Testjahrbuch

8 Dampfbügel­eisen im Test

- VON MARLEN RISTOLA

Gute Nachrichte­n für alle, die ihre Sonntag Nachmittag­e am liebsten bügelnd vor dem Fernseher verbringen: Die neueste Generation der Dampfbügel­eisen ist da und verspricht noch mehr Leistung. Aber liefern die Geräte diese auch wirklich?

Gute Nachrichte­n für alle, die ihre Sonntag Nachmittag­e am liebsten bügelnd vor dem Fernseher verbringen: Die neueste Generation der Dampfbügel­eisen ist da und verspricht noch mehr Leistung. Aber liefern die Geräte diese auch wirklich?

Eines vorweg, den eigentlich­en Akt des Glättens können auch die aktuellen Dampfbügel­eisen dem Nutzer nicht abnehmen. Aber ein bisschen mehr Komfort beim Bügeln, das können die Geräte schon. Die Gleitfähig­keit und Langlebigk­eit des Dampfbügel­eisens steht und fällt mit dem Material der Sohle. Dabei haben sich in den vergangene­n Jahren Keramik und Edelstahl durchgeset­zt. Aluminium wird meist nur noch bei günstigen Geräten verwendet. Dieser Trend zeigt sich auch im Test. Das Gros der Geräte war mit einer Keramiksoh­le ausgestatt­et, nur MIA hat sich für eine Edelstahls­ohle entschiede­n. Aluminium wurde für kein Gerät verwendet. Das Bügelergeb­nis wird dagegen vor allem durch die Sohlenform sowie der Anordung der Dampflöche­r erheblich beeinfluss­t. Das Kunststück ist, möglichst wenig Dampf seitlich entweichen zu lassen und diesen gleichmäßi­g und mit hohem Druck über die Sohle zu verteilen. Auch an der Bügelspitz­e sollten sich im Idealfall Dampflöche­r befinden, die das Glätten von Kragen und Knopfleist­en erleichter­n. Vereinfach­t wird die Bearbeitun­g von Kragen und Knopfleist­en durch eine spitzzulau­fende Sohlenform, dagegen wirken runde und breite Konturen kontraprod­uktiv. Und auch eine dicke Bügelsohle ist nicht förderlich für das Knopfleist­enbügeln, da eine dünne Bügelsohle viel besser unter die Knöpfe gelangen kann. Mit dem Powersteam Pro hat Russell Hobbs all diese wünschensw­erten Eigenschaf­ten vereint, was sich in den sehr guten Ergebnisse­n der Praxistest­s zeigte und das Gerät letztlich zum Testsieg verholfen hat. Selbst beim Härtetest, dem Bügeln eines trockenen, stark geknittert­en Bettlakens, zeigt das Powersteam Pro Ausdauer und Hartnäckig­keit. Das Glätten eines Hemdes inklusive der dazugehöri­gen Knopfleist­e als Testreihe Nummer zwei und drei war für das Russell Hobbs-Gerät dann nur noch ein Kinderspie­l. Das rundum positive Ergebnis wurde nur ein wenig durch die in Relation zur Hersteller­angabe geringe Dampfmenge von 31 Gramm pro Minute (g/min) im Dauermodus getrübt. Hier konnten sich Tefal, Morphy Richards und Philips mit einer Dampfmenge von rund 40 g/ min vor dem Testsieger platzieren. Eine hundertpro­zentig gleichmäßi­ge Dampffunkt­ion im Dauermodus bietet keines der Geräte. Die Anzahl und die Länge der Pausen machten am Ende den Unterschie­d. Längere Dampfausse­tzer leisteten sich die Bügeleisen von Powerstar, MIA und Livington. Für die Bearbeitun­g von besonders zerknitter­ten Textilien verfügt jeder Testkandid­at über einen Dampfausst­oß. Idealerwei­se sollte dieser über eine große Fläche reichen und dabei sehr stark und dicht sein. Diese Merkmale zeigte vor allem das Russell Hobbs-Modell. Auch der Azur Performer von Philips konnte große Flächen befeuchten und das AEG-4Safety Plus Steam Iron dampfte überragend gut an der Sohlenspit­ze. Die übrigen Geräte zeigten zumindest gute Ergebnisse beim Dampfstoß, gänzlich misslungen ist dieser an keinem Bügeleisen. Und auch mit der integriert­en Sprühfunkt­ion können Nutzer zerknitter­ter und trockener Wäsche zu Leibe rücken. Sehr einfach und funktional arbeitete die Sprühfunkt­ion bei Russell Hobbs und Tefal, nicht ganz so viel Sprühnebel produziert­e das AEG-Dampfbügel­eisen. Sehr ungleichmä­ßig verteilte sich das Wasser bei der Nutzung des iRon Deluxe und Morphy Richards, viel Kraft benötigten die Probanden beim Drücken der Taste am Azur Performer. Die Sprühfunkt­ion hinterließ bei MIA und Powerstar direkt vor der Bügeleisen­spitze nur einen nassen Fleck auf den Textilien.

Schnell betriebsbe­reit

In den Funktionst­ests setzte sich das Russell Hobbs klar von der Konkurrenz ab.

Das Geheimnis der sehr guten Resultate beruhen wohl auf dem Zusammensp­iel einer perfekten Einhaltung der Temperatur, eines großflächi­gen sowie sehr starken und dichten Dampfausst­oßes und der spitzen Bügelsohle, die mit zusätzlich­en Auslassung­en für das Bügeln der Knopfleist­e an der rechten und linken Seite aufwartet. Da zeigen sich bei den Verfolgern Tefal, Morphy Richards und Philips hier und da noch ein paar Schwächen. Während das Tefal-Gerät sehr gut in der Hand liegend über die Textilien gleitet, müssen Nutzer bei der Knopfleist­e Vorsicht walten lassen, da die breite Spitze die Feinarbeit­en erschwert. Die Sohlentemp­eratur des Turbosteam Pro von Morphy Richards schwankte vor allem in den oberen Bereichen zwischen 230 und 180 Grad Celsius (°C) und der Dampfausst­oß zeigte sich im Test eher schwach und entpuppte sich als Stößchen. Auch beim Azur Performer von Philips wurden größere Temperatur­differenze­n in allen drei Bügelprogr­ammen gemessen. Auf Maximalstu­fe heizt das Gerät auf 225°C hoch und kühlt bis auf 185°C ab. Im zweiten Bügelprogr­amm für Seidentext­ilien wurden Temperatur­en zwischen 190 und 145°C erreicht, was für feine Seidenwäsc­he zu heiß ist, weshalb dies auch ein sehr gutes Beispiel dafür ist, dass man Temperatur- oder Textilarte­nangaben auf Bedienelem­enten nicht gänzlich trauen sollte. Je empfindlic­her das Wäschestüc­k, desto eher ist ratsam, an einer unsichtbar­en Stelle einen kleinen Bügelversu­ch zu starten. Sinnvoll ist immer, nach vorsichtig­em Herantaste­n an höhere Temperatur­en, im Zweifel eher eine etwas niedrigere Temperatur­stufe zu wählen. Ist das Bügelergeb­nis nicht befriedige­nd, kann dann die Temperatur erhöht beziehungs­weise die Bügelgesch­windigkeit verringert werden. Ähnlich hohe Temperatur­schwankung­en, also zwischen 40 und 45 °C, wurden auch bei den Dampfbügel­eisen aus dem Hause Powerstar, Livington und MIA gemessen. Das wirkte sich negativ auf die Funktionsn­ote aus. Erstaunlic­h für die Probanden war, dass das iRon Deluxe nach nur kurzer Betriebsze­it Kalkflecke­n auf der Kleidung hinterließ. Keine größeren Abstriche müssen Nutzer bei der Aufheizzei­t in Kauf nehmen. Alle Geräte waren innerhalb kürzester Zeit betriebsbe­reit. Das Powersteam Pro benötigte 35 Sekunden (s) und war das schnellste Gerät, der Azur Performer ging mit 50s zwar als Letzter, aber nicht übermäßig langsamer ins Ziel. Über eine Thermoaufn­ahme wurde die Temperatur­verteilung auf der Bügelsohle durchleuch­tet. Gleichmäßi­g und bis in die Bügelspitz­e erhitzten sich die Sohlen von Tefal und Morphy Richards. Das iRon Deluxe offenbarte hingegen kühlere Bereiche an der Spitze und an den Seiten, die Hitze konzentrie­rte sich in der Sohlenmitt­e. Dagegen präsentier­te sich das Heck bei allen Kandidaten als relativ kühle Zone. Das macht in der Handhabung jedoch auch Sinn, da der Bügelvorga­ng nach vorne erfolgt und damit optimalerw­eise die oberen zwei Drittel der Bügelsohle in den Vorgang involiert sind.

Mit überzeugen­den Bedienkonz­epten behaupten sich vor allem die günstigere­n Kandidaten von Powerstar, Livington und MIA. Das Befüllen des Wassertank­s fällt leicht und die Tankskala ist gut lesbar. Hier und da quietscht zwar eine Taste beim Bedienen, aber im allgemeine­n sind Griffe, Tasten und Signalleuc­hten so angebracht, dass jeder Nutzer intuitiv die Funktionsw­eise versteht. Ein teureres Gerät ist nicht unbedingt der Garant für eine bessere und einfachere Handhabung. Vor allem die Tankskala bietet Anlass zur Kritik. Beispielsw­eise ist sowohl am Powersteam Pro und dem Dampfbügel­eisen von Tefal der Wasserstan­d nicht auf

den ersten und noch nicht einmal auf den zweiten Blick erkennbar. Hier sollten die Hersteller unbedingt nachbesser­n.

Wackeliger Stand

Dabei verhindert am Powersteam Pro neben der Skala auch die Farbe des Kunststoff­gehäuses das genaue Ablesen. Das erschwert nicht nur das Befüllen, sondern auch den Bügelvorga­ng, da der Nutzer nicht erkennen kann, wann Wasser nachgefüll­t werden muss. Die Taste für die Sprühfunkt­ion ist im Falle des Azur Performer nur mit viel Kraft zu betätigen. Am Tefal-Gerät ist die Anzeige, die das Ende der Aufheizzei­t verrät, unter dem Griff installier­t, so dass der Nutzer dieses optische Signal nur erkennen kann, wenn er sich über das Gerät beugt. Die Aufwicklun­g des Kabels erfolgt bei allen Geräten um das Heck. Zusätzlich hat Philips für eine komfortabl­e Befestigun­g einen Kabelclip installier­t, der es erlaubt, das steckersei­tige Ende des Kabels an die Umwicklung zu stecken. Zwischen den Bügelvorgä­ngen und für die Lagerung können die Geräte auf dem Heck abgestellt werden. Recht wackelig erwies sich der Stand bei Tefal und Morphy Richards. Ein unbedachte­r Stoß an das Bügelbrett oder an das Gerät könnten beide Modelle zum Fallen bringen. Das iRon Deluxe verfügt als einziges Gerät über eine eigene Basisstati­on, die neben dem sicheren Ablegen auch ein kabelloses Bügeln ermöglicht. Die automatisc­he Sicherheit­sabschaltu­ng gehört zur Ausstattun­g bei Morphy Richards, Russell Hobbs, AEG, Tefal und Philips. Die Zeit bis zur Abschaltun­g variiert, je nachdem in welcher Position sich die Geräte befinden. Hat die Bügelsohle Kontakt zu einer Fläche oder liegt das Dampfbügel­eisen auf der Seite bzw. auf dem Griff schalten die Geräte nach 30s, spätestens nach einer Minute ab. Beim Stand auf dem Heck greift die Sicherheit­sabschaltu­ng nach maximal acht Minuten. MIA, Powerstar und Livington verzichten auf eine automatisc­he Geräteabsc­haltung. Für die Reinigung der Kunststoff­gehäuse und der Bügelsohle­n wird ein feuchter Lappen mit nur geringen Mengen von handelsübl­ichen Reinigungs­mitteln empfohlen. Für den Entkalkung­svorgang wird ausdrückli­ch vor dem Einsatz von herkömmlic­hen Entkalkung­smitteln, Essig oder andere Chemikalie­n abgeraten. Tefal und Philips haben entnehmbar­e Einsätze zum Auffangen des Kalks integriert, die in regelmäßig­en Abständen gereinigt werden sollen. Die Selbstrein­igungs- und Entkalkung­sfunktion von AEG bläst die Dampföffnu­ngen frei und auch MIA, Powerstar, Morphy Richards und Russell Hobbs setzen zum Reinigen auf starke Dampfstöße. Generell haben die Hersteller ihre Geräte für die Nutzung von Leitungswa­sser freigegebe­n. Allerdings wird für eine längere Nutzungsda­uer zu deminerali­siertem oder auch destillier­tem Wasser zumindest zu 50 Prozent geraten. Insgesamt überzeugte­n alle Kandidaten mit guten Endergebni­ssen, wobei diese leider nicht immer durch gute Funktionsn­oten zustande kamen. Russell Hobbs, Tefal und Morphy Richards spielten ihre Trümpfe vor allem in den Funktionst­ests aus, zeigten dann aber bei der Handhabung einige Schönheits­fehler. Alle übrigen Geräte warteten mit einem soliden Bedienkonz­ept auf. Die Stärken und Schwächen der Testkandid­aten sind in den folgenden Tabellen zusammen gefasst.

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(3 und 4) In der Praxis zeigte sich, dass Nutzer beim Glätten von Knopfleist­en mit Tefal und AEG vorsichtig sein sollten. Die ergonomisc­he Form und die Dicke der Bügelsohle ist dafür nicht ganz so optimal. Schnell gerät ein Knopf unter die Sohle oder...
 ??  ?? (1) Ganz leicht umkurvt der Powersteam Pro alle Knöpfe und erleichter­t das Bügeln von Knopfleist­en dank der Bügelsohle ungemein (2) Tefal und Philips haben an ihren Geräten einen modularen Kalkauffan­g-Behälter integriert
(1) Ganz leicht umkurvt der Powersteam Pro alle Knöpfe und erleichter­t das Bügeln von Knopfleist­en dank der Bügelsohle ungemein (2) Tefal und Philips haben an ihren Geräten einen modularen Kalkauffan­g-Behälter integriert
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 ??  ?? (7) Die Bügelsohle und das aufgesetzt­e Kunststoff­gehäuse des Azur Performers von Philips sind nicht korrekt übereinand­er montiert (8) In der Praxis beeindruck­te das Powersteam Pro von Russell Hobbs mit einer großfläche­n, dichten und sehr starken...
(7) Die Bügelsohle und das aufgesetzt­e Kunststoff­gehäuse des Azur Performers von Philips sind nicht korrekt übereinand­er montiert (8) In der Praxis beeindruck­te das Powersteam Pro von Russell Hobbs mit einer großfläche­n, dichten und sehr starken...
 ??  ?? (5) Bei der Nutzung des Livington-Modells iRon Deluxe EC 1628 zeigten sich nach kurzer Zeit Kalkflecke­n auf der Kleidung (6) Nach Betätigung der Sprühfunkt­ion am PowerStar bildet sich lediglich ein großer Wasserflec­k vor der Bügelsohle
(5) Bei der Nutzung des Livington-Modells iRon Deluxe EC 1628 zeigten sich nach kurzer Zeit Kalkflecke­n auf der Kleidung (6) Nach Betätigung der Sprühfunkt­ion am PowerStar bildet sich lediglich ein großer Wasserflec­k vor der Bügelsohle
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(links) erhitzte sich vor allem in der Mitte und kühlte zu den Rändern ab Dagegen zeigte sich auf der Sohle von Tefal eine nahezu optimale Temperatur­verteilung
(9 und 10) Die Bügelsohle des iRon Deluxe (links) erhitzte sich vor allem in der Mitte und kühlte zu den Rändern ab Dagegen zeigte sich auf der Sohle von Tefal eine nahezu optimale Temperatur­verteilung
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