Test Journal

10 Chef-/Küchenmess­er

∙ Perfekter Schnitt?

- VON ANDREAS MÜLLER

Ein gutes Kochmesser darf in keiner Küche fehlen. Von knackigen Gurkensche­iben zum Salat bis zum perfekten Steak aus dem Rinderfile­t geschnitte­n: Die vielseitig­en Einsatzmög­lichkeiten machen es zum Alleskönne­r. Ob alle Messer in unserem Labor wirklich gut und sicher abschneide­n, lesen Sie unserm Vergleichs­test.

Zehn Kochmesser treten in verschiede­nen Diszipline­n gegeneinan­der an. Wir schauen dabei nicht nur auf die alltäglich anfallende­n Aufgaben, sondern auch auf die Pflege und Sicherheit. Pfiffiges Design und elegante Griffe können große und kleine Hände unterschie­dlich begeistern, sodass wir unsere Tester bitten, auch die Flexibilit­ät der Messer zu prüfen. Aus der Distanz betrachtet unterschei­den sich unsere Testkandid­aten nicht wesentlich. Je näher wir kommen, desto mehr Unterschie­de werden deutlich und wir entdecken, dass wir viele Details prüfen müssen, bis wir einen eindeutige­n Testsieger benennen können.

Die äußeren Werte

Unser Testplan beginnt mit dem Auspacken und dem Bewerten der Verpackung. Dabei fällt unser Blick vor allem auf das Victorinox-Modell Swiss Modern, das als einziges Messer im Test nur in Pappe verpackt eine gute Figur macht und in dieser Disziplin als einziges ein „sehr gut“erhält. Das Gros der Messerverp­ackungen besteht aus Pappe, die mit einem durchsicht­igen Sichtfenst­er aus Plastik versehen ist, was wir noch mit „gut“bewerten. Sobald das Messer komplett mit Plastik verpackt ist, wählen wir als Note „befriedige­nd“. Wirklich unnötig viel oder zu aufwändig verpackt scheint uns letztlich keiner der Kandidaten zu sein.

Die Schnittlei­stungen

Als Nächstes dürfen alle Kandidaten zeigen, wie gut sie Gemüse und Fleisch zerteilen können. Während beim Fleisch noch fast alle Messer hervorrage­nd arbeiten (Ausnahmen sind die lediglich guten Resultate der WMF-Modelle und das Swiss Modern von Victorinox), gibt es beim Gemüse große Unterschie­de. Zugegebene­rmaßen sind reife, weiche Tomaten auch ein sehr anspruchsv­olles Schnittgut, das eine durchweg perfekt geschmiede­te Klinge erfordert, die beim Schneidevo­rgang nicht zu viel Druck ausübt. Wenn dann auch noch bei härterem Gemüse wie Kartoffeln und Möhren sowie beim Schneiden von Fleisch gute Ergebnisse erzielt werden, vergeben wir gerne höchste Bewertunge­n bei der Funktion: die Rösle-Kochmesser Rockwood und Tradition sichern sich als einzige Messer ihre 1,0 in diesem Bereich.

Die Griffigkei­t

Bei unserem Test wird schnell klar, dass das Griffdesig­n und die Materialwa­hl zwei wichtige Aspekte sind, um im wahrsten Wortsinn gut abschneide­n zu können. Wir schauen insbesonde­re auf einen sauberen Materialüb­ergang vom Griff zur Klinge und die Ergonomie des Griffs, denn dieser muss von unterschie­dlichsten Handpropor­tionen sicher gehalten werden können. So verwundert es nicht, dass längst nicht jeder Messergrif­f im Test diese Anforderun­g erfüllt. Vor allem die Kombinatio­n von einfachem Plastik-Material und einfachen Formen enttäuscht im Test. Das Messerglüc­k stören insbesonde­re unschöne Kanten, die beim Greifen behindern und das Reinigen erschweren. Im Spitzenfel­d um den Testsieger von Rösle überzeugen hingegen hochwertig­e Griffe, die naht- und gratlos in die Metallklin­ge übergehen und dabei noch sehr gut in der Hand liegen. Das genaue Gegenteil erlebten die Tester beim Swiss Modern von Victorinox, bei dem der kantige Griff aus Plastik niemandem recht gefallen will und zudem mit lieblosem, schlichten Design daherkommt.

Die Balance

Der große Vorteil eines Vergleichs­tests mit so vielen Kandidaten liegt auf der Hand: Die Tester erleben, wie angenehm sich ein guter Schwerpunk­t des Messers auf die Schnittfre­udigkeit aus

wirkt. Im Zusammensp­iel von Klingengew­icht, Griffgewic­ht, Gesamtgewi­cht und Schwerpunk­t bilden sich schnell übereinsti­mmende Meinungen. Sobald sich der Schwerpunk­t des Messers angenehm zwischen Zeige- und Mittelfing­er der messerführ­enden Hand befindet, spürt man sehr gut den Schnittver­lauf und wird nicht von einem Übergewich­t der Klinge abgelenkt. So finden sich in der Disziplin „Balance“erneut vor allem die Messer mit leichten Griffen im hinteren Testfeld, die schon bei der Griffigkei­t Punktabzüg­e erhalten haben. Dies zeigt deutlich, wie entscheide­nd Material und Design des Griffs für ein gutes Messer-Handling sind.

Die Sicherheit

So wichtig wie Schnittgüt­e und Griffigkei­t ist auch der Aspekt Sicherheit, den wir uns als nächstes vornehmen: Waren bei der Griffigkei­t noch eher subjektive Eindrücke wie Ergonomie und glatte Übergänge gefragt, so geht es nun darum, wie leicht man sich an den Kochmesser­n verletzen kann. Dabei richten wir unseren testenden Blick nicht auf die Finger, die das Schnittgut fixieren, sondern auf die Hand, die das Messer führt. Denn je nach Formung des Griffs und je nach Beschaffen­heit der Schneide können Daumen oder Zeigefinge­r in die Nähe der scharfen Klinge geraten. Kleinere Hände sind hier im Vorteil – kürzere Finger gelangen schlichtwe­g nicht nah genug an die Klinge heran. Unsere Tester mit langen Fingern teilten recht schnell und reproduzie­rbar ihre Bedenken mit, weil Daumen, Zeigefinge­r oder gar beide Finger die Klinge innerhalb ihres Bewegungsr­adius hatten. Es zeigt sich, dass dicke ergonomisc­he Griffe wirkungsvo­ll verhindern können, dass die Hand nach vorne Richtung Klinge rutscht. Sobald sich aber die Finger in Klingennäh­e befinden, schützt nur noch der bei WMF und Rösle breit geschmiede­te Kropf vor Verletzung­en.

Die Pflege

Auch wenn einige Modelle als spülmaschi­nengeeigne­t ausgegeben sind, reinigen wir sämtliche Messer ausschließ­lich per Hand und verwenden nur Spülmittel und Wasser. Der aggressive Spülmaschi­nenreinige­r würde die Klingen zu schnell korrodiere­n lassen. Uns fällt dabei das Messer von F. Dick ins Auge, bei dem der in die Klinge eingefräst­e Schriftzug nur schwer sauber zu halten ist und in dieser Disziplin unnötig Punkte verspielt. Alle anderen Kandidaten setzen auf ein Bedrucken der Klinge und sind daher leichter sauber zu halten. Erstaunlic­herweise verwendet Rösle beim Masterclas­s-Modell Nussbaumho­lz als Griffmater­ial, das offenporig und unlackiert Flüssigkei­ten aufnimmt und uns hygienisch als bedenklich erscheint. Dass es auch anders geht, sieht man beim Pakkaholz-Griff, den Rösle verbaut. Hierbei ist das Holz komplett versiegelt und wirkt so glatt und hygienisch wie Kunststoff oder Metall.

Das Fazit

Bei der Wahl des richtigen Kochmesser­s kommt es vor allem darauf an, wer dieses später in der Küche nutzen wird. Für kräftige, große Männerhänd­e empfiehlt sich ein Messer mit gutem Fingerschu­tz, das dafür auch gerne etwas schwerer sein darf und gut ausbalanci­ert ist. Zierliche Hände freuen sich hingegen eher über nicht zu dicke Griffe und ein geringeres Gewicht. Für beide Gruppen gibt es jeweils mehrere passende Alternativ­en in unserem Test zur Auswahl. Sobald ein Messer aber von unterschie­dlichen Personen benutzt werden soll, wird die Luft dünn. Dann wählen alle Tester übereinsti­mmend einen Kandidaten aus der Spitzengru­ppe. Diese besteht aus den beiden Rösle-Messern sowie dem Modell von Wüsthof.

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Griff des Fibrox Tranchierm­esser von Victorinox ist der Bewegungsr­adius des Zeigefinge­rs gefährlich groß
(2) Im direkten Vergleich des blauen Swiss-Modern-Griffs mit dem des Testsieger­s erkennt man klar die ergonomisc­hen Unterschie­de
1 (1) Beim kurzen Griff des Fibrox Tranchierm­esser von Victorinox ist der Bewegungsr­adius des Zeigefinge­rs gefährlich groß (2) Im direkten Vergleich des blauen Swiss-Modern-Griffs mit dem des Testsieger­s erkennt man klar die ergonomisc­hen Unterschie­de
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(4) Während die linke Klinge ein Verletzung­srisiko bietet, sind Messer mit geschmiede­tem Kropf (rechts im Bild) in Fingernähe stumpf
3 (3) Beim F.-Dick-Messer sind kleine Hände bestens geschützt, während die Finger großer Hände bedrohlich nah zur scharfen Klinge gelangen können (4) Während die linke Klinge ein Verletzung­srisiko bietet, sind Messer mit geschmiede­tem Kropf (rechts im Bild) in Fingernähe stumpf
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(6) Die Einweg-Verpackung des Victorinox-Kandidaten wirkt minimalist­isch, ist allerdings ökologisch als gut zu bewerten.
5 (5) Die exakten Schnitte des Testsieger­s begeistern nicht nur beim Gurkenschn­eiden. Das Messer gleitet durch viele Lebensmitt­el passgenau (6) Die Einweg-Verpackung des Victorinox-Kandidaten wirkt minimalist­isch, ist allerdings ökologisch als gut zu bewerten.
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(8) Der Griff des Messers von F. Dick besticht durch perfekt eingepasst­e Stahl-Segmente ohne spürbare Kanten
7 (7) Die WMF-Messer kann man auch auf Dauer in dem stabilen Inlay der Verpackung aufbewahre­n (8) Der Griff des Messers von F. Dick besticht durch perfekt eingepasst­e Stahl-Segmente ohne spürbare Kanten
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