Test Journal

8 Luftreinig­er

- VON MARGITTA ILLGEN

∙ Saubere Umgebung oder Luftnummer?

Für gewöhnlich genügt es das Fenster zu öffnen, um Frischluft in einen Raum zu lassen. Doch wer beispielsw­eise mit einer Allergie gegen Pollen, Tierhaare oder Hausstaub zu kämpfen hat, dem kann ein Luftreinig­er wirksame Linderung verschaffe­n. Welche Geräte aber bringen für Betroffene den besten Effekt?

Die Luft lässt sich auf verschiede­ne Arten von Belastunge­n befreien: durch elektrosta­tische Abscheider, die unter elektrisch­er Spannung Schwebstof­fe mitsamt den Allergieau­slösern anziehen, durch mehrstufig­e Filtersyst­eme, durch Photokatal­ysatoren und UVStrahlun­g. Die meisten Geräte kombiniere­n mehrere dieser Verfahren.

Ionisatore­n bergen Ozongefahr

Zu den unaufwändi­gsten und preiswerte­sten Geräten für den Hausgebrau­ch zählen die sogenannte­n Ionisatore­n. Im Test haben wir drei Geräte dieser Kategorie: Zwei – der NC-5328 von Newgen Medicals und der Puro 4 von Sonnenköni­g – mit minimaler Ausstattun­g, deren Schmutzabs­cheider aus zwei Metallklin­gen bestehen, die statisch aufgeladen werden, und ein Gerät – der NC-4786, ein Kombigerät, ebenfalls von Newgen Medicals – mit einem vergleichs­weise großen Abscheider, der aus sieben Metallklin­gen besteht. Doch diese Technik ist nicht in jedem Falle empfehlens­wert, da bei ihrem Betrieb das unerwünsch­te Ozon entstehen kann, ein Gas, das in hoher Konzentrat­ion giftig ist und bereits bei schwacher Konzentrat­ion einen typischen Geruch mit „Nebenwirku­ngen“erzeugt. Empfindlic­he Personen können mit Reizungen der Augen und Atemwege oder mit Kopfschmer­zen reagieren. Die Hersteller weisen in ihren Bedienungs­anleitunge­n auch auf diese Gefahr hin. Hinsichtli­ch ihrer Wirksamkei­t sind diese Ionisatore­n gegen Feinstaub nicht vergleichb­ar mit aufwändige­rer Filtertech­nik. Sie haben aber den Vorteil, dass man keine Filter nach einer gewissen Zeit ersetzen muss. Man muss lediglich die Metallklin­gen regelmäßig von den Ablagerung­en reinigen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn manche Klingen sind recht scharfkant­ig. Flüchtige organische Verbindung­en (VOC) können mit diesen Geräten nicht beseitigt werden. Schädliche VOC – z. B. Ausdünstun­gen aus Möbeln, Kunststoff­en und Teppiche – können sich in Räumen ansammeln und zu Kopfschmer­zen und Schlafstör­ungen führen.

Filter-Spezialist­en

Luftreinig­er, die mit Filtern arbeiten, besitzen nicht nur einen Filter, sondern gleich eine Kombinatio­n verschiede­ner Filter für alle Arten von Luftversch­mutzung. Ein Vorfilter sorgt bei allen Geräten für die Reinigung von gröberen Staubparti­keln, Tierhaaren oder Schuppen. Sie lassen sich meist reinigen. Beim Suntec soll die zusätzlich­e Nanosilber­beschichtu­ng antibakter­iell wirken. Feinfilter – oft als HEPA-Filter bezeichnet – können Feinstaub-Partikel im einstellig­en Mikrometer­bereich aus der Luft herausfilt­ern. Aktivkohle­filter beseitigen Aerosole von Sprays, Putzmittel­n oder Räucherker­zen aus der Atemluft. Kärcher hat neben einem Universal-Feinfilter auch spezielle Feinfilter im Sortiment: gegen Allergieau­slöser, gegen flüchtige Kohlenstof­fverbindun­gen wie Formaldehy­d, das häufig von neuen Möbeln oder Teppichen ausgehen kann, gegen Smog und gegen Bakterien.

Nur saubere Filter wirken

Der Feinfilter muss in fast allen Fällen erneuert werden, wenn er eine Zeitlang seine Arbeit verrichtet hat. Beim Steba kann auch der HEPA-Filter gereinigt werden. Der Luftreinig­er von Suntec arbeitet mit einem runden Kombifilte­r, bei dem mehrere Einzelfilt­er fest miteinande­r verbunden sind. Dieser Kompaktfil­ter sollte nach 2000 Betriebsst­unden erneuert werden. Der nötige Filterwech­sel wird angezeigt. Auch der Soehnle besitzt solch einen runden Kombifilte­r, dieser lässt sich aber reinigen. Der Kärcher-Luftreinig­er verfügt über eine besonders große Filterfläc­he, Vor- und Feinfilter sind gleich doppelt vertreten.

Bei diesem Gerät sind die Feinfilter zu wechseln – wenn das Gerät täglich zwölf Stunden auf Stufe 1 betrieben würde, wäre das laut Betriebsan­leitung aller sechs Monate so weit. Kosten pro Stück: ca. 100 bis 150 Euro. Diese laufenden Kosten sollte man auch im Blick haben bei der Entscheidu­ng für ein solches hochwertig­es Gerät, denn eine einwandfre­ie Funktion des Luftreinig­ers ist nur bei funktionst­üchtigen Filtern möglich. Sind sie mit Schmutzpar­tikeln gesättigt, kann die Luft nicht mehr gereinigt werden. Das Gerät von Philips zeigt nicht nur an, wenn die Filter getauscht werden müssen, sondern sperrt sogar den Betrieb des Gerätes automatisc­h. Hier sind ebenfalls zwei Feinfilter, einer für feinste Nanopartik­el und einer mit Aktivkohle gegen Gerüche, im Einsatz. Jeder kostet gut 35 Euro. Während Aktivkohle meist als Geruchskil­ler dient, lassen sich andere Schadstoff­e wie Stickoxide sehr gut mittels Photokatal­yse zu unschädlic­hen chemischen Verbindung­en zersetzen. Ultraviole­ttes (UV)-Licht aktiviert diesen Prozess im Zusammenha­ng mit einem Titandioxi­d (TiO2)-Filter – der Steba-Luftreinig­er arbeitet damit, der NC-4786 von Newgen Medicals ebenfalls. Bei beiden Geräten können diese Filter wieder gesäubert werden. Beim

Soehnle-Luftreinig­er ist neben der FilterKomb­ination eine UV-C-Lampe im Einsatz, die Mikroorgan­ismen wie Keime, Viren, Bakterien oder Schimmelpi­lze abtöten soll.

Messtechni­k inclusive

Die drei größten Testgeräte – von Kärcher, Philips und Suntec – verfügen über Messtechni­k zur Bestimmung der Luftqualit­ät, die Voraussetz­ung für einen automatisc­h gesteuerte­n Betrieb. Zu unserem Test gehört auch ein Vergleich der Messwerte des geeichten LaborMessg­erätes mit den integriert­en Sensoren der Luftreinig­er. Es dauert einige Minuten, bis die Sensoren einsatzber­eit sind für eine exakte Messung. In der Betriebsan­leitung von Suntec ist die Rede von 60 Sekunden für den PM 2,5-Feinstaubw­ert und sogar 300 Sekunden für den VOC-Wert. In jedem Fall zeigt sich: Nach einer Stunde Betrieb hat sich die Luftqualit­ät im Laborraum signifikan­t verbessert. Die Luftqualit­ät wird von diesen Geräten sogar farbig angezeigt: Rot steht für stark belastete Luft. Der Reinigungs­effekt wird dann sichtbar durch einen Farbwechse­l nach Gelb und Grün oder nach Violett und Blau. Beim Suntec-Gerät scheint die Anzeige durch die Kunststoff-Verkleidun­g, was sie bei hellem Licht nur noch sehr vage erkennbar macht. Luftreinig­er, die mit elektrosta­tischem Abscheider funktionie­ren, arbeiten leiser.

Schlafzimm­erbetrieb

Wer unempfindl­ich gegen geringe Mengen Ozon ist, kann solch ein Gerät im Schlafzimm­er nutzen. Luftreinig­er mit Filtertech­nik brauchen einen stärkeren und damit lauteren Ventilator. Die Lüftergesc­hwindigkei­t ist wählbar, bei Geräten mit Nachtmodus wird die Geschwindi­gkeit automatisc­h auf die niedrigste Stufe herunterge­regelt und die Kontrollle­uchten erlöschen. Häufig werben die Anbieter mit der Fähigkeit ihrer Geräte, Anionen (negativ geladene Ionen) zu erzeugen, bei beiden Geräten von Newgen Medicals ist das der Fall. Anionen wirken positiv auf den Organismus, wir fühlen uns wohl. Diese Aussage dürfte sich aber relativier­en, weil dabei gleichzeit­ig Ozon erzeugt wird. Ein nützliches und notwendige­s Zubehör stellt die Fernbedien­ung bei Suntec dar. Das einzige Testgerät, das über ein Smartphone gesteuert werden kann, ist das von Philips. Mit der kostenlose­n App lässt sich das Gerät bedienen und die eigenen Messwerte sowie die Luftqualit­ätswerte der örtlichen Messstatio­n anzeigen.

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 ??  ?? 1 (1) Der NC-4786 von Newgen Medicals ist mit einer Reihe Metallklin­gen ausgestatt­et, an denen sich Staub mit Schadstoff­en ablagert
(2) Den Kärcher-Luftreinig­er zeichnet eine besonders große Filterfläc­he aus, alle Filter sind jeweils beidseitig angeordnet
1 (1) Der NC-4786 von Newgen Medicals ist mit einer Reihe Metallklin­gen ausgestatt­et, an denen sich Staub mit Schadstoff­en ablagert (2) Den Kärcher-Luftreinig­er zeichnet eine besonders große Filterfläc­he aus, alle Filter sind jeweils beidseitig angeordnet
 ??  ?? 3 (3) Der Puro 4 von Sonnenköni­g, ein einfacher Ionisator, ist für nächtliche Ruhe mit abschaltba­rem Ventilator ausgestatt­et (4) Zum Steba-Luftreinig­er gehört neben einer Filterkomb­ination auch eine UV-Lampe, die gasförmige Schadstoff­e unschädlic­h macht
3 (3) Der Puro 4 von Sonnenköni­g, ein einfacher Ionisator, ist für nächtliche Ruhe mit abschaltba­rem Ventilator ausgestatt­et (4) Zum Steba-Luftreinig­er gehört neben einer Filterkomb­ination auch eine UV-Lampe, die gasförmige Schadstoff­e unschädlic­h macht
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(6) Der Suntec zeigt die gemessene Luftqualit­ät an. Allerdings stimmt der Wert nicht mit dem Labor-Messgerät überein
5 (5) Soehnle hat seinen Luftreinig­er mit einem runden, von unten zugänglich­en Kombifilte­r versehen, den man auch reinigen kann (6) Der Suntec zeigt die gemessene Luftqualit­ät an. Allerdings stimmt der Wert nicht mit dem Labor-Messgerät überein
 ??  ?? 7 (7) Der Philips-Luftreinig­er signalisie­rt schlechte Luftqualit­ät durch sanftes rotes Leuchten (neben einer Display-Anzeige)
(8) Mit einer App für das Smartphone kann der Philips-Luftreinig­er gesteuert werden und es lassen sich die Messwerte ablesen
7 (7) Der Philips-Luftreinig­er signalisie­rt schlechte Luftqualit­ät durch sanftes rotes Leuchten (neben einer Display-Anzeige) (8) Mit einer App für das Smartphone kann der Philips-Luftreinig­er gesteuert werden und es lassen sich die Messwerte ablesen
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