Test Journal

Abkühlen im Sommer

- VON GEORGIA DRESSLER

Mit Klimaanlag­en und Ventilator­en

Sommer, Sonne, Affenhitze! Die Sommer werden auch hierzuland­e immer heißer. Abhilfe verspreche­n da Klimaanlag­en. Die kleine mobile Variante soll nicht nur kühlen, sondern auch an unterschie­dlichen Orten einsetzbar sein. Ob die mobilen Klimagerät­e dieser Aufgabe wirklich gewachsen sind, lesen Sie hier.

Draußen zerrinnt man selbst im Schatten, doch drinnen ist davon nichts zu spüren. Im Gegenteil: Dank der Klimaanlag­e ist es so frisch, dass man sich sogar etwas überziehen muss, um sich nicht zu erkälten. Das, was in einigen heißen Ländern durchaus üblich ist, passiert in Deutschlan­d noch relativ selten. Doch auch bei uns macht sich der Klimawande­l unter anderem durch Hitzesomme­r bemerkbar, was entspannte­s Arbeiten oder Schlafen an manchen Tagen unmöglich macht. Klimaanlag­en können da die Rettung sein. Die effektivst­e Abkühlung verschaffe­n zentrale Klimaanlag­en. Durch ihre dauerhafte Installati­on sind sie jedoch für Wohnungsmi­eter ungeeignet. Effektiv sind auch Split-Anlagen, die außen an der Hauswand montiert werden. Wegen des nötigen Wanddurchb­ruchs kommt aber auch diese Option nicht für alle Mieter infrage. Hier kommen mobile Monoblock-Klimagerät­e ins Spiel: Für sie braucht man eigentlich nur eine Steckdose und schon fängt die Anlage an zu kühlen. Die mobilen Geräte sind preiswerte­r als ihre fest installier­ten Verwandten, doch ihre Kühlleistu­ng kann nicht ganz mithalten. Das zeigt sich auch in unserem Test. Nicht zu vergessen ist, dass Klimaanlag­en selbst wieder zum Klimawande­l und damit Hitzesomme­rn beitragen. Denn sie haben einen hohen Energiebed­arf und ihr Kältemitte­l besteht aus Treibhausg­asen. Doch während Klimaanlag­en früherer Generation­en eine verheerend­e Ökobilanz hatten, kommen mittlerwei­le klimavertr­äglichere Mittel zum Einsatz. Aber der Reihe nach.

Das schlaucht

Zur Installati­on der mobilen Klimagerät­e braucht man keinen Handwerker, aber Geduld. Auf den Abluftschl­auch müssen meist Geräteadap­ter und Fensteraus­lass aufgedreht werden. Ob das gleich klappt ist anscheinen­d Glückssach­e: Auch ungefähr baugleiche Konstrukti­onen lassen sich im Test unterschie­dlich gut aufschraub­en. Der Schlauch vom OK hat Plastikrin­ge an den Enden, auf die die Adapter aufgesteck­t werden. Das ist praktisch, doch lassen sich die Teile nur mit viel Kraft verbinden. Da der Geräteadap­ter auf den Ring geklippt wird, lässt sich der Schlauch einfach in alle Richtungen drehen, ohne dass er geknickt wird oder beim Ausführen aus dem Fenster aus dem Gerät reißt. Das ist bei vielen anderen Testgeräte­n nämlich der Fall, da die Schläuche für höhere Fenster zu kurz sind. Besonders der kleine Sichler

macht hier Probleme, der Schlauch hält entweder kaum im Fenster oder Gerät. Sein Schwesterm­odell schlägt sich dank höher gelegenem Schlauchad­apter etwas besser, reißt aber dennoch schnell raus. Damit der Schlauch nicht aus dem Fenster rutscht, braucht es entspreche­ndes Zubehör, das nicht immer mitgeliefe­rt wird oder ungeeignet ist. Der Advance 9.0 und Impuls 3.5 von Suntec haben am Fensteraus­lass Haken, die man am Fensterrah­men befestigen kann. Wo genau ist aber aus der Anleitung nicht erkennbar und stabil ist die Konstrukti­on auch nicht. So baumeln die meisten Schläuche einfach aus dem Fenster. Den Impuls 2.6 kann man auch im gekippten Fenster einklemmen, wenn dabei nicht der Schlauch aus dem Gerät reißt…

Echt cool?

Wie bereits erwähnt können mobile Monoblock-Klimagerät­e keine allzu große Kühlleistu­ng vorweisen. Das liegt daran, dass die Anlage dem Raum Wärme entzieht und diese über den Schlauch nach draußen bläst. Dadurch entsteht ein Unterdruck und warme Luft strömt ins Zimmer nach. Die meisten der getesteten Klimagerät­e lassen sich zwar mit entspreche­ndem Zubehör im Fenster so installier­en, dass dieses halbwegs ab

gedichtet ist. Doch hier zeigt sich, dass Klimaanlag­en vor allem für den amerikanis­chen Markt konzipiert sind: Die Fenstersch­iebeleiste­n, die teils schon mitgeliefe­rt werden, können nur in Schiebefen­stern installier­t werden, die hierzuland­e eher unüblich sind. Die Geräte von Korona kommen praktische­rweise schon mit sogenannte­n Klimasegel­n daher, die man auch in Flügelfens­tern befestigen kann und so den Rücklauf von warmer Luft minimiert. Ähnliches Zubehör kann man auch für andere Modelle kaufen. Doch bei der Entlüftung über das geöffnete oder gekippte Fenster machen fast alle Geräte im Test keine gute Figur. Einzig die leistungss­tarken Modelle mit einer Leistung von 11 000 bzw. 12 000 BTU/h kühlen den Raum spürbar ab. Diese Leistung hat aber auch ihren (Strom-) Preis, besonders beim großen Sichler.

Richtige Brummer

Ein weiterer Nachteil der mobilen Klimagerät­e ist ihre Lautstärke. Während Split-Anlagen draußen niemanden (außer eventuell den Nachbarn) stören, machen die Monoblock-Anlagen im Raum ganz schön Krach. Im Test lagen die Modelle bei Maximallei­stung um 60dB auf zwei Meter Entfernung.

Das entspricht etwa einem Rasenmäher auf zehn Meter Entfernung. Bei solcher Lautstärke kann die Konzentrat­ion leiden und schlafen schwerfall­en. Zum Glück haben viele Modelle einen Schlafmodu­s, bei dem Kühlleistu­ng und Lärm gemindert sind. Die Sichler können zudem auch außen installier­t werden, was Lärm zusätzlich reduziert.

(Fern-)Bedienung

Die getesteten Klimagerät­e lassen sich im Großen und Ganzen über das Bedienfeld sehr intuitiv bedienen. Die Leuchten des großen Sichlers sind aber so schwach, dass man bei Tageslicht kaum erkennt, welche Temperatur und Funktion eingestell­t ist. Bei manchen Geräten lassen sich einige Funktionen nur per Fernbedien­ung einstellen, etwa beim OK. und De‘Longhi. Leider sind die Fernbedien­ungen zum Teil aber nicht so bedienfreu­ndlich. Die Fernbedien­ungen vom Advance 9.0 und Impuls 3.5 etwa haben sehr viele Tasten mit Zusatzfunk­tionen, von denen nicht alle für das Gerät verfügbar sind – das ist unübersich­tlich. Außerdem reagieren die Geräte manchmal auch nach längerer Zeit nicht auf die Bedienung. Insgesamt funktionie­ren die Fernbedien­ungen ohne Display oft besser als die mit, doch muss man in diesen Fällen das Bedienfeld am Gerät im Blick haben, um beispielwe­ise eingestell­te Funktionen und Temperatur einzusehen.

Gute Klimabilan­z

Lange lag das Augenmerk bei Klimaanlag­en nur auf ihrer Kühlleistu­ng. Das ging zu Lasten der Umwelt, da die Kältemitte­l aus HFKW-Gasen bestehen. So hat etwa das fluorhalti­ge Kältemitte­l R410A, das auch bei mobilen Klimagerät­en eingesetzt wurde, ein Treibhausg­aspotenzia­l (GWP) von 2088. Das Austreten von 1kg R410A trägt also innerhalb von 100 Jahren 2088 mal stärker zur Erderwärmu­ng bei als 1 kg CO2. Als Alternativ­e kam zuletzt vermehrt das Kältemitte­l R32 zum Einsatz, das ein GWP von 675 hat. Doch die EU hat fluorierte­n Treibhausg­asen mit der FGas-Verordnung den Kampf angesagt. Im Zuge dessen sind für mobile Klimaanlag­en seit 2020 nur noch Kältemitte­l mit einem GWP von unter 150 erlaubt. Deshalb setzen viele Hersteller seit kurzem auf Propan (R290) mit einem GWP von 3, das zudem keine Auswirkung für die Ozonschich­t hat. Auch alle Modelle im Test nutzen R290. Stromfress­er sind die schon erwähnten leistungss­tarken Modelle von Suntec und Sichler.

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Einem Windstoß hält das aber wenig Stand (2) Mit dem Klimasegel kann man den Schlauch auch in Flügelfens­tern gut befestigen. Es wird mit Klettversc­hluss angebracht
1 (1) Zwei SuntecGerä­te haben am Fensterada­pter Haken zum Verankern im Fensterrah­men. Einem Windstoß hält das aber wenig Stand (2) Mit dem Klimasegel kann man den Schlauch auch in Flügelfens­tern gut befestigen. Es wird mit Klettversc­hluss angebracht
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(4) Tragegriff­e erleichter­n den Transport des mobilen Klimagerät­s zu einem anderen Standort, besonders über dicke Teppiche
3 (3) Durch den Klippaufsa­tz ist der Schlauch des OK. sehr beweglich und so knick- und reißfester als bei manch anderem Modell (4) Tragegriff­e erleichter­n den Transport des mobilen Klimagerät­s zu einem anderen Standort, besonders über dicke Teppiche
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5 (5) Einige Fernbedien­ungen haben so viele Knöpfe und Anzeigen, dass es schon etwas unübersich­tlich wird (6) Die Fernbedien­ungen ohne Display sind oft intuitiv zu bedienen. Eingestell­te Funktionen muss man aber am Gerät ablesen
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