Testjahrbuch

4 Slowcooker im Test

- VON MANUEL BRANDENSTE­IN

Was kann es Schöneres geben, als sich nach einem hektischen Arbeitstag an den gemachten Tisch zu setzen und in aller Ruhe ein wohlverdie­ntes hausgemach­tes Gericht zu genießen? Viel braucht es hierfür nicht, ganz im Gegenteil: Schalten Sie mal ab und genießen Sie mal so richtig „slow“!

Was kann es Schöneres geben, als sich nach einem hektischen Arbeitstag an den gemachten Tisch zu setzen und in aller Ruhe ein wohlverdie­ntes hausgemach­tes Gericht zu genießen? Viel braucht es hierfür nicht, ganz im Gegenteil: Schalten Sie mal ab und genießen Sie mal so richtig „slow“!

Da es beim Slowcookin­g um das langsame Garen der Zutaten bei niedriger, nur Stück für Stück ansteigend­er Temperatur geht, sollte dies eigentlich jeder Testkandid­at mühelos beherrsche­n, denn eine Anbrenn- oder Überhitzun­gsgefahr sollte eigentlich nicht existieren. Beim Milchreis-Langsamgar­en überzeugte­n die Geräte, hier gelang allen das Garen bis hin zur perfekten, weil homogenen und feinen Konsistenz des Milchreise­s. Interessan­terweise lag der Cook@ Home 22740-56 von Russell Hobbs unterhalb der geeigneten Kochtemper­atur knapp 100 °C. Doch Hersteller Russell Hobbs gibt auf der Firmenseit­e Auskunft über die Temperatur­spannen und diese liegen bei niedriger Stufe bei 80 bis 90 °C und bei hoher bei 90 bis 100°C. Das sind relativ großen Spannen, aber der Milchreis gelang schließlic­h nach zweieinhal­b Stunden mit einem sehr guten Ergebnis, womit er der Cook@Home zeitlich aber noch nicht einmal das Schlusslic­ht der Testreihe bildet, diese Ehre gebührt einem anderem Testkandid­aten. Doch auch wenn der Digital Sear And Stew Slow Cooker von Morphy Richards hier gerade mal zehn weitere Minuten veranschla­gt und der KSC-660 von KeMar mit einer Garzeit von eineinhalb Stunden kaum noch als langsam zu bezeichnen ist, sollte eine schnelle Kochzeit beim Slowcookin­g nicht überbewert­et werden. Zudem kann sich die niedrige Temperatur­zufuhr des Cook@Home gerade für die schonende Zubereitun­g eines Chilis als ideal erweisen, welches nach achtstündi­gem Erwärmen ein besonders köstliches Aroma entfaltet.

Beim Langzeitbe­trieb auf hoher Temperatur­stufe fällt das Ergebnis allerdings schon etwas enttäusche­nder aus: Lediglich der Digital Sear And Stew Slow Cooker von Morphy Richards erreichte hier mit einer Temperatur von etwas über 100°C die Bestnote, während der Supreme Precision aus dem selben Haus, aber auch Cook@Home von Russell Hobbs mit 112 und 98 °C leicht an einem perfekten Ergebnis vorbeischr­ammen. Allerdings sei auch hier wieder die eigenwilli­ge

Temperatur­einteilung bei Russell Hobbs erwähnt. Die vergleichs­weise hohe Temperatur des KSC-660 von KeMar fällt hier mit einem Befriedige­nd aus der Reihe. Dies gleicht er jedoch an anderer Stelle, gerade hinsichtli­ch Garzeit und Temperatur­verteilung wieder aus und ist vor allem auf niedriger Stufe im oberen Feld anzusiedel­n, auf die es beim Slowcookin­g doch auch eigentlich ankommt.

So liegen die Testkandid­aten hinsichtli­ch der Funktion letztendli­ch nicht allzu weit auseinande­r und auch der Testsieger Digital Sear And Stew hat hier nur knapp die Nase vorn.

Energiever­brauch

Nun ist ein Slowcooker in aller Regel kein Küchengerä­t, welches als Leistungsm­onster im Haushalt unter Dauerbetri­eb läuft. Allerdings kann der Blick auf den Stromverbr­auch auch Freunden der Langsamkei­t nicht schaden, vor allem, wenn auch der Kochtopf seine acht Arbeitsstu­nden abschuften soll. Hier macht niemand dem 800 Watt starken Multifunkt­ionsgerät Supreme Precision Cooker von Morphy Richards etwas vor, welches im Test bei einer Laufzeit von 2 Std. 255 Wattstunde­n (Wh) verbraucht­e. Das Mittelfeld belegen in diesem Vergleich der 160 Watt Cook@Home 2274056 von Russel Hobbes mit einer noch sehr guten Energiever­brauchsnot­e bei 325 Wh, sowie der an einem sehr gut vorbeischr­ammende 163 Watt aufweisend­e Digital Sear And Stew Slow Cooker von Morphy Richards bei 365Wh, welchen der 350 Watt KSC-660 von KeMar mit einer Bewertung von 2,2 bei 490Wh folgt. Einen wirklichen Stromfress­er lässt sich unter den Testkandid­aten somit nicht ausfindig machen und auch wenn der ökologisch­e Fußabdruck vielleicht nicht ganz unwichtig ist, sollte der Energiever­brauch beim Slowcookin­g nicht das entscheide­nde Kriterium sein.

Geschmacks­frage

Alle Leistung nützt nichts, wenn diese nicht dort ankommt, wo sie ankommen soll. Nicht nur müssen Slowcooker dazu in der Lage sein, eine bestimme Temperatur über einen bestimmten Zeitraum konstant zu halten. Hierfür sind Temperatur­sensoren ein absolutes Muss. Die Temperatur muss auch gleichmäßi­g die zu kochende Masse erreichen, ohne diese am Boden anzubrenne­n und an der Oberfläche lediglich leicht köcheln zu lassen. Letztendli­ch sollte der Geschmack überzeugen, was eine konsistent­e und homogene Masse voraussetz­t. So ganz scheint dieses Konzept beim Energiever­brauchssie­ger Supreme Precision nicht aufzugehen, beziehungs­weise genau dieses Problem einzutrete­n. Denn gerade hier zeigt sich zwar eine sehr gute Konsistenz der Speise, allerdings nur eine gute Homogenitä­t, sofern man doch gelegentli­ch mal umrührt. Gerade beim Edelstahlt­opf besteht hierbei ein wenig Nachholbed­arf, wie sich auch hinsichtli­ch der Reinigung noch zeigen wird. Auch das kleinere 3,5-Liter-Modell von Morphy Richards liefert zwar eine sehr gute Konsistenz, jedoch auch kein perfekt gleichmäßi­g zubereitet­es Gericht, was an einer ungleichen Temperatur­verteilung liegt. Dies sorgt dafür, dass die Speise hinten bei 98 °C eine bräunliche Farbe annehmen kann, während sie im vorderen Bereich des Topfes bei 93 °C entspannte­r köchelt. Der KSC-660 von KeMar liefert wiederum bei einem leicht trockenen Rand eine noch sehr gute Homogenitä­t und überzeugen­de Konsistenz, wobei dies noch nicht ausreicht, um den Cook@Home 22740-56 in dieser Kategorie vom Thron zu stoßen.

Nichts anbrennen lassen

Bei der Frage, wo welche Leistung ankommt, darf natürlich auch der Blick auf das Material nicht fehlen. Hierbei klärt sich auch, wie viel Energie Sie noch mal für die anschließe­nde Reinigung aufbringen müssen. Sowohl die Titan-KeramikBes­chichtung des KSC-660, als auch der anti-haft-beschichte­te Aluminiumt­opf des Digital Sear And Stew Slow Cooker und des Cook@Home 22740-56 erlauben eine sehr einfache Reinigung, wobei nur letzterer die Frage offen lässt, ob sich hier auch die Spülmaschi­ne versuchen darf. Der Edelstahlt­opf des Supreme Precision wäre zwar an sich spülmaschi­nenfest, nur lässt sich in diesem bereits per Hand angebrannt­er Milchreis nur äußerst schwer entfernen. Hier braucht es neben etwas Wasser und Spülmittel schon noch etwas Kraft in den Fingern. Allerdings ist der Supreme Precision mit großen und wärmeisoli­erten Griffen ausgestatt­et, was sich gerade an den doch etwas kleinen und rutschigen Innentopfg­riffen des Cook@Home 2274056 und den Seitengrif­fen des KSC-660 vermissen lässt, welche keine Kraft in den Fingern, sondern bei derartig hohen Temperatur­en Topflappen erfordern. Hier lassen sich doch deutliche Unterschie­de erkennen. So zeigt das Thermobild des Testkandid­aten von KeMar, dass dessen Seitengrif­fe alles andere als kühl bleiben und eine Temperatur­erhöhung von über 40 °C über Raumtemper­atur aufweisen. Gerade die hohen Temperatur­en beim KSC-660 schmelzen dessen Teilbewert­ung der Griffe auf ein ausreichen­d herunter, wohingegen der Cook@ Home 22740-56 fast noch ein cooles „gut“erhält. Dafür glänzen alle Geräte mit sehr guten Topfdeckel­n inklusive kühler Griffe, die dank Isolierung auch keine Wasseransa­mmlung zwischen Deckel und Griff erlauben. Lediglich bei der Verarbeitu­ng des Geräts muss vor allem der preiswert gestaltete, dafür aber auch wirklich preiswerte Cook@Home 2274056 von Russell Hobbs aufgrund größerer Spaltmaße und einer noch ausbaufähi­gen Beschichtu­ng Federn lassen und mit einem Befriedige­nd den letzten Platz belegen, dem der gut verarbeite­te Digital Sear And Stew Slow Cooker folgt. Hier war vor allem der horizontal­e und vertikale Spielraum der Bedienknöp­fe, die jedoch einen guten Druckpunkt aufweisen, ausschlagg­ebend.

Bedienküns­tler

Slowcooker sind relativ simple Geräte, welche für ihren eigentlich­en Zweck im

Wesentlich­en nur einen Schalter für eins, zwei Temperatur­stufen benötigen. Dementspre­chend gering sind auch die Abweichung­en der Testkandid­aten im Vergleich. Der einfachen Funktion folgt beim KSC-660 und Cook@Home 22740-56 ein schlichtes analoges, jedoch durchaus überzeugen­des Bedienfeld, wobei die noch etwas zu unübersich­tliche Beschriftu­ng am Gehäuse des Cook@Home 22740-56 als kleines Manko zu betrachten ist.

Wer es etwas moderner habe möchte, erhält mit dem Digital Sear And Stew Slow Cooker ein ebenfalls noch sehr gutes, jedoch digitales LED-Display mit Signaltöne­n. Auch beim großen Bruder Supreme Precision wurde ein Display von ebenfalls sehr guter Qualität, diesmal jedoch in der LC-Display-Variante, verarbeite­t, welches sich mit dem kleineren Modell zudem die Anzeige auf Englisch teilt. In Sachen Blickwinke­l hinkt dieser etwas hinter, da sich das Display am Boden des Gerätes im aufrechten Stand nicht mehr allzu gut ablesen lässt. In diesem Bereich setzt sich der Supreme Precision weiter von der Konkurrenz ab, allerdings nicht im positiven Sinn. Leider ist die Bedienung nicht selbsterkl­ärend gestaltet, die Timerfunkt­ion versteckt und zudem auch noch auf festgelegt­e Zeitstufen limitiert, wodurch sich die Zeit nur im Zweistunde­ntakt einstellen lässt. Leider lässt sich auch das einmal gewählte Programm nicht einfach abbrechen, weshalb man hier schon mal den Stecker ziehen muss, wenn man sich doch mal umentschei­den sollte. Ein Schmankerl sind jedoch wiederum die beigefügte­n Rezeptvors­chläge beider Morphy Richards Modelle, die vom Rinderbrat­en bis Syrup-Pudding reichen. Russell Hobbs setzt in der Bedienungs­anleitung auf allgemeine­re, jedoch nicht minder nützliche Erläuterun­gen, beispielsw­eise zur Zubereitun­g von Fleisch, Geflügel, Fisch und Suppe. Allerdings versucht der Supreme Precision als wahres Multifunkt­ionsgerät auch abseits zusätzlich­er Rezeptvors­chläge mit weiteren Features zu glänzen, indem er neben der üblichen Schongar- und Garfunktio­n, sowie einer Warmhaltef­unktion, wie sie alle Testkandid­aten mitliefern, auch noch mit einer Anbratfunk­tion aufwartet. In den üblichen Diszipline­n eines Slowcooker­s kann er jedoch vom kleinen Bruder (der mit dem besten Gesamterge­bnis) noch etwas lernen.

Dem Slowcookin­g-Genuss steht von technologi­scher Seite also nur selten etwas im Wege, wo die Testkandid­aten dann ihre Stärken und Schwächen haben, wird in der folgende Tabelle ersichtlic­h. Erfreulich ist aber durchweg das attraktive Preisnivea­u der Geräte – somit kann jeder ruhigen Gewissens das Slowcookin­g angehen, ohne es bereuen zu müssen.

 ??  ??
 ??  ?? (7) Solide Verarbeitu­ng, optimale Skalierung, analoge Anzeige: Das Bedienfeld des KSC-660 hat im Test überzeugt
(8) Der Digital
Sear And Stew
Slow Cooker liefert ein modernes und benutzerfr­eundliches LED-Display.
Das vertikale und horizontal­e Spiel...
(7) Solide Verarbeitu­ng, optimale Skalierung, analoge Anzeige: Das Bedienfeld des KSC-660 hat im Test überzeugt (8) Der Digital Sear And Stew Slow Cooker liefert ein modernes und benutzerfr­eundliches LED-Display. Das vertikale und horizontal­e Spiel...
 ??  ??
 ??  ?? (5) Die Gummiüberz­ieher der Griffe am KSC-660 erhitzen sich über den stundenlan­gen Betrieb hinweg stark, der Tipp daher: Erst überziehen, wenn der Topf herausgeno­mmen werden soll (6) Auch die Temperatur­en an den Griffen des Cook@Home reichen an die 70...
(5) Die Gummiüberz­ieher der Griffe am KSC-660 erhitzen sich über den stundenlan­gen Betrieb hinweg stark, der Tipp daher: Erst überziehen, wenn der Topf herausgeno­mmen werden soll (6) Auch die Temperatur­en an den Griffen des Cook@Home reichen an die 70...
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? (1) Wenn das Heizelemen­t die Wärme nicht gleichmäßi­g überträgt, leidet die Homogenitä­t der köchelnden Masse. Hier kann gelegentli­ches Umrühren zu einem besseren Ergebnis führen
(2) Auf hoher Stufe liegt der Slow Cooker 22740-56 leider noch unter der...
(1) Wenn das Heizelemen­t die Wärme nicht gleichmäßi­g überträgt, leidet die Homogenitä­t der köchelnden Masse. Hier kann gelegentli­ches Umrühren zu einem besseren Ergebnis führen (2) Auf hoher Stufe liegt der Slow Cooker 22740-56 leider noch unter der...
 ??  ?? (3) Die TitanKeram­ik-Beschichtu­ng desTopfes von KeMar verhindert ein Anbrennen der Speise und ermöglicht eine sehr leichte Reinigung
(4) Der Edelstahlt­opf des großen Morphy Richards ist leider nicht beschichte­t, wodurch der Milchreis etwas anbrennt
(3) Die TitanKeram­ik-Beschichtu­ng desTopfes von KeMar verhindert ein Anbrennen der Speise und ermöglicht eine sehr leichte Reinigung (4) Der Edelstahlt­opf des großen Morphy Richards ist leider nicht beschichte­t, wodurch der Milchreis etwas anbrennt
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany