| 5 Elektrokamine
∙ Gemütlichkeit ohne Schmutz
Was gibt es Schöneres, als an kalten und rauen Wintertagen gemütlich vor dem eigenen Kamin zu sitzen und die mollige Wärme zu genießen? Doch nicht jeder hat die Möglichkeit, einen echten Kamin aufzustellen, schon gar nicht in Mietwohnungen. Ein Elektrokamin könnte hier eine wirklich interessante Alternative sein.
Elektrokamine gibt es in den verschiedensten Bauformen und Preisklassen. Allen gemein ist der Betrieb mit elektrischer Energie und die mehr oder weniger gelungene Simulation des knisternden Kaminfeuers in Kombination mit einer Heizfunktion. Fünf dieser Elektrokamine haben wir uns genauer angeschaut.
Kaminersatz und Funktionsprinzip
Klar, ein klassischer Kamin auf Feuerholzoder Kohlenbasis braucht einen Schornstein und muss vom Schornsteinfeger abgenommen werden. Inzwischen werden auch die Hürden für eine solche Feuerstelle immer höher, was die entsprechenden Genehmigungsverfahren angeht. Da müssen zum Beispiel Umwelt- und Brandschutzauflagen beachtet werden. Ganz zu schweigen von der Umweltbilanz, die oft nicht gerade berauschend ist. Doch darüber brauchen sich Käufer eines Elektrokamins keine Sorgen zu machen. Solche Geräte können gekauft und ohne jedwede weitere baulichen Veränderungen in Betrieb genommen werden. Eine Zustimmung des Schornsteinfegers ist hier nicht erforderlich. Allerdings stellt sich häufig die Frage, wie echt wirken solche Elektrokamine im Vergleich zum Original und wie sieht es mit der Wärmeerzeugung aus.
Das Funktionsprinzip
Ein Elektrokamin ist in erster Linie ein Blender, der je nach Anbieter täuschend echt aussehen kann. Statt der Wärmeerzeugung über fossile Brennstoffe kommt hier der normale Strom aus der Steckdose zum Einsatz, der im Prinzip einen simplen Heizlüfter antreibt. Um den Raum auch merklich aufzuheizen, ist hier eine ordentliche Leistung erforderlich. Ein Verbrauch von 2000 Watt (W) und mehr für den Heizbetrieb sind da keine Seltenheit. Doch primär geht es gar nicht unbedingt um die Heizleistung, sondern vielmehr um den optischen Effekt. Denn als zweiten Part simulieren die Elektrokamine ein Kaminfeuer durch eine interessante Kombination aus LED-Flackerlicht und einer mechanischen Komponente im Inneren des Gerätes. So kommt teilweise ein verblüffend echter Kamineffekt zustande, der auf den ersten Blick vom Original nicht zu unterscheiden ist.
Bauart
Unser Testfeld aus 5 Elektrokaminen besteht aus drei Standkaminen sowie zwei Einbaukaminen. Letztere können entweder in ein passendes Gehäuse als Standkamin oder mit Abstrichen sogar direkt in die Wand eingebaut werden. Ebenfalls denkbar ist der Einbau in einen alten Kachelofen oder ähnliche Projekte. Beim NX-1477 von Carlo Milano und dem Hylde von Sonnenkönig handelt es sich um kleinere und kompakte Kamine, die sich sehr ähnlich sehen, aber im Detail unterscheiden. Beide Kamine haben Seitenfenster für einen 3D-Effekt und können mit den mitgelieferten Steinchen und Kunstästen nach eigenem Geschmack bestückt werden, wobei Sonnenkönig nur Äste mitliefert. Der Flammeneffekt wird dann hinter dem Holz und über eine Spiegelsystem erzeugt. Das sieht beim Hylde ganz nett aus, beim Carlo Milano allerdings kann uns der Effekt nicht ganz so überzeugen. Dafür legt das Gerät bei der Heizleistung kräftig los. Mit 2000W (in der Praxis gemessen sogar 2 150 W) vermag der kleine Elektrokamin den Raum in kurzer Zeit sehr gut aufzuwärmen. Kein anderer Elektrokamin kam auch nur annähernd an diese Heizleistung heran, allerdings auch nicht an den Verbrauch. Der Hylde beispielsweise genehmigte sich nur 1767 W, heizte aber auch entsprechend weniger. Beide Geräte waren komplett vormontiert und mussten nur aufgestellt sowie mit Deko-Mate
rial bestückt werden. Der Carlo Milano brachte als kleines Schmankerl sogar ein Ofenrohr mit. Allerdings konnte auch dieses nicht über den weniger überzeugenden Kamineffekt hinwegtäuschen. Preislich liegen beide Geräte mit Marktpreisen um die 300 Euro gleich auf, wobei der Carlo Milano mit einem zusätzlichen Display hinter der Spiegelscheibe, einem regelbaren Thermostat und einem programmierbaren Timer aufwarten kann.
Großer Standkamin
Ein anderes Kaliber ist das Modell Stockholm von Sonnenkönig. Schon der große Karton lässt eine ordentliche Größe erahnen. Und tatsächlich kommt hier ein wirklich gut geformter und großer Elektrokamin zum Vorschein, der ebenfalls bereits komplett vormontiert ist. Trotz Gewicht und Ausmaßen ist der Aufbau problemlos allein zu bewerkstelligen. Beim ersten Einschalten konnten wir uns eine „Wow“nicht verkneifen. Das simulierte Kaminfeuer wirkte täuschend echt, sogar glühende Holzscheite im Vordergrund und ein rußgeschwärztes Schutzgitter kommen hinter der Glasscheibe zum Vorschein. Dezent versteckt gibt es auch eine umfangreiche farbige LEDAnzeige sowie viele Komfortfunktionen (Thermostat, Timer) bei der Bedienung.
Etwas Mühe hatten wir aber zunächst mit dem Einschalten. Denn der Netzschalter und weitere Bedienelemente sind hinter einem kleinen Klappgitter versteckt. Die Bedienungsanleitung lässt den Nutzer hier zunächst im Regen stehen und verrät die Position dieser Bedienelemente nicht. Neben der wirklich überzeugenden Feuersimulation kann der Stockholm auch mit einer recht guten Heizleistung, punkten.
Einbaukamine
Die beiden Einbaukamine von Xaralyn eignen sich wie schon erwähnt für spezielle Design-Projekte, wobei das Modell Lucius auch mit einem zusätzlichen Standgehäuse geordert werden kann, dass dann dem großen Standkamin von Sonnenkönig ähnelt. Auch die Feuersimulation gelingt Xaralyn beim Lucius hervorragend, während die Heizleistung eher enttäuschend ist. Das trifft noch mehr auf den Trivero 130 zu. Dieser Einbaukamin hat eine ganz ungewöhnliche Form, die am besten mit einem super Breitbildformat zu vergleichen ist. Die 130 steht dabei für die Länge in Zentimetern. Es gibt auch noch kürzere und längere Versionen dieses Einbaukamins, so dass hier das Modell ganz flexibel nach Bedarf ausgewählt werden kann. Vor dem Einbau muss der Kamin noch mit den mitgelieferten Natursteinen bestückt werden. Der Kamineffekt ist hier etwas anders als bei den anderen Geräten und erinnert eher etwas an einen Bioethanol-Kamin. Aber auch dieser Effekt sieht wirklich gut aus. Ein Problem beim Einbau in die Wand: Der Auslass für die Warmluft im Heizbetrieb befindet sich oben. Ein kompletter Einbau in die Wand ist daher nicht möglich.Das ist ein kleiner Minuspunkt.
Bedienung
Alle Geräte lassen sich einfach und intuitiv per Fernbedienung steuern, wobei die beiden kleinen Standkamine von Carlo Milano und Sonnenkönig keine Bedienmöglichkeit am Gerät haben. Bei einigen der Kamine gibt es zudem noch dezente Display- und LED-Anzeigen. Ferner verfügen einige Geräte über eine Temperatursteuerung via einstellbarer Thermostate (NX-1477, Stockholm und Trivero 130) sowie über eine Timerfunktion. Insgesamt stellen Elektrokamine inzwischen eine echte Alternative dar. Besonders die teilweise extrem realistischen Simulationen überzeugen uns im Test. Was noch fehlt, ist der passende Ton zur Flamme. Immerhin: Xaralyn bietet ein separates „Knistermodul“als Sonderzubehör an.