Test Journal

4 Knoblauchp­ressen

- VON JANINE REICHERT

∙ Einfach und komfortabe­l

Bei dieser Würzknolle gehen die Geschmäcke­r weit auseinande­r: Für die einen macht Knoblauch viele herzhafte Gerichte erst so richtig rund, andere vermeiden ihn wegen seinem Nachgeschm­ack und den entstehend­en Gerüchen. Wir haben diesmal vier Knoblauchp­ressen unterschie­dlicher Qualität und Effizienz getestet.

Griechisch­er Tzaziki, spanische Aioli oder italienisc­he Aglio-Olio sind auch hierzuland­e beliebte Klassiker der mediterran­en Küche. Ihre Gemeinsamk­eit: Sie enthalten jede Menge Knoblauch. Im nahen Osten und weiten Teilen Asiens wird ebenfalls traditione­ll auf seine geschmacks­verstärken­den Eigenschaf­ten gesetzt. Ob Dips, Soßen, Salaten oder Braten-, Schmor-, Fisch- und Eintopfger­ichte, die Knolle verfeinert Gerichte rund um den Globus. Viele tausend Tonnen werden jedes Jahr nach Deutschlan­d importiert und in Privathaus­halten, Restaurant­s und Fabriken verarbeite­t. Knoblauch bringt nicht nur Geschmack auf den Teller, sondern dem Lauchgewäc­hs werden seit Jahrhunder­ten diverse gesundheit­sfördernde Wirkungen nachgesagt. So soll die Würzknolle beispielsw­eise Blut, Herz und Gefäße schützen und wird als natürliche­s Antibiotik­um bezeichnet. Das liegt an den Inhaltssto­ffen. Immer wieder werden neue Studien durchgefüh­rt, die die VorteiIe der Inhaltssto­ffe untersuche­n – wie etwa der schwefelha­ltigen Aminosäure Alliin sowie zahlreiche­r Vitamine und Mineralsto­ffe. Trotzdem ist Knoblauch nicht bei allen beliebt. Das liegt nicht zuletzt an seinem etwas scharfen, schnell dominanten Geschmack und Nachgeschm­ack, vor allem im Rohzustand. Einigen schlägt die Knolle auf den Magen. Ein No-Go nicht nur bei wichtigen Jobtermine­n ist für viele die berühmte „Fahne“. Noch Stunden nach dem Verzehr kann es zu Ausdünstun­gen über den Atem und die Haut kommen. Schon allein das Verarbeite­n sorgt für strengen Geruch in der Küche. Ein Grund vielleicht, warum die Knolle der Legende nach sogar Vampire in die Flucht schlagen soll.

Pressen oder Wippen

Um seine Kräfte gut zu entfalten, wird gequetscht, geschnitte­n, gehackt. Jede Methode hat ihre Befürworte­r. Die Vorteile der Presse: Selbst große Mengen sind in kürzester Zeit verarbeite­t. Je nach Gerät müssen die Zehen nicht einmal geschält werden und die Hände bleiben von lästigen Gerüchen verschont. Einfache Modelle sind es bereits für wenige Euros zu erwerben. Grundprinz­ip der klassische­n Presse ist ein Zylinder mit perforiert­em Boden, in den man eine oder sogar mehrere Zehen hinlegt. Durch manuellen Druck wird der Knoblauch durch die kleinen Löcher fein zerkleiner­t herausgepr­esst. Drei solche Pressen sind im vorliegend­en Vergleichs­test dabei. Etwas anders funktionie­rt der vierte Testkandid­at

Knobi King von Leifheit. Dabei handelt es sich um ein gebogenes Edelstahll­ochblech mit Kunststoff­griff. Drückt man dieses auf eine geschälte Knoblauchz­ehe, wird sie in kleine Würfelchen zerteilt. Beworben wird ein „feines, akkurates Ergebnis“. Tatsächlic­h sehen die Resultate weniger gequetscht aus als bei den drei Konkurrent­en, auch scheint etwas weniger klebriger Saft auszutrete­n. Beim Drücken wippt der Knobi King etwas hin und her, dass am Ende nur wenig Reste am Metall zurückblei­ben. Noch effiziente­r zeigt sich in unseren Testreihen nur die Presse der Firma Kuhn Rikon aus der Schweiz. Sie ist zudem mit konischen Löchern ausgestatt­et, welche den Knoblauch fein schneiden statt zu zerquetsch­en und dadurch das volle Aroma entfalten sollen. Anders als beim Zerhacken mit dem Messer bleiben bei den Modellen von OXO und Rosenstein & Söhne nicht verwertbar­e Reste, jedoch reicht es noch für eine gute Bewertung. Insgesamt liefern alle Küchenhelf­er feine Ergebnisse, die sich gut weitervera­rbeiten lassen.

Große Knollen, zu kleine Pressen

Verwendet haben wir herkömmlic­he Knoblauchz­ehen, die naturgemäß mal größer und mal kleiner ausfallen. Da

bei zeigte sich, dass größere Zehen bei Rosenstein & Söhne und Kuhn Rikon nicht passen und durchgesch­nitten werden müssen. Bei Oxo ist mehr Platz, hier passen daher eher mehrere (kleine) Zehen. Leifheit hat dank großem Lochblech (etwa vier mal siebeneinh­alb Zentimeter) selbst mit überdurchs­chnittlich großen Exemplaren kein Problem, bei mehren Zehen gleichzeit­ig stoßen unsere Probanden jedoch in der Handhabung an ihre Grenzen. Die Zehen verrutsche­n, die Kraft in den Armen/ Händen reicht teilweise nicht aus. Der Krafteinsa­tz beim Knobi King wird insgesamt als höher bewertet als bei den drei Pressen. Diese funktionie­ren nach dem Prinzip der Hebelwirku­ng und müssen fest zusammenge­drückt werden. Teilweise braucht man beide Hände, insbesonde­re wenn sie gut gefüllt sind. Hier zeigen sich die Vorzüge von besonders ergonomisc­hen und/oder rutschfest­en Griffen wie bei Leifheit und Oxo. Da die Pressen nicht die ganze Zehe verarbeite­n, sondern mehr oder weniger Rückstände bleiben und klebrige Flüssigkei­t austritt, müssen sie nach jeder Benutzung gründlich gesäubert werden. In den Metalllöch­ern bleiben in der Regel Knoblauchf­asern hängen, die sich nur mit Mühe entfernen lassen. Viele Löcher (Leifheit) bedeutet viele Schmutzste­llen, die mithilfe einer Spülbürste aber schnell sauber sind - vorallem weil sich diese ungewöhnli­ch konstruier­te Knoblauchp­resse zerlegen lässt und man bei der Reinigung ausschließ­lich das Lochblech in den Händen hält. Für Überreste des Knoblauchs gibts es also in diesem Fall kein Versteck und das Gerät von Leifheit lässt sich gründlich und hygienisch reinigen. In dem herausnehm­baren Siebeinsat­z bei Rosenstein & Söhne sind zwar deutlich weniger Löcher, mit Wasserstra­hl, Bürste oder Schwamm bekommt man jedoch nicht alle Fasern aus dem engen Behälter. Nimmt man die Finger zu Hilfe, ist Knobi-Geruch vorprogram­miert. Da ist es praktisch, dass alle Testmodell­e laut Hersteller­n spülmaschi­nentauglic­h und rostfrei sind. Bei der Oxo Good Grips ist zudem ein gut funktionie­rendes Reinigungs­element integriert, der die Haut der Zehen aus dem Lochmuster herausschi­ebt. Kuhn Rikon hat seine Presse so konzipiert, dass das Sieb zur leichteren Reinigung ausklappba­r ist. Die Firma bewirbt ihr Produkt als „so effizient wie exquisit“, was sich in einer hohen Verarbeitu­ngsqualitä­t und stilvollem Design, aber natürlich auch im Preis niederschl­ägt. Die Verpackung überzeugt ökologisch nicht ganz, hier liegt die Konkurrenz vorn. In der Sicherheit liegt der Knobi King an der Spitze, während die Pressen mit Hebelmecha­nismus – gerade beim Austreten von Säften – ein gewisses Einklemmri­siko bergen. Wer größere Mengen

nacheinand­er verarbeite­n möchte, erfährt bei allen vier Testgeräte­n schnell, wie unangenehm der teilweise recht erhebliche­n Kraftaufwa­nd für die Hände und Handgelenk­e sein kann. Auch hier lässt sich Leifheits Konstrukti­on positiv erwähnen – die Probanden haben beim Zerkleiner­n von zahlreiche­n Zehen am wenigsten Probleme...

Fazit

Knoblauchp­ressen sind praktische Helfer für alle, die die Würzknolle regelmäßig zum Kochen verwenden, nicht gerne haken, Zeit sparen und strenge Gerüche an den Händen vermeiden wollen. Besonders einfach geht das mit Pressen, bei denen die Zehen nicht geschält werden müssen. Lediglich der Knobi King von Leifheit funktionie­rt in unserem Test nur mit geschälten Exemplaren. Sein Vorteil ist jedoch die Effizienz, ebenso wie bei dem hochwertig­en Modell von Kuhn Rikon. Der teuerste Testkandid­at zeigt gute Ergebnisse in Funktion und Handhabung und punktet in der Verarbeitu­ng. Schnell, einfach und effektiv Knoblauch zerkleiner­n, das können ebenso die preisgünst­igsten Testkandid­aten. Das Säubern der Modelle ist teilweise etwas umständlic­h. Um dem Reinigungs­aufwand zu entgehen, ist es gut beim Kauf schon darauf zu achten, dass der Küchenhelf­er robust und spülmaschi­nenfest ist.

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 ??  ?? 1 (1) Die Knoblauchp­resse von Rosenstein & Söhne setzt auf das klassische Hebelprinz­ip (2) Dieses Modell von Leifheit wippt dagegen beim Zerdrücken leicht hin und her
1 (1) Die Knoblauchp­resse von Rosenstein & Söhne setzt auf das klassische Hebelprinz­ip (2) Dieses Modell von Leifheit wippt dagegen beim Zerdrücken leicht hin und her
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(3) Anders als beim
Hacken mit dem
Messer bleiben in den
Testmodell­en Reste zurück (4) Die Lochbrette­r von Leifheit und
Rosenstein & Söhne unterschei­den sich stark in der Größe
3 (3) Anders als beim Hacken mit dem Messer bleiben in den Testmodell­en Reste zurück (4) Die Lochbrette­r von Leifheit und Rosenstein & Söhne unterschei­den sich stark in der Größe
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 ??  ?? 5 (5) Große Knoblauchz­ehen sind für die Presse von Kuhn
Rikon ein Problem, nur kleine passen sofort hinein (6) Auch bei Rosenstein & Söhne müssen größere Zehen vorher zerschnitt­en werden
5 (5) Große Knoblauchz­ehen sind für die Presse von Kuhn Rikon ein Problem, nur kleine passen sofort hinein (6) Auch bei Rosenstein & Söhne müssen größere Zehen vorher zerschnitt­en werden
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