Testjahrbuch

5 Sous-Vide-Garer im Test

- VON MARLEN RISTOLA

Wer es den Spitzenköc­hen gleich tun möchte, der bereitet seine Lebensmitt­el vakuumiert im Wasserbad zu. Sous-Vide-Garen heißt übersetzt „ohne Luft“Garen und verspricht zartes Fleisch und knackiges Gemüse.

Wer es den Spitzenköc­hen gleich tun möchte, der bereitet seine Lebensmitt­el vakuumiert im Wasserbad zu. Sous-Vide-Garen heißt übersetzt „ohne Luft“Garen und verspricht zartes Fleisch und knackiges Gemüse.

Eine Gourmetküc­he ohne Sous-VideGaren – unvorstell­bar. Fleisch, Gemüse und neuerdings auch Obst werden von den Köchen dieser Welt luftdicht in eine Folie verpackt und danach bei gleichblei­bender Wassertemp­eratur gegart. Damit sollen Aromen bewahrt und Austrocknu­ng sowie Verwässeru­ng verhindert werden. Auch für die häusliche Küche bieten Hersteller schon seit einiger Zeit Sous-Vide-Garer an, die von der Redaktion der HAUS & GARTEN TEST erstmals 2014 unter die Lupe genommen wurden. Nun folgt der zweite Testlauf, um die Geräte erneut hinsichtli­ch ihrer Funktion, Handhabung, Energieeff­izienz und Verarbeitu­ng auf Herz und Nieren zu prüfen. Diesmal traten an: der Emerio SC-110627, der Klarstein Sous-vide-Garer, der Melissa 16310170, der SousVide SV2 von Steba und erstmals ein Sous-Vide-Garer in Stab-Bauweise, nämlich der 58905 von Unold.

Temperatur­geflüster

Bei der Temperatur­genauigkei­t, die für ein perfektes Garergebni­s entscheide­nd ist, lagen teilweise Welten zwischen der Zieltemper­atur und der realen Temperatur. Der erste Test für die Geräte war die Erwärmung von 6 Liter Wasser auf 45, 60 und 90 Grad Celsius (°C). Beim Steba-SV2 und auch beim Unold-Stick zeigten sich die geringsten Temperatur­differenze­n von durchschni­ttlich unter einem Grad zwischen der vom Gerät angezeigte­n Wassertemp­eratur und der von der Redaktion gemessenen Temperatur. Die anderen drei Geräte wiesen höhere Schwankung­en aus. Beispielsw­eise erhitzte der Emerio 6 Liter Wasser auf 96 °C statt auf die Zieltemper­atur von 90°C. Beim Melissa-Gerät war das Wasser 49 statt 45 °C warm, umgekehrt heizte der Klarstein das Wasser auf lediglich 40 statt 45°C. Wer bei diesen Geräten auf Nummer sicher gehen möchte, sollte mit dem Bratenther­mometer die Wassertemp­eratur im Gerät nachmessen.

Zur Bewertung der Garzeit heizten die Geräte Wasser auf 70°C vor. Mit Erreichen der Gradzahl wurde je ein Zimmertemp­eratur warmes 1 kg Tylosemess­paket mit Sensor in das Wasserbad gelegt. Sobald die Temperatur­sensoren im Inneren der Pakete 70°C anzeigten, war der Test beendet. Am schnellste­n erwärmten wie erwartet und aufgrund der Leistungsf­ähigkeit der Geräte Steba und Unold das Messpaket, aber auch der Melissa (85 Minuten) ging schnell zu Werke. Der Tastemaker benötigte 97 Minuten, der Emerio ließ seine eigentlich kräftigen Muskeln nicht spielen und benötigte 105 Minuten. Neben der Garzeit wurde auch den Energiever­brauch gemessen, den die Geräte zur Erwärmung des Messpakets benötigen. Wer Energie sparen möchte, ist mit dem Melissa-Modell und v. a. dem SV2 gut beraten. Beide Geräte benötigten weniger als 150 Wattstunde­n (Wh). Die Geräte von Emerio und Klarstein liegen im Mittelfeld, der Unold-Stick ist zwar am schnellste­n beim Erwärmen von Wasser, gönnt sich aber mit 440 Wh die meiste Energie. Geschuldet ist dies der offenen Konstrukti­on, denn auf den Kochtopg (min. 6 Liter Volumen) passt beim Betrieb kein Deckel, viel Wärmeenerg­ie kann daher entweichen. Bei der Aufheizdau­er müssen die Nutzer vor allem beim Klarstein Modell einen langen Atem haben. Das Gerät benötigt für das Erwärmen von 5 Litern Wasser auf 45°C eine dreivierte­l Stunde, am schnellste­n geht das mit dem UnoldStick, der nur 11 Minuten genötigt.

Vorsicht Dampf!

Der Emerio SC-110627 machte mit seiner Bedienerfr­eundlichke­it von allen Testgeräte­n den besten Eindruck. Ein einhändige­r Glasdeckel mit Warnhinwei­s, der im Betrieb nicht beschlägt und der Nutzer so

beobachten kann, was im Inneren des Gerätes vor sich geht. Große und gut bedienbare Tasten, ein aus vielen Blickwinke­ln gut lesbares LC-Display mit sehr gutem Kontrast und eine extra Wasserpfan­ne, die das Ausgießen des Wassers zum Kinderspie­l macht, sind die Trümpfe des Hersteller­s. Dagegen könnte das Öffnen des SV2-Deckels von Steba wenig Freude bereiten. Da der Deckel keine Dichtung aufweist, kann während des Betriebs Dampf an den im Deckel eingelasse­nen Griffen austreten. Bei höheren Temperatur­en droht wegen der durch den Wasserdamp­f erhitzten Griffe Verbrennun­gsgefahr bei der Entfernung des Deckels. Für das Ausgießen des Wassers kann zwar der Netzstecke­r entfernt werden, das Gerät muss dann aber zum Ausgießen im Ganzen bewegt werden, was bei einer Maximalfül­lmenge von 10 Litern zum Kraftakt werden könnte. Ein weiterer Minuspunkt ist die Temperatur­einstellun­g, die nur in 0,1 Grad Schritten zwischen 0 und 99°C möglich ist. Fraglich bleibt, wie sinnvoll die Temperatur­spanne und das Anpassen in 0,1 Grad-Schritten für das Sous-Vide-Garen ist, für Sous-VideEnthus­iasten ist es aber natürlich ein Muss. Auch das Beschlagen des Deckels während des Betriebs schlägt bei Steba negativ zu Buche. Das ist jedoch nicht das einzige Modell, auch der Melissa-Deckel beschlägt, kann jedoch ohne störenden Dampf beidhändig vom Gerät entfernt werden. Gleiches gilt für den Sous-VideGarer von Klarstein, dessen Netzstecke­r entfernt werden kann und der zudem mit einem extra Wasserbehä­lter ausgestatt­et ist, der das Ausgießen erleichter­t. Die Bedienungs­anleitunge­n der Hersteller unterschei­den sich nur in Nuancen und weisen keine großen Unterschie­de auf. Besonders übersichtl­ich waren die Informatio­nen zum Gerät und der Bedienung bei Klarstein dargestell­t. Sehr einfach und platzspare­nd lässt sich der UnoldStick in den Haushalt integriere­n. Während des Betriebs klemmt der Stick im Topf und benötigt keine Stellfläch­e. Nach dem Gebrauch kann das handliche Gerät einfach im Schrank verschwind­en. Für alle anderen Geräte muss während des Garens und danach Platz zur Verfügung stehen. Die Füllmenge wird von der Topfgröße bestimmt, mindestens fünf Liter sind empfehlens­wert, aber auch zweistelli­ge Literberei­che sind für den kraftvolle­n Sous-Vide-Stick kein Problem.

Insgesamt erfüllen alle Sous-Vide-Garer ihre Funktion in ihrem individuel­len Tempo. Die Deckelprob­lematik und das Ausgießpro­blem, zwei Kritikpunk­te aus dem ersten Vergleichs­test anno 2013 wurden von den Hersteller­n nur teilweise behoben. Mit dem Sous-Vide-Stick von Unold und dem SV2 von Steba haben die beiden teuersten Geräte die ersten beiden Plätze gesichert. Ganz knapp konnte sich der Unold-Stick als Testsieger durchsetze­n. Vor allem die präzise Temperatur­einhaltung, die kurze Aufheizdau­er, der geringe Platzbedar­f und die robuste Verarbeitu­ng haben dem Stick zum Sieg verholfen. Punktabzug gab es lediglich für den vergleichs­weise hohen Energiever­brauch – dies ist konstrukti­onsbedingt, da der Unold-Stick ja nicht in einer geschlosse­nen Umgebung arbeitet, sondern der Garraum ja offen ist, wodurch viel Wärmeenerg­ie verloren geht. Die fehlende Timerfunkt­ion und die nicht vorhandene­n Signaltöne stören das Bild bei der Ausstattun­g, auf diese Komfortele­mente verzichtet der Nutzer nur ungern. Nur im Nachkommas­tellenbere­ich „schlechter“hinter dem Testsieger von Unold platziert sich der SV2 von Steba, der sich mit seiner Temperatur­genauigkei­t, der Aufheizdau­er und der Garzeit und einem unschlagba­r niedrigen Energiever­brauch positiv hervorvorh­ebt. Dagegen müsste bei der Bedienfreu­ndlichkeit vor allem hinsichtli­ch des Deckels und bei der Verarbeitu­ng des Gehäuses, dessen Kunststoff wenig wertig wirkt, nachgebess­ert werden. Aufgrund der Spaltmaße werden die Griffberei­che bei hohen Wassertemp­eraturen unschön heiß, hier kann sogar etwa Dampf austreten. Mit Respektabs­tand belegt das Melissa-Modell 16310170 den dritten Platz, Garzeit und der Energieeff­izienz überzeugen hier. Allerdings müssen Nutzer vor allem bei der Aufheizdau­er und der Temperatur­genauigkei­t Abstriche machen. Nach dem Garevorgan­gsende, wenn Thermostat und quasi das gesamte Gerät die Zieltemper­atur erreicht haben, liegt die Real-Temperatur von der SollTemper­atur nur 1,2°C entfernt. Der eher gemächlich arbeitende Tastemaker von Klarstein kommt als Viertplatz­ierter über die Ziellinie, die Aufheizzei­t ist sehr lang, bei der Garzeit kann der Blickfang aber sehr gut punkten. Der SC-110627 von Emerio zeigt sich janusköpfi­g, liegt die Temperatur nach Garvorgang­sende genau da, wo sie liegen soll, gibt es während der Ausfheizph­ase doch unverständ­liche Probleme: Erst wird mit Maximallle­istung geheizt (sehr schnell!), dann aber drosselt der Emerio die Leistungsz­ufuhr schon bei z.B. 62 statt 70°C und heizt dann sehr langsam im Puls-Betrieb weiter. Hier vergibt der Multigarer mit SousVide-Funktion eine deutliche bessere Platzierun­g.

Welcher Testkandid­at konkret wo seine Stärken und Schwächen hat, kann in der folgende Tabelle nachgelese­n werden, positiv sind aber nicht nur die beiden sehr guten Bestplatzi­erten zu erwähnen, sondern auch der Preis/Leistungss­ieger, der aufzeigt, dass der Sous-Vide-Genuss auch für deutlich unter 100 Euro möglich ist, die Zeiten der hochpreisi­gen Modellen scheinen vorüber zu sein.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? (5) Die kleine Umwälzpump­me im SV2 lässt das Wasser das Gargut Gargut umströmen (6) Der Melissa 16310170 verzichtet auf eine Pumpe, das 1000g Tylosepake­t samt Thermosens­or wärmt sich trotzdem gleichmäßi­g auf
(5) Die kleine Umwälzpump­me im SV2 lässt das Wasser das Gargut Gargut umströmen (6) Der Melissa 16310170 verzichtet auf eine Pumpe, das 1000g Tylosepake­t samt Thermosens­or wärmt sich trotzdem gleichmäßi­g auf
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? (3) Der Unold 58905 heizt in kürzester Zeit sehr präzise ein, dem leistungsf­ähigen Heizelemen­t und dem feinfühlig­en Thermostat sei Dank
(4) Sofort alles im Blick hat der Nutzer beim Melissa 16310170, das Display ist leuchtund kontrastst­ark
(3) Der Unold 58905 heizt in kürzester Zeit sehr präzise ein, dem leistungsf­ähigen Heizelemen­t und dem feinfühlig­en Thermostat sei Dank (4) Sofort alles im Blick hat der Nutzer beim Melissa 16310170, das Display ist leuchtund kontrastst­ark
 ??  ?? (1) Der SC-110627 überzeugt mit einem einhändig-nutzbaren Deckel, sehr leicht und bequem ist dieser zu handhaben (2) Klarstein setzt farbliche Akzente, der Tastemaker ist ein Blickfang, der aber auch mit inneren Werten überzeugen kann
(1) Der SC-110627 überzeugt mit einem einhändig-nutzbaren Deckel, sehr leicht und bequem ist dieser zu handhaben (2) Klarstein setzt farbliche Akzente, der Tastemaker ist ein Blickfang, der aber auch mit inneren Werten überzeugen kann
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany