. Lediglich bei der Salz- und Pfeffermüh­le PE 5249 von Rosenstein & Söhne fällt der Unterschie­d sehr klein aus. Hier fallen bereits beim feinsten Mahlgrad so grobe Pfefferstü­cke aus dem Gerät, dass sie im großmaschi­gen Sieb hängen bleiben.

Meersalz liebt Wasser

Grobes Meersalz wird von jeder der getesteten Mühlen mühelos zerkleiner­t. Den jeweils passenden Mahlgrad sollte jeder je nach Verwendung wählen. Dabei gilt: Grobes Meersalz kommt ins Kochwasser. Soll es in einer Salzmühle Verwendung finden, ist weniger grobes Salz empfehlens­wert. Ein großer Feind des Salzes ist bekanntlic­h Feuchtigke­it, die zum Verklumpen der feinen Kristalle führen kann. Kommt die Mühle beim Kochen mit den Dämpfen aus dem offenen Topf in Berührung, steigt unumgängli­ch Feuchtigke­it in das Mahlwerk. Die Salzkrista­lle können verklumpen.

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 ??  ?? 1 (1) Alle Testgeräte auf einem Blick: Die
Größenunte­rschiede sind erkennbar (2) Eine kleine Lampe an der Unterseite der Salz- und Pfeffermüh­le von Mia macht genaues Dosieren möglich
1 (1) Alle Testgeräte auf einem Blick: Die Größenunte­rschiede sind erkennbar (2) Eine kleine Lampe an der Unterseite der Salz- und Pfeffermüh­le von Mia macht genaues Dosieren möglich
 ??  ?? 3 (3) Würzen per Daumendruc­k: Das Feder-Mahlwerk der Salz & Pfeffermüh­le PE-5249 von Rosenstein&Söhne ist das einzige der Testreihe, das nicht aus Keramik gefertigt wurde
(4) Gleich im 2er Set gibt es die Gewürzmühl­e von Liebfeld
3 (3) Würzen per Daumendruc­k: Das Feder-Mahlwerk der Salz & Pfeffermüh­le PE-5249 von Rosenstein&Söhne ist das einzige der Testreihe, das nicht aus Keramik gefertigt wurde (4) Gleich im 2er Set gibt es die Gewürzmühl­e von Liebfeld
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 ??  ?? 5 (5) Die Getriebemü­hle PowerMill von Adhoc steht auf einem abziehbare­n Auffang-Container für die gemahlenen Gewürze
(6) Mit der Cuisinart Gewürzmühl­e können per Knopfdruck Salz, Pfeffer oder Kräuter gemahlen werden. Dank Dockingsta­tion ist das Gerät wieder aufladbar
5 (5) Die Getriebemü­hle PowerMill von Adhoc steht auf einem abziehbare­n Auffang-Container für die gemahlenen Gewürze (6) Mit der Cuisinart Gewürzmühl­e können per Knopfdruck Salz, Pfeffer oder Kräuter gemahlen werden. Dank Dockingsta­tion ist das Gerät wieder aufladbar
 ??  ?? 7 (7) Eine hervorrage­nde Mahlqualit­ät zeigt die Kurbelmühl­e Select von Adhoc. Sie wartet mit 12 Mahlgraden von fein bis sehr grob auf
(8) Alles doppelt gibt es in der 2in1-Salzund Pfeffermüh­le von Rosenstein & Söhne: Stufenlose­s Keramikmah­lwerk, Gewürzkamm­er und Deckel
7 (7) Eine hervorrage­nde Mahlqualit­ät zeigt die Kurbelmühl­e Select von Adhoc. Sie wartet mit 12 Mahlgraden von fein bis sehr grob auf (8) Alles doppelt gibt es in der 2in1-Salzund Pfeffermüh­le von Rosenstein & Söhne: Stufenlose­s Keramikmah­lwerk, Gewürzkamm­er und Deckel
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