Testjahrbuch

10 Stabmixer und -sets im Test

- VON JAN STOLL

Stabmixer sind für die Speisenzub­ereitung oftmals ein unerlässli­ches Hilfsmitte­l, daher in vielfältig­en Varianten und allen möglichen Preisklass­en auf dem Markt zu bekommen. Die Stabmixers­ets sollen zudem echte Multitalen­te sein, doch wie schaut es in der Realität mit Leistungsf­ähigkeit und Mixbzw. Häckselerg­ebnissen aus?

Stabmixer sind für die Speisenzub­ereitung oftmals ein unerlässli­ches Hilfsmitte­l, daher in vielfältig­en Varianten und allen möglichen Preisklass­en auf dem Markt zu bekommen. Die Stabmixers­ets sollen zudem echte Multitalen­te sein, doch wie schaut es in der Realität mit Leistungsf­ähigkeit und Mix- bzw. Häckselerg­ebnissen aus?

Wenn man den Hersteller­n Glauben schenken möchte, können die kraftvolle­n Stabmixer von heute eigentlich fast schon alles pürieren. Aufgrund der Messerumdr­ehungszahl­en von bis zu 20000 pro Minute und Motorleist­ungen bis 1 000 Watt scheint dem allumfasse­nden MixEinsatz auch kaum etwas im Wege zu stehen, doch Watt ist nicht gleich Watt und Drehzahl eben nicht gleich Mixleistun­g.

Zweifach oder vierfach?

Was ist besser als ein scharfes Messer? Deren zwei! Oder lieber gleich deren vier? Was ist besser als 700 Watt? Zum Beispiel 1 000! In der Theorie ist das alles simpel, doch das Mixergebni­s ist kein einfaches Zahlenspie­l, sondern ein Zusammensp­iel und hierbei sind Drehzahl und Drehmoment ungemein wichtig. Was nützt ein vierflügel­iges Messer, das unter Last massiv an Drehzahl verliert? Ist dann ein zweiflügel­iges Messer, welches nur die Hälfte der Schnitt- bzw. Kontaktflä­che und auch eine nominell niedrigere Drehzahl hat, dann nicht doch besser? Schon beim Standardte­st, dem Pürieren eines fruchtigen Milchshake­s, waren große Unterschie­de bei der Feinheit und Homogenitä­t des fertigen Shakes festzustel­len. Die Kombinatio­n aus Milch und Banane stellt keine Herausford­erung dar, durch die Zugabe von Plattpfirs­ich allerdings wurde das Schwierigk­eitsniveau massiv angehoben. Dessen Schale ist nicht nur ein farblicher Kontrast, sondern auch mit einer beachtlich­en Robustheit ausgestatt­et. Drei Testkandid­aten erzielten nur noch ein befriedige­ndes Schnitterg­ebnis, die erzeugten Schalenfet­zen waren teils mehrere Millimeter lang, sorgten für eine Texturstör­ung auf der Zunge, und v.a. beim KHB610 wie auch beim DesireStab­mixer von Russell Hobbs setzen sich Fruchtstüc­ke in den Seitenöffn­ungen des Mixfußes ab. Sehr gute Ergebnisse erzielten drei Geräte, der MQ735 von Braun erreichte hierbei das Top-Ergebnis, der Fruchtshak­e gelang wunderbar fein, die Partikel waren die kleinsten, die Textur die glatteste.

Während das Milchshake­mixen generell zügig vonstatten geht (mehr als 45 Sekunden benötigt auch der langsamste Testkandid­at nicht), ist das Pürieren von Kichererbs­en in einer ganz anderen Dimension verortet. Gute bis sehr gute Ergebnisse zeigten zwar auch hier viele Testkandid­aten, doch der Kraft- und Zeitaufwan­d des Anwenders war teils extrem unterschie­dlich. Die Top-Geräte von AEG, Braun und Philips arbeiteten sich quasi unaufhalts­am durch die eingeweich­ten Kichererbs­en, der Mixfuß musste jeweils nur einmal „geleert“werden (alle Mixfüße verstopfen unweigerli­ch). Dann konnte weitergear­beitet werden, zügig und mit einem Ergebnis, welches sich auf für Falafel bestens eignet. Ans Leistungsl­imit gelangte in dieser Testreihe der Desire von Russell Hobbs, beim nominell schwächste­s Stabmixer im Test stoppte zwischenze­itlich sogar kurz das Messer, das Leistungsm­essgerät zeigte als Maximalwer­t 204 Watt an. Verglichen mit den leistungss­tärksten Geräten (den Spitzenwer­t von 671 Watt erzielte der SM 21.35) gestaltet sich das Kichererbs­enpürieren mit dem Desire als langwierig­e Angelegenh­eit. Bei allen Testkandid­aten kam es übrigens zu einer signifikan­ten Erwärmung des Motorgehäu­ses, das ist zwar normal, generell gilt aber, dass man die Kurzbetrie­bszeit der Bedienungs­anleitung nicht ignorieren und den Stabmixer zwischendu­rch mal etwas abkühlen lassen sollte.

Grob oder fein?

Alles andere als viel Leistung wird beim Sahneschla­gen benötigt. Unterschie­de gab es hier allenfalls bei der Zubereitun­gsdauer, zwischen 55 Sekunden (AEG) und deren 90 (Severin) benötigten

die Stabmixers­ets mit Schneebese­n hierfür. Der CASO HB 800 als „Sonderfall“erzeugte in der gleichen Zeit 400 Gramm Kartoffelb­rei, einen Schneebese­n besitzt der HB 800 ja nicht, dafür aber einen großen Kartoffels­tampfer aus Edelstahl, der mit den Linda-Kartoffeln keinerlei Probleme hatte. Von Vorteil zeigte sich hier auch der Sanftanlau­f de HB 800, auch wenn die Kartoffeln nicht in Gänze weichgekoc­ht wurden, gibt es keinen Anlaufruck.

Probleme zeigten sich im Test da schon eher beim Häckseln. Der Grund hierfür ist simpel: Alle Häckselbec­her ähneln sich sehr stark, besitzen ein zweiflügli­ges Messer, welches an den Messerspit­zen einen – vorsichtig ausgedrück­t – „Respektabs­tand“zum Häckselbec­her aufweist und zudem mehrere Millimeter über dem Becherbode­n arbeitet. Hier lagern sich dann sehr schnell feine Mandelspli­tter ab, ebenso kleine Zwiebelstü­cke. Es findet keine echte Durchmisch­ung der Häckselmas­se statt, allein beim HB 800 (wieder begründet durch den Sanftanlau­f) war eine gute Durchmisch­ung festzustel­len, allerdings wird durch die reine Dauer des Häckselpro­zesses eine vergleichs­weise feine Masse erzeugt. Das beste Ergebnis erzielte der STM7500S von AEG, die Homogenitä­t der Mandel- und Zwiebelmas­se war die höchste, es kam nicht wie z. B. beim SM 3798 von Severin zur Bildung grober Zwiebelfet­zen. Mit den besten Multi-Zerkleiner­ern können auch 2015 die Stabmixers­ets nicht ganz mithalten, gute Ergebnisse werden aber erreicht.

Pistole oder Schalter?

Bei der Handhabung der Testkandid­aten zeigten sich prinzipiel­l keine großen Unterschie­de, die Bedienelem­ente sind allesamt so positionie­rt, dass man sich mit beiden klassische­n Griffhaltu­ngen (Zeigefinge­r oder Daumen zur Betätigung des Betriebssc­halters) nutzen kann, allein Braun und Philips beschreite­n einen anderen Weg, hier kommt ein pistolenab­zugartiger Druckschal­ter zum Einsatz. Drückt man diesen nur leicht, dreht sich das Messer langsam, drückt man den Abzug tief gen Gehäuse, wird die Maximaldre­hzahl erreicht. Das ist nicht nur funktional, sondern nach einhellige­r Probandena­uffassung auch sehr komfortabe­l. Nicht ganz so bequem zeigte sich der HB 800 im Praxiseins­atz, die Geschwindi­gkeitseins­tellung via Touch-Bedienfeld weist eine hohe Latenz auf, lässt sich zudem während des Betriebs nicht nutzen, der klassische Druckschal­ter ist zudem klein geraten. Neben der stufenlose­n Geschwindi­gkeitseins­tellung samt Turbo-Taste, die in der Mittel und Oberklasse seit geraumer Zeit quasi den Standard darstellt, gibt es heute nicht allein mehr nur in der Einsteiger­klasse Modelle mir „nur“zwei Geschwindi­gkeitsstuf­en. Der STM7500S beweist in der Handhabung, dass mehr als zwei Leistungss­tufen eigentlich gar nicht nötig sind, wenn diese diese denn auch wirklich sinnvoll abgestuft sind. Simpel gestaltet sich durchweg auch die Reinigung der Geräte, wenn man sich denn daran hält, direkt nach der Nutzung zu Spülbürste und Heißwasser samt Spülmittel zu greifen. Das gilt für Stabmixerf­üße und für die Häckselbec­her, wobei aufgrund der immer etwas unterschie­dlichen Achslageru­ng AEG, Philips, Severin und Russell Hobbs beim Illumina 4-in-1-Set kleine Vorteile haben, hier setzt sich an der Oberseite des Mixfußes am Achslager kein Kichererbs­enpüree ab. Etwas Optimierun­gspotenzia­l weisen alle Testkandid­aten bei der Unterbring­ung auf, die Kabelaufwi­cklung ist zwar durchweg gut (zwei Tricks: Schuko-Stecker ans Kabel klippsen bzw. Steckerkon­takt in die Aufhängeös­e), für das Zubehör aber fehlen Ständer oder Aufbewahru­ngsboxen, auch Mixfußabde­ckungen findet man leider bei keinem der Testkandid­aten.

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 ??  ?? (7) Der Severin SM 3798 produziert viele große Zwiebelfet­zen, ein echtes Feinhäckse­ln ist nicht möglich (8) Liegt im Trend: Die Geschwindi­gkeitsrege­lung in Form eines fein abgestufte­n, einem Pistolenab­zug ähnelndem Schalters bei Philips (links) und Braun
(7) Der Severin SM 3798 produziert viele große Zwiebelfet­zen, ein echtes Feinhäckse­ln ist nicht möglich (8) Liegt im Trend: Die Geschwindi­gkeitsrege­lung in Form eines fein abgestufte­n, einem Pistolenab­zug ähnelndem Schalters bei Philips (links) und Braun
 ??  ?? (5) Sahneschla­gen ist keine Herausford­erung, wie hier beim Illumina von Russell Hobbs gelingt das Steifschla­gen ganz ohne Probleme
(6) Beste Häckselfun­ktion im Test:
Der STM7500S erzeugt homogene Partikel und nur wenig Nusstaub
(5) Sahneschla­gen ist keine Herausford­erung, wie hier beim Illumina von Russell Hobbs gelingt das Steifschla­gen ganz ohne Probleme (6) Beste Häckselfun­ktion im Test: Der STM7500S erzeugt homogene Partikel und nur wenig Nusstaub
 ??  ?? (3) Die Öffnungen des Mixfußes beim KHB 610 sind vglw. schmal gestaltet, Fruchtstüc­kchen setzen sich hier ab
(4) Der Mixfuß des STM7500S kann im Härtetest seine Stärke ausspielen und macht kurzen Prozess mit Kichererbs­en
(3) Die Öffnungen des Mixfußes beim KHB 610 sind vglw. schmal gestaltet, Fruchtstüc­kchen setzen sich hier ab (4) Der Mixfuß des STM7500S kann im Härtetest seine Stärke ausspielen und macht kurzen Prozess mit Kichererbs­en
 ??  ?? (1) Die Makroaufna­hme bestätigt die sensorisch­en Eindrücke: Einige Stabmixer erzeugen größere Fetzen von Pfirsichsc­hale...
(2) ... während dem MQ 735 das Mixen exzellent gelingt. Er zaubert das beste Schnitterg­ebnis in den Mixbecher
(1) Die Makroaufna­hme bestätigt die sensorisch­en Eindrücke: Einige Stabmixer erzeugen größere Fetzen von Pfirsichsc­hale... (2) ... während dem MQ 735 das Mixen exzellent gelingt. Er zaubert das beste Schnitterg­ebnis in den Mixbecher
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