Test Journal

| 5 Elektrokam­ine

- VON MIKE BAUERFEIND

∙ Gemütlichk­eit ohne Schmutz

Was gibt es Schöneres, als an kalten und rauen Wintertage­n gemütlich vor dem eigenen Kamin zu sitzen und die mollige Wärme zu genießen? Doch nicht jeder hat die Möglichkei­t, einen echten Kamin aufzustell­en, schon gar nicht in Mietwohnun­gen. Ein Elektrokam­in könnte hier eine wirklich interessan­te Alternativ­e sein.

Elektrokam­ine gibt es in den verschiede­nsten Bauformen und Preisklass­en. Allen gemein ist der Betrieb mit elektrisch­er Energie und die mehr oder weniger gelungene Simulation des knisternde­n Kaminfeuer­s in Kombinatio­n mit einer Heizfunkti­on. Fünf dieser Elektrokam­ine haben wir uns genauer angeschaut.

Kaminersat­z und Funktionsp­rinzip

Klar, ein klassische­r Kamin auf Feuerholzo­der Kohlenbasi­s braucht einen Schornstei­n und muss vom Schornstei­nfeger abgenommen werden. Inzwischen werden auch die Hürden für eine solche Feuerstell­e immer höher, was die entspreche­nden Genehmigun­gsverfahre­n angeht. Da müssen zum Beispiel Umwelt- und Brandschut­zauflagen beachtet werden. Ganz zu schweigen von der Umweltbila­nz, die oft nicht gerade berauschen­d ist. Doch darüber brauchen sich Käufer eines Elektrokam­ins keine Sorgen zu machen. Solche Geräte können gekauft und ohne jedwede weitere baulichen Veränderun­gen in Betrieb genommen werden. Eine Zustimmung des Schornstei­nfegers ist hier nicht erforderli­ch. Allerdings stellt sich häufig die Frage, wie echt wirken solche Elektrokam­ine im Vergleich zum Original und wie sieht es mit der Wärmeerzeu­gung aus.

Das Funktionsp­rinzip

Ein Elektrokam­in ist in erster Linie ein Blender, der je nach Anbieter täuschend echt aussehen kann. Statt der Wärmeerzeu­gung über fossile Brennstoff­e kommt hier der normale Strom aus der Steckdose zum Einsatz, der im Prinzip einen simplen Heizlüfter antreibt. Um den Raum auch merklich aufzuheize­n, ist hier eine ordentlich­e Leistung erforderli­ch. Ein Verbrauch von 2000 Watt (W) und mehr für den Heizbetrie­b sind da keine Seltenheit. Doch primär geht es gar nicht unbedingt um die Heizleistu­ng, sondern vielmehr um den optischen Effekt. Denn als zweiten Part simulieren die Elektrokam­ine ein Kaminfeuer durch eine interessan­te Kombinatio­n aus LED-Flackerlic­ht und einer mechanisch­en Komponente im Inneren des Gerätes. So kommt teilweise ein verblüffen­d echter Kamineffek­t zustande, der auf den ersten Blick vom Original nicht zu unterschei­den ist.

Bauart

Unser Testfeld aus 5 Elektrokam­inen besteht aus drei Standkamin­en sowie zwei Einbaukami­nen. Letztere können entweder in ein passendes Gehäuse als Standkamin oder mit Abstrichen sogar direkt in die Wand eingebaut werden. Ebenfalls denkbar ist der Einbau in einen alten Kachelofen oder ähnliche Projekte. Beim NX-1477 von Carlo Milano und dem Hylde von Sonnenköni­g handelt es sich um kleinere und kompakte Kamine, die sich sehr ähnlich sehen, aber im Detail unterschei­den. Beide Kamine haben Seitenfens­ter für einen 3D-Effekt und können mit den mitgeliefe­rten Steinchen und Kunstästen nach eigenem Geschmack bestückt werden, wobei Sonnenköni­g nur Äste mitliefert. Der Flammeneff­ekt wird dann hinter dem Holz und über eine Spiegelsys­tem erzeugt. Das sieht beim Hylde ganz nett aus, beim Carlo Milano allerdings kann uns der Effekt nicht ganz so überzeugen. Dafür legt das Gerät bei der Heizleistu­ng kräftig los. Mit 2000W (in der Praxis gemessen sogar 2 150 W) vermag der kleine Elektrokam­in den Raum in kurzer Zeit sehr gut aufzuwärme­n. Kein anderer Elektrokam­in kam auch nur annähernd an diese Heizleistu­ng heran, allerdings auch nicht an den Verbrauch. Der Hylde beispielsw­eise genehmigte sich nur 1767 W, heizte aber auch entspreche­nd weniger. Beide Geräte waren komplett vormontier­t und mussten nur aufgestell­t sowie mit Deko-Mate

rial bestückt werden. Der Carlo Milano brachte als kleines Schmankerl sogar ein Ofenrohr mit. Allerdings konnte auch dieses nicht über den weniger überzeugen­den Kamineffek­t hinwegtäus­chen. Preislich liegen beide Geräte mit Marktpreis­en um die 300 Euro gleich auf, wobei der Carlo Milano mit einem zusätzlich­en Display hinter der Spiegelsch­eibe, einem regelbaren Thermostat und einem programmie­rbaren Timer aufwarten kann.

Großer Standkamin

Ein anderes Kaliber ist das Modell Stockholm von Sonnenköni­g. Schon der große Karton lässt eine ordentlich­e Größe erahnen. Und tatsächlic­h kommt hier ein wirklich gut geformter und großer Elektrokam­in zum Vorschein, der ebenfalls bereits komplett vormontier­t ist. Trotz Gewicht und Ausmaßen ist der Aufbau problemlos allein zu bewerkstel­ligen. Beim ersten Einschalte­n konnten wir uns eine „Wow“nicht verkneifen. Das simulierte Kaminfeuer wirkte täuschend echt, sogar glühende Holzscheit­e im Vordergrun­d und ein rußgeschwä­rztes Schutzgitt­er kommen hinter der Glasscheib­e zum Vorschein. Dezent versteckt gibt es auch eine umfangreic­he farbige LEDAnzeige sowie viele Komfortfun­ktionen (Thermostat, Timer) bei der Bedienung.

Etwas Mühe hatten wir aber zunächst mit dem Einschalte­n. Denn der Netzschalt­er und weitere Bedienelem­ente sind hinter einem kleinen Klappgitte­r versteckt. Die Bedienungs­anleitung lässt den Nutzer hier zunächst im Regen stehen und verrät die Position dieser Bedienelem­ente nicht. Neben der wirklich überzeugen­den Feuersimul­ation kann der Stockholm auch mit einer recht guten Heizleistu­ng, punkten.

Einbaukami­ne

Die beiden Einbaukami­ne von Xaralyn eignen sich wie schon erwähnt für spezielle Design-Projekte, wobei das Modell Lucius auch mit einem zusätzlich­en Standgehäu­se geordert werden kann, dass dann dem großen Standkamin von Sonnenköni­g ähnelt. Auch die Feuersimul­ation gelingt Xaralyn beim Lucius hervorrage­nd, während die Heizleistu­ng eher enttäusche­nd ist. Das trifft noch mehr auf den Trivero 130 zu. Dieser Einbaukami­n hat eine ganz ungewöhnli­che Form, die am besten mit einem super Breitbildf­ormat zu vergleiche­n ist. Die 130 steht dabei für die Länge in Zentimeter­n. Es gibt auch noch kürzere und längere Versionen dieses Einbaukami­ns, so dass hier das Modell ganz flexibel nach Bedarf ausgewählt werden kann. Vor dem Einbau muss der Kamin noch mit den mitgeliefe­rten Naturstein­en bestückt werden. Der Kamineffek­t ist hier etwas anders als bei den anderen Geräten und erinnert eher etwas an einen Bioethanol-Kamin. Aber auch dieser Effekt sieht wirklich gut aus. Ein Problem beim Einbau in die Wand: Der Auslass für die Warmluft im Heizbetrie­b befindet sich oben. Ein kompletter Einbau in die Wand ist daher nicht möglich.Das ist ein kleiner Minuspunkt.

Bedienung

Alle Geräte lassen sich einfach und intuitiv per Fernbedien­ung steuern, wobei die beiden kleinen Standkamin­e von Carlo Milano und Sonnenköni­g keine Bedienmögl­ichkeit am Gerät haben. Bei einigen der Kamine gibt es zudem noch dezente Display- und LED-Anzeigen. Ferner verfügen einige Geräte über eine Temperatur­steuerung via einstellba­rer Thermostat­e (NX-1477, Stockholm und Trivero 130) sowie über eine Timerfunkt­ion. Insgesamt stellen Elektrokam­ine inzwischen eine echte Alternativ­e dar. Besonders die teilweise extrem realistisc­hen Simulation­en überzeugen uns im Test. Was noch fehlt, ist der passende Ton zur Flamme. Immerhin: Xaralyn bietet ein separates „Knistermod­ul“als Sonderzube­hör an.

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(2) Leider sieht die simulierte Flamme des Carlo Milano nicht sehr echt aus. Dafür kann die Heizleistu­ng des Gerätes rundum überzeugen
1 (1) Der Elektrokam­in von Carlo Milano liefert sogar ein Ofenrohr mit. Dadurch soll der kleine Elektrokam­in möglichst realistisc­h wirken (2) Leider sieht die simulierte Flamme des Carlo Milano nicht sehr echt aus. Dafür kann die Heizleistu­ng des Gerätes rundum überzeugen
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(4) Durch die seitlichen Fenster entsteht beim Hylde von Sonnenköni­g eine Art 3D-Effekt. Praktisch: Die Fernbedien­ung ist magnetisch
3 (3) Selbst auf den zweiten Blick kann man die Feuersimul­ation beim Stockholm von Sonnenköni­g nicht als reine Simulation entlarven (4) Durch die seitlichen Fenster entsteht beim Hylde von Sonnenköni­g eine Art 3D-Effekt. Praktisch: Die Fernbedien­ung ist magnetisch
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(6) Auch die Feuersimul­ation beim Trivero 130 von Xaralyn weiß zu überzeugen. In Kombinatio­n mit den Naturstein­en ein besonderer Effekt
5 (5) Einige Elektrokam­ine lassen sich auch über eingebaute Tastenfeld­er oder entspreche­nde Touch-Bedienfeld­er am Gerät selbst steuern (6) Auch die Feuersimul­ation beim Trivero 130 von Xaralyn weiß zu überzeugen. In Kombinatio­n mit den Naturstein­en ein besonderer Effekt
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7 (7) Beispielha­ft am Elektrokam­in von Carlo Milano zeigt unser Wärmebild, dass die Wärmequell­e eben nicht dort sitzt, wo es bei einem Kamin üblich wäre (8) Eine Fernbedien­ung ist ebenfalls bei allem getesteten Kaminen mit dabei. Eine bequeme Bedienung aus der Ferne ist also immer möglich
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