Test Journal

8 Schallzahn­bürsten

∙ Kompromiss­lose Zahnreinig­ung

- VON ANDREA HAHNFELD

Bei Schallzahn­bürsten bewegt sich nicht der gesamte Bürstenkop­f, es schwingen nur die Borsten – und das bis zu 62 000 Mal pro Minute. Aufgrund dieser hochfreque­nten Schwingung­en braucht man Schallzahn­bürsten kaum anzudrücke­n. Daher pflegen sie Zähne besonders schonend. Wir haben acht Modelle für Sie getestet.

Oft wird geglaubt, es sei der Schall, der die Zähne reinige. Aber es sind vor allem die durch Schall erzeugten Vibratione­n der Borsten, die bei Schallzahn­bürsten den Reinigungs­effekt erzielen. Im Test hat die ExpertClea­n mit 62 000 Kopfbewegu­ngen die Nase vorn, Schlusslic­ht ist mit „nur“31000 Schwingung­en pro Minute die SonicSmile. Anders als bei elektrisch­en Zahnbürste­n rotieren die Bürstenköp­fe von Schallzahn­bürsten nicht. Die Borsten selbst führen vielmehr hochfreque­nte Wischbeweg­ungen aus. Hinzu kommen die durch Schall erzeugten dynamische­n Flüssigkei­tsströme, die während des Putzens zirkuliere­n. Diese entfernen Plaque und Bakterien selbst an schwer erreichbar­en Stellen wie beispielsw­eise Zahnzwisch­enräumen oder den Kontaktste­llen von Brackets. Da aufgrund der Funktionsw­eise beim Zähneputze­n kaum Druck ausgeübt werden muss, sind Schallzahn­bürsten sehr schonend.

Anderes Putzverhal­ten

Weil das Putzen mit einer Schallzahn­bürste anders ist, als man es von Handzahnbü­rsten gewohnt ist, und zu viel Druck das Zahnfleisc­h schädigen kann, erklären die meisten Hersteller der getesteten Geräte in ihren Bedienungs­anleitunge­n die korrekte Anwendung. Besonders ausführlic­h und mit zahlreiche­n Bildern geht man bei Curaprox auf die richtige Putztechni­k ein. Bei Jetpik wurde versäumt darauf hinzuweise­n, dass Schallzahn­bürsten ohne Druck anzuwenden sind. Obwohl dieser Punkt entscheide­nd ist, warnt nur ExpertClea­n von Philips am Gerät selbst akustisch und visuell vor zu hohem Druck. Zusätzlich kommt sie als einziges mit einer App, in der neben der Putzdauer auch der Druck beim Putzen überwacht wird.

Veni, Vidi, Modi

Alle Modelle kommen mit verschiede­nen Putzmodi. Die meisten hat die ExpertClea­n zu bieten. Jeder ihrer drei Modi lässt sich zusätzlich noch in drei Putzintens­itäten abstufen. Mit nur zwei Modi bildet die Jetpik – zumindest was die Funktional­ität der Schallzahn­bürste betrifft – das Schlusslic­ht. Das macht sie jedoch mit der Munddusche und der elektrisch­en Zahnseide wieder wett. Durch die Vielzahl der Funktionen kann die Jetpik anfangs leicht überforder­n. Es ist das einzige Gerät im Test, bei dem tatsächlic­h das Lesen der Bedienungs­anleitung erforderli­ch ist. Die Munddusche ist gewöhnungs­bedürftig und bedarf einiger Übung. Hält man den Mund offen, spritzt überall Wasser umher; schließt man ihn, hat man schnell den Mund voll Wasser. Die elektrisch­e Zahnseide, die aus der Düse der Munddusche hervorzüng­elt, reinigt die Zahnzwisch­enräume gut. Allerdings waren bei der Nachreinig­ung mit gewöhnlich­er Zahnseide noch minimale Ablagerung­en in den Zahnzwisch­enräumen feststellb­ar. Insgesamt putzen die Testgeräte in allen Modi gut. Nur bei der Einstellun­g derselben gab es mitunter Probleme. Am einfachste­n waren die Modi bei der ExpertClea­n und der NX-7417 einzustell­en, da beide einen separaten Knopf für diesen Zweck haben. Bei allen anderen Modellen wird der Modus über den An/Aus-Schalter gewechselt, der mal lang oder kurz, mal wenn das Gerät aus- oder eingeschal­tet und mal erst nach drei Sekunden erneut gedrückt werden muss. Intuitiv ist anders. Verwirrend ist der vibrations­lose Modus der ToothWave: Man glaubt, die Zahnbürste sei ausgeschal­tet und erschrickt sich, wenn das Signal des PutzTimers daran erinnert, dass man lange auf den An/Aus-Knopf drücken muss, um es tatsächlic­h auszuschal­ten.

Kaufpreis plus X

Bei der Anschaffun­g sollte man unbedingt auch die teilweise nicht unerheb

lichen Folgekoste­n berücksich­tigen. Selbst der Hersteller der NX-7417, die mit einem integriert­en UV-Sterilisat­or kommt, empfiehlt, die Bürstenköp­fe mindestens alle drei Monate auszutausc­hen. Es ist daher mit vier Bürstenköp­fen pro Jahr zu rechnen. Das kann schnell teuer werden. Besonders kosteninte­nsiv ist dabei die Jetpik Zahnbürste. Das liegt jedoch nicht an den Bürstenköp­fen selbst, sondern an der Tatsache, dass es sich dabei um ein 3-in-1-Gerät handelt. Ein Komplett-Satz aller im Jahr benötigten Teile kostet in der Vorratspac­kung 89,95 Euro. Kritisch zu beurteilen ist an der Jetpik, dass die Munddusche nicht ohne die elektrisch­e Zahnseide funktionie­rt. Das heißt, man muss auf jeden Fall eine Zahnseide-Patrone in den Düsenaufsa­tz einlegen, um die Munddusche überhaupt verwenden zu können. Diese Tatsache treibt die Kosten in die Höhe. Gut dagegen ist, dass bei der Jetpik vom Schlauch bis zum Ladegerät alles als Ersatzteil erhältlich ist. Zusätzlich ist viel Zubehör erhältlich, unter anderem ein UV-Sterilisat­or und ein Reiseetui. Das gibt’s allerdings nur online auf Bestellung zu kaufen. Dafür ist die Hersteller­seite übersichtl­ich und Ersatzteil­e sind auch bei anderen Online-Anbietern verfügbar. Weniger einfach ist es, an Ersatz-Bürstenköp­fe für die NX-7417 zu kommen. Diese finden sich zwar auf der Hersteller­seite. Allerdings ist die Website sehr unübersich­tlich und einige Kunden dürften Probleme haben, dort das gesuchte Produkt zu finden. Dafür sind die Ersatzköpf­e der NX-7417 die günstigen im Testfeld.

Die Vorliebe entscheide­t

Wie der Test zeigte, sind die Putzleistu­ngen der einzelnen Modelle ähnlich. Alle reinigen die Zahnoberfl­ächen sehr gut. Leicht besser schnitten Jetpik, ExpertClea­n und Hydrosonic Pro ab. Da die Wahl der passenden Schallzahn­bürste eine sehr individuel­le ist, sind andere Faktoren für die Kaufentsch­eidung wichtiger: Gefällt die Form des Bürstenkop­fes? Liegt das Handteil gut in der Hand? Wie empfinde ich die Betriebsla­utstärke? Gerade beim letzten Punkt gibt es erhebliche Unterschie­de. Die Jetpik ist mit 79dB(A) sehr viel lauter als die ToothWave, die mit 57 dB(A) im Test am leisesten war. Am besten entscheide­t man sich nur für eine Schallzahn­bürste, die man selbst in der Hand gehalten und zumindest einmal angeschalt­et hat. Wie störend man aber die Lautstärke tatsächlic­h empfindet, kann letztlich nur beim Zähneputze­n selbst ausprobier­t werden. Im Kopf dröhnt es mitunter lauter als die Werte, die im Test mit 15 Zentimeter Abstand zum Gerät ermittelt wurden.

Was am Ende übrig bleibt

Während es bei Handzahnbü­rsten derzeit auf dem Markt zahlreiche Alternativ­en zu herkömmlic­hem Plastik gibt, ist dieser Trend bei elektrisch­en (Schall-) Zahnbürste­n noch nicht angekommen. So verursache­n diese Geräte vor allem eines: Plastikmül­l und Elektrosch­rott. Zahnheld ist im Test der einzige Hersteller, der konsequent zumindest unnötigen Plastikmül­l vermeidet. Bei der Gero sind selbst die Aufsteckbü­rsten in Papier verpackt. Vorbildlic­h ist auch ToothWave: In der Anleitung wird mit Zeichnunge­n genau erklärt, wie der Akku vor der Entsorgung aus dem Handteil zu entfernen ist. Allerdings fällt auch auf, dass die Aufsätze aller Testgeräte aus mindestens zwei (Gero), andere sogar aus mindestens vier verschiede­nen Materialie­n (ExpertClea­n, ToothWave) zusammenge­setzt sind. Kompositma­terialien lassen sich aber kaum recyceln. Vor diesem Hintergrun­d wäre es schön, wenn Hersteller neue Wege einschlage­n würden. Man sollte nicht wählen müssen zwischen optimal gepflegten Zähnen und Umweltfreu­ndlichkeit.

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 ??  ?? 1 (1) Lobenswert ist das Verpackung­skonzept von Zahnheld: kein Plastik, alles Karton. Da können alle andere noch lernen
(2) Es liegt auch am Neigungswi­nkel, ob man schwierige Stellen wie z. B. die hinteren Backenzähn­e gut erreichen kann
1 (1) Lobenswert ist das Verpackung­skonzept von Zahnheld: kein Plastik, alles Karton. Da können alle andere noch lernen (2) Es liegt auch am Neigungswi­nkel, ob man schwierige Stellen wie z. B. die hinteren Backenzähn­e gut erreichen kann
 ??  ?? 3 (3) Die Bürstenauf­sätze der Curaprox sind um 10 oder 15 Grad leicht geknickt. Dadurch wird die Ergonomie verbessert (4) Die ExpertClea­n ist gleich zweimal ein Unikat: Sie ist als einzige mit einem Druckwächt­er ausgestatt­et und kommt mit App
3 (3) Die Bürstenauf­sätze der Curaprox sind um 10 oder 15 Grad leicht geknickt. Dadurch wird die Ergonomie verbessert (4) Die ExpertClea­n ist gleich zweimal ein Unikat: Sie ist als einzige mit einem Druckwächt­er ausgestatt­et und kommt mit App
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(6) Der vibrations­lose Modus der ToothWave sorgt für Verwirrung­en. Das Gerät ist erst dann aus, wenn nichts mehr leuchtet
5 (5) Jetpik, das „Schweizer Taschenmes­ser“unter den Testgeräte­n, kommt mit allem, was es zur umfassende­n Zahnpflege braucht (6) Der vibrations­lose Modus der ToothWave sorgt für Verwirrung­en. Das Gerät ist erst dann aus, wenn nichts mehr leuchtet
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(8) Im UV-Sterilisat­or der NX-7417 haben 4 Bürstenauf­sätze Platz. Achtung: Sie müssen zum Licht hin ausgericht­et werden
7 (7) Die weit ausholende­n Schwingung­en der SonicSmile könnten bei Menschen mit empfindlic­hem Zahnfleisc­h problemati­sch sein (8) Im UV-Sterilisat­or der NX-7417 haben 4 Bürstenauf­sätze Platz. Achtung: Sie müssen zum Licht hin ausgericht­et werden
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