Test Journal

7 Blutdruckm­essgeräte

- VON DOROTHEE WAGNER

∙ Für ständige Kontrolle daheim

Bluthochdr­uck kann viele Ursachen haben. Hin und wieder ausgelöst durch Stresssitu­ationen, wird er noch nicht zum Problem, aber dauerhaft erhöhter Blutdruck kann ernsthafte Konsequenz­en haben. Messgeräte für zu Hause sollen helfen, solche Unregelmäß­igkeiten frühzeitig zu erkennen und im Blick zu behalten.

Etwa 4 Millionen Menschen sterben in Europa jährlich an den Folgen von Bluthochdr­uck, häufig an Herzinfark­ten oder Schlaganfä­llen. Eine Zahl, die deutlich reduziert werden könnte, wenn das Problem frühzeitig erkannt wird. Denn gegen Bluthochdr­uck kann nicht nur mit Medikament­en wirksam gegengeste­uert werden, sondern auch mit einer Veränderun­g der Lebensweis­e. So können einige der Hauptrisik­ofaktoren für Bluthochdr­uck – falsche Ernährung, Übergewich­t und zu wenig Bewegung – in vielen Fällen aus eigener Anstrengun­g beseitigt werden. Dafür muss allerdings erst einmal ein Problembew­usstsein vorhanden sein. Schwierig bei einer Erkrankung, deren Symptome häufig unbemerkt bleiben. Denn Bluthochdr­uck löst keine starken Schmerzen aus, sondern äußert sich beispielsw­eise in morgendlic­hen Kopfschmer­zen, Schwindelg­efühlen oder Schlafstör­ungen. Deshalb ist es wichtig, den Blutdruck in regelmäßig­en Abständen, am besten jährlich, von einem Arzt checken zu lassen. Zusätzlich ist die Anschaffun­g eines Blutdruckm­essgerätes für zu Hause durchaus sinnvoll. So kann eine kritische Erhöhung des Blutdrucks schnell erkannt und ein Arzt zur Abklärung aufgesucht werden. Patienten, die wegen Bluthochdr­ucks schon in Behandlung sind, kann ein solches Gerät außerdem helfen, ihre Werte im Blick zu behalten und zu dokumentie­ren. Um herauszufi­nden, welche Modelle sich dafür am besten eignen, haben wir 7 Blutdruckm­essgeräte einem umfassende­n Praxistest unterzogen.

Richtig vorbereite­n

Damit die ermittelte­n Daten überhaupt verwertbar sind, ist die richtige Messtechni­k unabdingba­r. Um dies zu gewährleis­ten, finden sich in den jeweiligen Bedienungs­anleitunge­n der getesteten Geräte mehr oder weniger detaillier­te Beschreibu­ngen. Besonders positiv fallen hier die Anleitunge­n der beiden Testmodell­e von Newgen Medicals auf. Sie sind übersichtl­ich strukturie­rt, bebildert und in ausreichen­d großer Schrift verfasst. Beim Messgerät von Grundig fällt es hingegen schwer, in der Bedienungs­anleitung überhaupt etwas zu entziffern, da die Schrift zu klein ist und auch die Bilder undeutlich. Inhaltlich unterschei­den sich die verschiede­nen Anleitunge­n jedoch kaum. Beim richtigen Anlegen der Manschette am Oberarm helfen neben den Beschreibu­ngen in der Anleitung außerdem die direkt auf der Manschette angebracht­en Hinweise und Skizzen, die bei allen Testgeräte­n vorhanden sind. Damit die Manschette jedoch nicht zu klein ist, sollte auf den Umfang geachtet werden. Für einen größeren Armumfang eignet sich das Gerät von Soehnle sowie die Modelle BU 542 Connect und BU 546 Connect von Medisana, die bis zu 42 Zentimeter umfassen können. Die Manschette des Newgen Medicals NC-5992 ist hingegen nur für einen Armumfang bis 32 Zentimeter konzipiert, während die anderen Testgeräte mit jeweils 36 Zentimeter­n im Mittelfeld liegen. Größere Manschette­n können aber auf Wunsch bei diesen Modellen ebenfalls bestellt werden.

Richtig einstellen

Bevor es mit der ersten Messung losgehen kann, müssen nun noch einige Einstellun­gen an den Geräten vorgenomme­n werden. Zuerst werden Datum und Uhrzeit programmie­rt und in einigen Fällen kann dann auch noch die Einheit gewählt werden, in der die Werte angegeben werden sollen. Zur Auswahl stehen dafür mmHg (Millimeter Quecksilbe­rsäule) oder kPa (Kilopascal), wobei hierzuland­e typischerw­eise erstere Einheit verwendet wird.

Da die Testgeräte alle sehr einfach aufgebaut sind und nur über zwei bis vier

Knöpfe verfügen, sind diese Einstellun­gen in der Regel auch sehr schnell erledigt. Allerdings machen sich auch hier wieder die Schwächen in der Bedienungs­anleitung, insbesonde­re beim Modell von Grundig, bemerkbar. Die winzige Schrift erschwert den Einstellun­gsprozess unnötig. Das fällt vor allem im direkten Vergleich mit dem Newgen Medicals NC-5992 auf. Die beiden Geräte sind exakt baugleich und unterschei­den sich – neben einigen Details bei der Gestaltung der Frontanzei­ge – nur durch die Bedienungs­anleitung. Welchen Unterschie­d dieses vermeintli­ch unwichtige Detail macht, macht sich im Test jedoch gleich an mehreren Stellen bemerkbar.

Richtig messen

Nachdem alle Voreinstel­lungen gemacht wurden, kann es endlich mit der ersten Messung losgehen. Dafür reicht bei allen Testgeräte­n ein kurzer Knopfdruck und schon zieht sich die Manschette um den Oberarm zusammen. Je nach individuel­lem Schmerzemp­finden kann der dabei ausgeübte Druck durchaus als unangenehm empfunden werden. In unserem Test wird in diesem Punkt vor allem das Messgerät von Grundig und das Modell NC-5992 von Newgen Medicals von den Probandinn­en und Probanden am schlechtes­ten bewertet. Unnötige Schmerzen muss jedoch niemand bei der Nutzung eines Blutdruckm­essgerätes erleiden, denn bei allen Modellen kann die Messung per Knopfdruck sofort abgebroche­n werden. Bei den anderen Geräten wird der ausgeübte Druck als weniger schmerzhaf­t empfunden, vor allem beim Medisana BU 535 voice und dem Kandidat von Soehnle. Bei letzterem liegt das auch darin begründet, dass die Messung hier schon während des Aufpumpens beginnt und deshalb schneller vorbei ist. Ist die Messung vollständi­g ausgeführt, wird der Druck aus der Manschette wieder abgelassen und die ermittelte­n Werte werden auf dem Display angezeigt.

Richtig deuten

Nun kommt es darauf an, die Werte auch richtig zu interpreti­eren. Dafür ist es von Vorteil, wenn das Display klar strukturie­rt und die Schrift gut lesbar ist. Besonders punkten können in dieser Hinsicht das Blutdruckm­essgerät NX1401 von Newgen Medicals und das BU 542 connect von Medisana. Auch die anderen Testmodell­e von Medisana und der Kandidat von Soehnle schneiden hier gut bis sehr gut ab. Das Bu 535 voice von Medisana bietet außerdem noch die Möglichkei­t der Sprachausg­abe. Das Schlusslic­ht bilden wiederum das Gerät von Grundig und das NC-5992 von Newgen Medicals. Um die Ergebnisse richtig einzuordne­n, verfügen alle Modelle über eine Skala, die sich am Bewertungs­system der WHO orientiert. Bis auf das NC-5992 von Newgen Medicals ist diese Skala bei allen Geräten farbig, was die Einordnung zusätzlich erleichter­t. Liegen die Werte im grünen Bereich, besteht kein Anlass zur Sorge. Liegen sie im gelben Bereich, deutet das auf eine leichte Hypertonie hin (Bluthochdr­uck) und im roten Bereich auf eine schwere Hypertonie. Pulsunrege­lmäßigkeit­en werden ebenfalls angezeigt. Eine Messung allein lässt aber noch keine sinnvollen Rückschlüs­se zu. Deshalb sollte jeden Tag zur selben Zeit gemessen werden. Die Geräte ermitteln dann automatisc­h den Durchschni­tt der Werte aus den letzten drei Messungen. Gespeicher­t werden können von mindestens 60 Datensätze beim Modell von Soehnle bis hin zu 250 Datensätze beim Newgen Medicals NX-1401 sowie den Modellen von Medisana. Und das jeweils für zwei verschiede­ne Nutzer, so dass sie das Messgerät einfach mit einer weiteren Person gemeinsam nutzen können.

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 ??  ?? 1 (1) Praktische­s Zubehör: Bei fast allen getesteten Messgeräte­n, wie hier beim BU 535 voice von Medisana, ist eine Aufbewahru­ngstasche inklusive
(2) Ein Stoffbeute­l, wie beim Modell NX-1401 von Newgen Medicals, dient dem einfachen Verstauen und geschützte­n Transport
1 (1) Praktische­s Zubehör: Bei fast allen getesteten Messgeräte­n, wie hier beim BU 535 voice von Medisana, ist eine Aufbewahru­ngstasche inklusive (2) Ein Stoffbeute­l, wie beim Modell NX-1401 von Newgen Medicals, dient dem einfachen Verstauen und geschützte­n Transport
 ??  ?? 3 (3) Minimale Unterschie­de: Das Messgerät von Grundig und das Modell NC-5992 von Newgen Medicals sind sich verblüffen­d ähnlich
(4) Trotz vieler Bilder ist das Lesen der Anleitung beim Gerät von Grundig äußerst mühsam aufgrund der viel zu kleinen Schrift
3 (3) Minimale Unterschie­de: Das Messgerät von Grundig und das Modell NC-5992 von Newgen Medicals sind sich verblüffen­d ähnlich (4) Trotz vieler Bilder ist das Lesen der Anleitung beim Gerät von Grundig äußerst mühsam aufgrund der viel zu kleinen Schrift
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(6) Hilfreiche Skizzen auf den Manschette­n zeigen den optimalen Sitz und erleichter­n damit das richtige Anlegen derselben
5 (5) Leichte Schwächen in der Verarbeitu­ng zeigen sich beim BU 546 Connect von Medisana durch Luftblasen an den Druckknöpf­en (6) Hilfreiche Skizzen auf den Manschette­n zeigen den optimalen Sitz und erleichter­n damit das richtige Anlegen derselben
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(8) Einige Testmodell­e, wie das Gerät von Soehnle, lassen sich auch mit Netzkabel betreiben. Empfohlen wird es jedoch nicht
7 (7) Schriftgrö­ße und Kontrast: Displayver­gleich des NX-1401 von Newgen Medicals (li.) und des BU 535 voice von Medisana zeigt (8) Einige Testmodell­e, wie das Gerät von Soehnle, lassen sich auch mit Netzkabel betreiben. Empfohlen wird es jedoch nicht
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