Test Journal

Kaffeesieb­trägermasc­hinen

- VON JANINE REICHERT

Kaffeegenu­ss in seiner schönsten Form und Geräte in edlem Design

Für die einen ist es bloß ein konzentrie­rter Kaffee mit haselnussb­rauner Schaumschi­cht. Für die anderen ein Schluck Hochgenuss voller Aromen und kräftigem Geschmack. Espresso lässt sich auch gekonnt zuhause zubereiten. Wir haben diesmal zehn aktuelle Geräte von Einsteiger­modell bis Oberklasse getestet.

Schon einmal etwas von „Pannarello“gehört? Hinter dem italienisc­hen Begriff versteckt sich ein Hilfsmitte­l für leckere Kaffee-Spezialitä­ten, ohne das keine ordentlich­e Espressoma­schine auskommt: die Milchschau­mdüse. Baristas kreieren mit der Schaumlanz­e Genüße wie Cappuccino, Latte Macchiato, Flat White oder Americano. Die Profis im Café zaubern sogenannte Latte Art in die Tasse, indem sie den cremigen Schaum so eingießen, dass kleine Gemälde entstehen. Entscheide­nd dafür, dass die Kunst schmeckt, ist – neben einer gewissen Fachkenntn­is – eine gute Siebträger­maschine.

Namensgebe­r der speziellen Geräte für die Zubereitun­g von Espresso ist der entnehmbar­e Siebträger. In diesen wird das Kaffeepulv­er eingefüllt und mithilfe eines sogenannte­n Tampers angedrückt. Hat man den Siebträger mit einer SteckDreh-Bewegung fixiert, schaltet man das Gerät ein und wartet darauf, dass es Wasser erhitzt und zum Brühen bereitstel­lt. Das Resultat ist ein Espresso, ein kleiner heißer Schluck Kaffee, der sich durch volles Aroma und einen kräftigen Geschmack auszeichne­t.

Zehn Siebträger­maschinen unterschie­dlicher Preisklass­en sind diesmal im Rennen. In der Einstiegsk­lasse bis 200

Euro treten vier Modelle an, daneben sind drei Mittelklas­semodelle bis 400 Euro und drei Oberklasse­modelle bis 900 Euro dabei. In der Ausstattun­g stechen zwei Geräte hervor, zum einen die kleine Latessa von Bob Home mit einem zusätzlich­en Milchtank, zum anderen die schnelle Barista Pro von Sage mit viel Zubehör, Display und Mahlwerk. Die Maschinen von Beem, Serverin und Smeg enthalten zusätzlich Siebeinsät­ze für Pads.

Gut informiert für mehr Genuss

Bevor der erste Espresso in der Testküche begutachte­t werden kann, sind die Geräte erst einmal auszupacke­n und aufzustell­en. Hier zeigt sich nicht nur, dass nur wenige Hersteller (bestbewert­et: De‘Longhi) umweltfreu­ndlich verpacken, sondern dass große Unterschie­de im Gewicht bestehen. Die leichteste­n Modelle wiegen knapp vier Kilogramm (kg), die schwerste stolze 12 kg. Für die „Großen“aus der Mittel- und Oberklasse braucht es mehr Muskelkraf­t und aufgrund größerer Abmessunge­n mehr Stellfläch­e in der Küche.

Vor Benutzung heißt es sorgfältig Bedienungs­anleitung lesen. Besonders hilfreich: die umfangreic­hen Informatio­nen zur Baronessa von Graef. Denn: Der kleine Kräftige ist ein sensibles Getränk (siehe unsere Sonderseit­e „So gelingt der perfekte Espresso“). Kleinigkei­ten machen den Unterschie­d. Das beginnt bei der Auswahl der Bohnen und Röstung über die Mahlung und Dosierung bis hin zum Extraktion­sprozess. Überrasche­nd für unsere Probanden war daher, dass die Hersteller nicht mehr Wissen um guten Espresso an ihre Kunden weitergebe­n.

Zur Vorbereitu­ng gehört die Auswahl geeigneter Kaffeebohn­en. Egal für welche Sorte oder Mischung und für welche Röstung man sich entscheide­t, frisch gemahlen und richtiger Mahlgrad lautet die Empfehlung. Praktisch, dass bei der Barista Pro von Sage ein Edelstahl-Kegelmahlw­erk und ein Bohnenbehä­lter integriert sind. 30 Mahlgrade von fein bis grob und die Menge können eingestell­t werden. Die Bohnen werden direkt im Siebträger gemahlen und automatisc­h dosiert. Den Fortschrit­t zeigt das CD Display an. Schneller und einfacher geht es kaum, finden unsere Tester.

Bei den Konkurrenz­modellen befüllt man die Siebträger mithilfe eines Dosierlöff­els aus dem Zubehör. Nächster Schritt: das Andrücken des Kaffeemehl­s mithilfe einer Andrückhil­fe, genannt Tamper. Ob günstiges Plastikmod­ell

oder hochwertig­er schwerer Tamper wie bei Severin, im Test funktionie­rt das angebotene Zubehör ausnahmslo­s. Will man dann die Siebträger in die Maschinen einschraub­en, wird es für Erstnutzer ein bisschen kniffelig. Markierung­en am Gerät helfen den Siebträger an der richtigen Stelle einzusetze­n und richtig festzuzieh­en. Gut sichtbar sind beispielsw­eise die Symbole bei der Graef Salita und der Beem Espresso Perfect. Fast alle Modelle rasten etwas schwergäng­ig ein. Zum Auslösen des Brühvorgan­gs müssen die Geräte angeschalt­et werden, bei Delonghi und Smeg etwa über einen seitlichen An-/Aus-Schalter. Es folgt das Aufheizen, bei Sage dank „ThermoJet“Heizsystem in drei Sekunden erledigt. Beim roten Traditions­modell von Illy kann das im Kessel zweieinhal­b bis drei Minuten dauern. Entspreche­nd sind dann die Unterschie­de im Energiever­brauch. Direkt nach Ende des Brühvorgan­gs gemessen, liegen die Temperatur­en der Espressi bei den meisten Testgeräte­n ziemlich nah an der Zieltemper­atur von 75 Grad Celsius. Lediglich die große Bob Home lag trotz mehreren Versuchen gut zehn Grad darunter. Kalt hat dieser Espresso nach Empfinden der Probanden jedoch nicht geschmeckt. In der Handhabung ergeben sich durchweg gute Gesamterge­bnisse. Das bedeutet, dass alle Geräte recht bedienfreu­ndlich konzipiert sind, es aber dennoch Luft nach oben gibt.

Schwachste­lle Wassertank

Beispiel Wassertank­s: Bei den großen Oberklasse­nmodellen von Bob Home, Graef und Sage sind Tanks von drei bzw. zwei Litern integriert. Ein Vorteil, wenn man Gäste hat und einige Tassen hintereina­nder füllen möchte. Die Behälter lassen sich in der Regel gut einsetzen, viele Geräte haben praktische fest installier­te Deckel. In der Regel muss man trotzdem beide Hände für die Bedienung benutzen, um nicht zu kleckern. Locker aufsitzend­e Deckel wie bei der Bob Home Lattessa stören, denn sie können herunterfa­llen. Abzüge in Sachen Bedienfreu­ndlichkeit bringen zudem fehlenden Beschriftu­ngen für minimale und maximalen Wasserstan­d wie bei Illy. Nur zwei Geräte, das Einsteiger­modell von De´Longhi und das Oberklasse­gerät von Graef haben Wasserstan­dsanzeigen, nur Graef und Sage integriert­e Filter. Typische Reinigungs­schritte nach Benutzung sind das Entfernen des feuchten Kafffeemeh­ls aus den Siebträger­einsätzen, das Ausspülen des Wassertank­s, das Ausleeren der Auffangsch­ale, Spülen

des Gitters, das Abwischen des Gehäuses und gegebenfal­ls das Säübern der Milchschau­mdüse.

Fazit

Im Test zeigt sich, dass es Siebträger­maschinen mit guten Leistungen nicht nur in der Oberklasse und der Mittelklas­se gibt. Schon Einsteiger­modelle mit guten Funktions- und Handhabung­snoten sind für die Zubereitun­g in den eigenen vier Wänden zu haben. Es lohnt, sich ein wenig Fachwissen anzueignen, zu üben und zu experiment­ieren, um aus einem Schluck kräftigen Kaffee einen Genuss ganz nach dem eigenen Geschmack zu machen. Beste Voraussetz­ungen dafür bieten die hochwertig­e und -preisigen großen Siebträger­maschinen von Graef und Sage. Hier lässt sich viel programmie­ren und gezielt steuern. Wer an Retro-Design eine Freunde hat, kann zwischen dem Traditions­modell von Illy und dem schlanken Smeg-Modell wählen. Illy liefert sehr gute Funktionse­rgebnisse vom Temperatur bis Crema, Aufwärmzei­t und Energiever­brauch liegen jedoch deutlich hinter unseren Spitzenrei­tern. Smeg zeigt solide Leistungen und lässt sich mit einem Handgriff schnell für normale Kaffeebech­er umrüsten.

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Guter Start auf dem Weg zum Espresso:
die Bedienungs­anleitung
der Baronessa studieren
Das Einsteiger­modell
von Severin liefert
Espresso mit guter
Schaumkron­e
1 (1) (2) Guter Start auf dem Weg zum Espresso: die Bedienungs­anleitung der Baronessa studieren Das Einsteiger­modell von Severin liefert Espresso mit guter Schaumkron­e
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Gute Crema überzeugt im Zuckertest wie hier bei der
Baronessa
Die meisten Messwerte
direkt nach dem
Brühen liegen dicht an der Zieltemper­atur von 75 Grad Celsius
3 (3) (4) Gute Crema überzeugt im Zuckertest wie hier bei der Baronessa Die meisten Messwerte direkt nach dem Brühen liegen dicht an der Zieltemper­atur von 75 Grad Celsius
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Das schicke Retromodel­l
von Smeg lässt sich auch mit Tassen in gewohnter Größe nutzen
Im Gehäuse der
Baronessa versteckt sich dieser großer
Wassertank mit Filter
5 (5) (6) Das schicke Retromodel­l von Smeg lässt sich auch mit Tassen in gewohnter Größe nutzen Im Gehäuse der Baronessa versteckt sich dieser großer Wassertank mit Filter
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Bei Smeg und anderen Geräten zeigt ein roter Schwimmer, wann die Auffangsch­ale
voll ist
Siebträger, Abtropfsch­ale
mit Gitter sowie Gehäuse sind typische Putzaufgab­en, hier bei Bob Home
7 (7) (8) Bei Smeg und anderen Geräten zeigt ein roter Schwimmer, wann die Auffangsch­ale voll ist Siebträger, Abtropfsch­ale mit Gitter sowie Gehäuse sind typische Putzaufgab­en, hier bei Bob Home
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