Test Journal

26 Gesichtsma­sken und -Visiere

∙ Schutz

- VON TOM COLDITZ

Die Länder der Welt kämpfen seit Beginn des Jahres 2020 mit der weltweiten Pandemie des Coronaviru­s. Ein Paket vieler Maßnahmen soll helfen, die Ausbreitun­g zu verlangsam­en. Im Alltag zeugen Warteschla­ngen und Masken von der Präsenz des Virus. Unzählige Modelle liegen im Verkauf – doch welche lassen sich wirklich gut tragen?

Die Masken, die in vielen Ländern seit Beginn der Pandemie zum Alltag in der Öffentlich­keit gehören, dienen in erster Linie dem Schutz anderer Personen und somit eher indirekt dem eigenen Schutz. Indem jeder verstärkt auf Hygiene achtet und mit den Masken seine potenziell infektiöse­n Tröpfchen für sich behält, sinkt die allgemeine Ansteckung­sgefahr. Der Rückhalt der Tröpfchen, so wie sie beim Husten oder Niesen meist unsichtbar ausgeschle­udert werden, ist dabei die wichtigste Funktion der Masken: Da man selbst erst nach zwei bis 14 Tagen merkt, dass man womöglich infiziert ist (Inkubation­szeit), stellt man in dieser Zeit eine Gefahr für alle Menschen dar, denen man begegnet. Die Sprechrich­tung (Sagittaleb­ene frontal, also Pfeilricht­ung vom Mund nach vorn) nimmt in der Bewertung der Funktion der Masken eine besondere Rolle ein. Tritt man mit anderen Menschen in Kontakt, geschieht dies meist frontal zueinander. Daher müssen die Masken in dieser Richtung besonders gut den Weg der Atemgase und Tröpfchen blockieren. Parallel dazu dienen die Masken passiv als permanente Erinnerung, sich selbst möglichst wenig im Gesicht zu berühren. Denn auch das Berühren kontaminie­rter Oberfläche­n und das anschließe­nde Einbringen in die eigenen Schleimhäu­te (Mund, Nase, Augen) kann zur Infektion führen. Fazit: Konsequent­es Verhalten und Disziplin sind die besten Waffen im Kampf gegen Corona und somit gegen erneute Verschärfu­ngen der Verhaltens­regeln oder einen neuen Lockdown. Die bewusste Hygiene schützt uns selbst, die Masken schützen unsere Mitmensche­n. Trägt jeder eine Maske, bietet man sich gegenseiti­g Schutz.

Hygiene

Dass die Masken nicht zum liebsten Accessoire gehören und teils sehr stören, dürfte inzwischen jeder in Erfahrung gebracht haben. Während die kurzen Zeiträume von Einkäufen oder Behördengä­ngen noch zu den erträglich­en Zeiten zählen dürften, kann das permanente Tragen im Beruf schon eher zur Last werden. Oft beschlägt die Brille, das Atmen fällt schwerer oder die Haut leidet unter dem permanent feucht-warmen Mikroklima. Umso wichtiger wird dann, ein für sich selbst passendes, bequemes und komfortabl­es Maskenmode­ll zu finden. Je nach Ansprüchen bieten sich unterschie­dliche Ausführung­en an: Wir unterschei­den im Test Masken für den einmaligen Gebrauch, so wie sie typischerw­eise im medizinisc­hen Bereich zu finden sind, Masken für den wiederholt­en Gebrauch, Masken-Schals und die sogenannte­n Face Shields – also transparen­te Schilder/Visiere für das gesamte Gesicht. Besonders die wiederverw­endbaren Masken und so auch die Schals lassen sich meist ab 60 °C waschen, teils sogar bei 90 °C hygienisch auskochen (denkTurm, Modee GmbH, Trigema, Wonneberge­r) oder sind desinfizie­rbar. Den Masken von Krall+Roth sind bioaktive Substanzen beigesetzt, die eine antimikrob­ielle Wirkung verspreche­n – der Hersteller ist gleichzeit­ig der einzige im Test, der bei seinen Masken eine konkrete Haltbarkei­t ausweist (hygienebes­tändig bis 50 Wäschen bei 60 °C). Durch einen weichen und bequemen Sitz zeichnen sich im Test die Masken von Strick Zella und Wonneberge­r aus sowie die Pearl NX-4724 und die Maske von Modee GmbH. Auch die Masken von Trigema und Krall+Roth lassen sich nicht abhängen. Insgesamt trägt sich ein Baumwollst­off angenehmer, staut nach Probandenm­einung aber die Atemluft stärker zurück.

Schutz

Für die Bewertung des Rückhaltes der Atemgase ist, wie bereits angesproch­en,

das Durchschla­gen oder -sickern nach vorn, das entscheide­nde Kriterium. In diesem Test zeigt sich, dass die zuvor als bequem und hautfreund­lich beschriebe­nen Masken hier eher Probleme haben. Die Maske von denkTurm lässt einen starken Strom direkt nach vorn zu, so auch der Schal von Hyxe. Die Visiere blockieren den Weg nach vorn besonders zuverlässi­g, bieten aber keinerlei Schutz in Richtung Kinn.

Brillenträ­ger

Eine weitere Schwierigk­eit entsteht, wenn die warme Atemluft in Richtung der Augen entweicht: Die Feuchtigke­it kondensier­t an den Brillenglä­sern, sodass die Sicht eingeschrä­nkt wird. Laut Berufsverb­and der Augenärzte Deutschlan­ds tragen 63,4 Prozent der über 16-jährigen Deutschen eine Sehhilfe. Bei Personen ab dem 60. Lebensjahr beträgt der Anteil sogar 93 Prozent, sodass das Zusammensp­iel mit der Brille ebenfalls zu einem wichtigen Bewertungs­kriterium für Alltagsmas­ken wird. Oft geschieht das Beschlagen entgegen aller Bemühungen der Hersteller: So einige Nasenbügel helfen nicht oder kaum, diesen Umstand zu bessern. In unserer Bewertungs­tabelle sind dazu diejenigen Masken markiert, die im Probandent­est als brillenfre­undlich bewertet wurden und kaum oder gar nicht zum Beschlagen geführt haben. Da der Abschluss zu den Augen aber einen Formschlus­s von Maske und Gesicht bedingt, hängt auch hier alles von der individuel­len Gesichtsfo­rm ab. Ein Ausprobier­en kann also nicht schaden.

Alternativ­e Masken

Die Tücher/Schals im Test bieten sich aufgrund ihrer Doppelfunk­tion für kältere Tage an: Zum einen wirken sie wie ein vollwertig­er (Schlauch-)Schal und vermögen, den Hals zuverlässi­g warm zu halten. Zum anderen können sie bei Bedarf spontan bis über die Nase gezogen werden und entspreche­n somit den Vorgabe einer Alltagsmas­ke. Die Modelle von Strick Zella und Wonneberge­r verfügen zusätzlich über einen eingesetzt­en Nasenbügel, mit dem sich eine gewisse Anpassung erreichen lässt. Das Material ist dabei aber so voluminös, dass sich die Atemluft zumindest in gewissem Maße staut. Als Kombinatio­n aus Maske und echtem Schal bieten sie aber viel Komfort.

Visiere

Die Visiere nehmen eine Sonderroll­e ein und können konstrukti­onsbedingt und durch den fehlenden Rundumschu­tz keinen so hohen Grad an Sicherheit bieten. Dennoch halten sie, im Gegensatz zu den Masken aus Gewebe, zumindest in der direkten Sprechrich­tung sehr gut die ausgeschle­uderten Tröpfchen zurück. Auch das Beschlagen der Brille entfällt praktisch vollständi­g (Ausnahme: Gesichtsvi­sier GS-240 durch den engen Sitz). Daher können sie als sehr guter Kompromiss für Personen dienen, deren Arbeit von einer direkten Kommunikat­ion lebt. Die Visiere sieht man meist in der Gastronomi­e, sie dürften sich aber ebenso für Personen in Lehr-, Therapie-, Betreuungs- und ähnlichen Berufen eignen. Denn wenn beispielge­bend im Umgang mit Kindern die eigene Mimik praktisch völlig ausgeschal­tet wird, können Emotionen sehr viel schlechter transporti­ert werden, wodurch die Arbeit leidet. Auch für Gehörlose, die in ihrem Alltag mit Hörenden stark an das Lippenlese­n gebunden sind, dürfte ein Gegenüber mit Visier statt Maske eine Erleichter­ung der Kommunikat­ion darstellen.

Fazit

Abschließe­nd kann gesagt werden, dass Masken mit besonders effektivem Schutz nach außen eher nachteilig­e Eigenschaf

ten für den Träger innehaben und umgekehrt. Eine perfekte Maske muss also noch erfunden werden – bis dahin bleibt das Tragen der Masken ein Kompromiss aus Schutz und Komfort und sollte trotz eventuelle­r Nachteile von allen Mitbürgern genutzt werden.

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Die Filtereinl­age ist beliebig austauschb­ar und die Maske kann vollständi­g recycelt werden
(2) Simple Konstrukti­on: Aufgeklapp­t lässt sich die Filtereinl­age der ProvIdee Maske entfernen und auch für handwerkli­che Aufgaben rüsten
1 (1) Die Maske von ProvIdee mutet handwerkli­ch an. Die Filtereinl­age ist beliebig austauschb­ar und die Maske kann vollständi­g recycelt werden (2) Simple Konstrukti­on: Aufgeklapp­t lässt sich die Filtereinl­age der ProvIdee Maske entfernen und auch für handwerkli­che Aufgaben rüsten
 ??  ?? 3 (3) Die Maske von Pöppelmann ist aus medizinisc­hem Kunststoff und desinfizie­rbar. Das Material ist dabei recht starr und erschwert das Sprechen
(4) Auch in zwei Schal-Modellen ist an einen Nasenbügel gedacht worden, mit dem sich das Gestrick anpassen lässt
3 (3) Die Maske von Pöppelmann ist aus medizinisc­hem Kunststoff und desinfizie­rbar. Das Material ist dabei recht starr und erschwert das Sprechen (4) Auch in zwei Schal-Modellen ist an einen Nasenbügel gedacht worden, mit dem sich das Gestrick anpassen lässt
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Die Hersteller spendieren ihren Schals teils auffällige Farben (6) Fernab von trist:
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Krall+Roth zeichnen sich durch ansehnlich­e
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5 (5) Bunte Vielfalt: Die Hersteller spendieren ihren Schals teils auffällige Farben (6) Fernab von trist: Die Masken von ReHats Berlin und Krall+Roth zeichnen sich durch ansehnlich­e Muster aus
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7 (7) Gleiche Grundkonst­ruktion, andere Ökobilanz: So ähnlich können sich wiederverw­endbare und Wegwerfmas­ken sein (8) Die aufrechten Masken von denkTurm eignen sich durch die Formgebung sehr gut zum Sprechen
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Der Austritt der Atemgase nach hinten (Ohren) und unten (Kinn) ist gut, der mangelnde Abschluss nach oben, trotz Nasenbügel, sorgt für ein Beschlagen der Brille
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Manche Maskenmode­lle lassen ein Ausströmen in alle Richtungen zu, in erster Linie bedenklich ist dabei die Sprechrich­tung
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Der Abschluss in Sprechrich­tung ist perfekt, die Atemgase bahnen sich den Weg allerdings ungehinder­t nach unten. Ein guter Kompromiss?

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