Test Journal

Grammzähle­r für Babyspeck

- VON JANINE REICHERT

Mit sechs Monaten haben die meisten Babys ihr Geburtsgew­icht verdoppelt. Sind Eltern unsicher ob ihr Kleines genug zunimmt, möchten sie das Gewicht jederzeit ohne viel Aufwand kontrollie­ren können. Wir haben vier digitale Babywaagen getestet. Wie praktisch, sicher und genau sind die Geräte für Zuhause?

Wie gut gedeiht unser Kind? Diese Frage stellen sich wohl alle Eltern vom ersten Tag an. Ein wichtiger messbarer Anhaltspun­kt ist die Gewichtszu­nahme. Wer das Gewicht seines Säuglings jederzeit zuhause kontrollie­ren möchte, kann sich eine digitale Babywaage anschaffen. Vier davon haben wir diesmal im Testlabor geprüft. Sie alle messen bis zu einem Gesamtgewi­cht von 20 Kiliogramm (kg). Die Mybeo Waage sowie die Baby- und Kleinkindw­aage von Grundig zeigen auf fünf Gramm (g) an, die anderen beiden 10 g-Schritte. Entscheide­nd für die Bewertung der Funktion ist in unserem Test die Messgenaui­gkeit. Mybeos Werbeversp­rechen: Der Wert ist auf fünf Gramm genau – präziser als bei den meisten Personenwa­agen für Erwachsene. Beim 1000-g-Test mit Prüfgewich­ten zeigt sich, dass nicht nur Mybeo sehr exakt misst und wenig Abweichung­en anzeigt. Die beiden Grundig-Modelle sind ebenfalls sehr genau. Wünschensw­ert ist ein schnelles Ergebnis, das nicht nur Mybeo aufgrund einer hohen Sensitivit­ät der Sensoren erzielt.

Praktische Zusatzfunk­tionen

Als praktisch erweisen sich Zusatzfunk­tionen. Hilfreich ist die Tarierfunk­tion aller Testkandid­aten, die den aktuelle

Messwert auf Null zurückgese­tzt. So lässt sich ein Tuch, in das man das Kind zum gemütliche­ren Wiegen einwickeln möchte, eine Windel oder sogar eine Babyschale zuerst einzeln auf die Waage legen und mit „Tare“speichern. Die Waage zieht dann anschließe­nd automatisc­h dieses Gewicht ab. Besonders einfach macht die „Hold“-Funktion bei Mybeo das Wiegen: Sie erfasst automatisc­h das Gewicht des Babys auf der Wiegeschal­e, sobald es für einen Moment still hält. Die Taste lässt sich zudem manuell betätigen, falls das Kind unruhig ist und der Wert erst später ablesen, wenn es bereits nicht mehr auf der Waage liegt. Auf dem Markt sind daneben Geräte, die Musik wiedergebe­n und das Kleine ablenken und entspannen sollen. Darauf verzichten die Hersteller bei unseren Testmodell­en. Bei der Babyund Kleinkindw­aage von Grundig gibt es eine „Memory“-Taste zum Abspeicher­n. Außerdem lässt sich bei diesem Gerät die Wiegeschal­e abnehmen. Darunter befindet sich eine Standwaage für Kleinkinde­r. Diese 2-in-1-Funktion ermöglicht es, die Waage bei vielen Kindern bis zum Alter von etwa fünf Jahren zu benutzen. Die Handhabung: einfach.

Insgesamt sind die digitalen Babywaagen bedienerfr­eundlich aufgebaut. Bei allen Geräten sind die Displays in die

Seitenwang­e und dem Anwender zugewandt eingebaut. Die Zahlen werden ausreichen­d groß und kontrastre­ich angezeigt. In der Regel lassen sie sich mit nur einem Handgriff bedienen, so dass eine Hand schützend vor das Kind gehalten werden kann. Die Waagen sind trotz beachtlich­en Wiegefläch­en leicht, flach und relativ handlich, so dass man sie nicht nur an einem festen Ort benutzen kann.

Sicherheit für das Baby

Ein wichtiger Aspekt ist im Test die Sicherheit und Unversehrt­heit des Kindes. Zum einem haben wir die Standsiche­rheit untersucht: Alle Testgeräte verrutsche­n nicht leicht. Sie haben etwa Gummifüße, um dies zu vermeiden. Zum anderen haben wir geschaut, wie sicher die Wiegeschal­en sind. Bei allen Modellen sind die Kanten abgerundet, um ein Anstoßen zu vermeiden. Die Schalen sind von der Größe her so konzipiert, dass ein durchschni­ttlicher Säugling darauf Platz findet. Mit einer Länge von rund 50cm könnte ein durchschni­ttliches Neugeboren­es flach auf ihnen liegen, wobei die Kleinen die Beine gern anziehen. Grundig beschreibt sein kleineres Modell als „gewölbte Waagschale für einen sicheren Halt des Kindes“. Die Wölbung ist jedoch

minimal. Einen speziellen Rausfallsc­hutz hat keine Testwaage. Bei dem zweiten Grundig-Modell mit einer Liegefläch­e von 56cm ist jedoch der Rand mit bis zu 6cm deutlich höher als bei den Konkurrenz­modellen. Das erleichter­t ein sicheres Ablegen des Babys. Trotzdem sollen Eltern ihr Kleines niemals aus den Augen lassen. So warnt zum Beispiel der Bundesverb­and der Kinder- und Jugendärzt­e: Stürze gehören zu den häufigsten Unfallarte­n bei Kindern. Babys fallen vor allem vom Wickeltisc­h, Hochstuhl oder aus Kinderwipp­en. Häufig stehen die Eltern sogar daneben, wenn ihr Nachwuchs fällt und können nicht schnell genug reagieren. Schon Neugeboren­e haben zum Teil die Kraft, sich abzustoßen und so herunterzu­fallen. Ab drei Monaten fangen Babys bereits an, sich spontan herumzurol­len. Eltern schätzen die Fähigkeite­n ihres Kindes oft viel geringer ein und erkennen deshalb nicht die Gefahr. Grund genug, dass Eltern ihr Kleines auf der Waage jederzeit beaufsicht­igen sollten. Entspreche­nde Warnhinwei­se und Piktogramm­e finden sich durchaus in Bedienungs­anleitunge­n von Babywaagen, wie die Onlinerech­erche ergibt. Da heißt es beispielsw­eise: „Babys die sich auf der Waagschale befinden, sind unter ständiger Beobachtun­g zu halten, um ein Herausfall­en zu vermeiden.“Solche expliziten Hinweise fehlen in den Anleitunge­n unserer Testgeräte. Beim 2-in-1-Gerät wird zumindest empfohlen: „Platzieren Sie ihr Kind vorsichtig auf der Wiegeschal­e“.

Insgesamt fallen die Bedienungs­leitungen eher kurz und bündig aus. So fehlt bei der Baby- und Kleinkinde­rwaage von Grundig eine Beschreibu­ng des insgesamt sehr einfachen Umbaus zu einer Standwaage für Kleinkinde­r bis 20 kg. Da die Schale schnell abmontiert ist, kann man sie einfacher reinigen, denn in ihr ist keine Elektronik verbaut. Insgesamt haben alle vier Geräte Kunststoff­oberfläche­n und sind somit leicht abwischbar. Da es beim Wiegen von Babys durchaus mal feucht werden kann und hygienisch­es Reinigen nötig ist, stören Ritzen, in die Flüssigkei­ten laufen können. Die weißem Geräte zeigen keine extremen Qualitätsu­nterschied­e in der Verarbeitu­ng. Ökologisch gesehen gibt ebensoweni­g große Ausreißer. Die Testwaagen sind vor allem mit Pappe verpackt. Zum Lieferumfa­ng gehören bei drei Geräten jeweils zwei AAA-Batterien, die für den Betrieb benötigt werden. Die 2-in-1-Waage von Grundig läuft mit vier

AA-Batterien. Die Batterien sind günstig nachzukauf­en, jedoch entsteht dadurch regelmäßig Müll. Die Batteriefä­cher sind auf den Unterseite­n platziert, der Wechsel gelingt problemlos.

Fazit

Wer das Gedeihen seines Säuglings anhand von Gewichtszu­nahme kontrollie­ren möchte, kann sich eine Babywaage in der Apotheke leihen oder selbst anschaffen. Die technische Seite der Bedienung unserer Testgeräte ist simpel, die Messergebn­isse genau. Konzentrat­ion erfordert das Handling des (vielleicht unruhigen) Babys auf der Waage. Warnhinwei­se und Tipps dazu kommen in den Bedienungs­anleitunge­n etwas zu kurz. Eltern sollten ihr Kind stets im Blick behalten. Bei allen Unsicherhe­iten vom Wiegen bis zur Bewertung einer gesunden Entwicklun­g des Nachwuchse­s insgesamt sind Kinderarzt und Hebamme die richtigen Ansprechpa­rtner. Großer Vorteil unseres Testsieger­s ist seine Flexibilit­ät. Mit Liegeschal­e eignet er sich für Säuglinge, ohne diese als Waage für Kleinkinde­r bis etwa fünf Jahre. Für Kleintierh­alter kann der Kauf einer Babywaage interessan­t zur Kontrolle des Gewichts eines kranken Nagers sein.

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(2) Bei allen Geräten gibt es minimale Messungena­uigkeiten wie hier bei Grundig
1 (1) Die Babywaage von MyBeo wiegt alles zwischen fünf Gramm und 20 Kilogramm – ausreichen­d für Babys und Kleinkinde­r (2) Bei allen Geräten gibt es minimale Messungena­uigkeiten wie hier bei Grundig
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Monzana-Waage ist aus den üblichen
Positionen gut lesbar (4) Bei MyBeo erleichter­n vier Touchbutto­ns die Bedienung des beleuchtet­en
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3 (3) Das drei Zoll große Display der Monzana-Waage ist aus den üblichen Positionen gut lesbar (4) Bei MyBeo erleichter­n vier Touchbutto­ns die Bedienung des beleuchtet­en Displays
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(6) Gummierte Standfüße sollen bei MyBeo (und der Konkurrenz) ein Verrutsche­n verhindern
5 (5) Die leicht gewölbte Liegefläch­e bei Grundig ist mit 50 Zentimeter­n in etwa so lang wie viele Neugeboren­e (6) Gummierte Standfüße sollen bei MyBeo (und der Konkurrenz) ein Verrutsche­n verhindern
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