8 Akku-Barttrimmer im Test
Mann trägt wieder Bart, aber Mann sollte seinen Bart natürlich auch pflegen, um nicht mit einem Waldschrat verwechselt zu werden. Barttrimmer gibt es mittlerweile viele, alle versprechen perfekte Trimm-Ergebnisse, doch in der Realität kann kein Testkandidat diese auch durchweg liefern. Warum?
Mann trägt wieder Bart, aber Mann sollte seinen Bart natürlich auch pflegen, um nicht mit einem Waldschrat verwechselt zu werden. Barttrimmer gibt es mittlerweile viele, alle versprechen perfekte Trimm-Ergebnisse, doch in der Realität kann kein Testkandidat diese auch durchweg liefern. Warum?
Beim Aspekt der Klingen herrscht große Übereinstimmung seitens der Hersteller, welche Grundkonstruktion und welche Form wohl die beste sei. Eine starre Klinge, über welche eine zweite Klinge schleift, das ganze mit hoher Frequenz und je nach Philosophie des Herstellers mal aus Keramik oder Stahl, mal beschichtet und mal vergoldet. Doch schon bei der Größe der Messer ergeben sich deutliche Unterschiede und diese erschöpfen sich dann nicht allein in der Scherblattbreite. Die Grenze zwischen Barttrimmer und Haarschneider war schon immer eine fließende, dass man mit einem eher schmalen Scherkopf sicherlich eindeutig von einem Barttrimmer sprechen kann, ab einer Breite von 35 mm aber nicht von einem Haarschneider sprechen muss und dass man auch Kombi-Geräte auf dem Markt sieht, ist nachvollziehbar und wahrlich keine Neuigkeit. Interessanter ist daher die Detailbetrachtung der Messer und dies auch in Kombination mit den Aufsteckkämmen.
Kurz und kürzer
Die kleinste Herausforderung für die modernen Barttrimmer ist im Normalfall der Kurzschnitt, wo man ohne Aufsatz direkt mit dem Scherblatt die Haare trimmt. Das Hautverletzungsrisiko liegt hierbei nahe Null, da die Messerspitzen abgerundet sind und weil die Motoren der Barttrimmer mittlerweile durchaus kleine Kraftpakete sind, muss man auch nicht mehr im Schneckentempo das Scherblatt über die Haut ziehen. Gegen den Strich muss man natürlich noch immer gehen, denn würde man entlang der Bartwuchsrichtung arbeiten, hätten die Haare eine Chance, sich an die Haut zu schmiegen und somit den Messern zu entgehen. Beim Kurzschnitt muss man einen Barttrimmer also genau wie einen Elektrorasierer führen, je nach individueller Bartdichte, Haardicke und der Anzahl der Haarwirbel (sollte man nie unterschätzen!) fällt die benötigte Zeit natürlich unterschiedlich aus, eine nicht genau für diese Aufgabe ausgerichtete Schnittgeometrie kann aber auch der gemütlichste Anwender nicht kompensieren. Aus diesem Grunde erhielt der NC-2237 von Sichler nicht die Bestnote (aber immer noch ein Gut) in dieser Testreihe, während der OneBlade Pro von Philips hier überragende Bewertungen sammeln konnte. Das Erfolgsrezept von Philips ist ein simples: Viele kleine Messerzähne statt weniger großer und dazu ein kompakter Scherkopf, der zudem auch noch flexibel beim Anstellwinkel ist. Der OneBlade Pro stellt eine durchaus als ungewöhnlich zu bezeichnende Konstruktion dar, die aber beim Kurzschnitt ihre Stärken voll ausspielen kann. Dass aber auch eher klassische Konstruktionen absolut überzeugende Ergebnisse erbringen können, zeigen vor allem der CRR-623 von Carrera und der MB4045 von Remington. Beide haben einen vergleichbar großen Scherkopf wie der OneBlade Pro, aber deutlich größere Messerzähne (Breite und Länge), die gleiten aber ebenfalls sehr gut über die Haut, schneiden diese jedoch nicht ein, dafür aber die Barthaare ab – gründlich und schnell.
Lang und länger
Gegen einen sauber getrimmten 3-TageBart ist natürlich nichts einzuwenden, aber ein Mehr an Bart und vor allem an Bartlänge hat eben auch seinen Charme – und liegt im Trend. Genau wie das Schneiden kurzer Bärte erfordert auch der Langschnitt bestimmte Eigenschaften des Barttrimmers, an erster Stelle das erfolgreiche Hinführen der Haare gen Scherkopf. Ob 5 oder 15 mm, ob eher licht oder dicht, der Langschnitt ist keine leichte Aufgabe, auch weil mit zunehmender Länge die Haare auch unkooperativer werden, denn sie biegen sich weg, knicken ab und stellen sich gern quer (also schräg). Im Test stellte sich abermals (wie schon anno 2012 und 2014) heraus, dass breite Scherköpfe klare Vorteile haben, vor allem der ER-GC71 von Panasonic bewies dies eindrucksvoll. Nicht nennenswert schlechter schnitt aber auch der CRR-623 durch das lange Haar. Beiden Trimmern gemein ist ein offener Kammaufsatz mit langen Zinken, welche die Haare quasi perfekt zum Messer führen. Sowohl der NickelMetallhydrid-Akku (NiMH) des ERGC71 als auch der Lithium-Ionen-Akku (Li-Ion) des Carrera bieten zudem mehr als genug Leistung, um die sich unweigerlich in kleinen Strähnen sammelnden Haare ohne Ziepen zu schneiden. Auch der ER2211 und der NC-2237 trimmten
richtig gut, Schwächen offenbarten hingegen der OneBlade Pro und der MB4045, wo ein häufiges und langsames Durchdenbartführen das Pflichtprogramm für den Anwender ist. Einzelne Haare wurden hier zudem nicht erfasst, das manuelle Nachtrimmen ohne Kammaufsatz ist hier mehr als nur sinnvoll.
Nase und Ohren
Ein langer Kammaufsatz hat aber auch seine Nachteile, dies zeigte sich vor allem beim Trimmen des Oberlippenbartes. Sonderlich viel Platz ist zwischen Oberlippe und Nase nicht, ob der Scherkopf eher breit oder schmal ist, spielt hierbei keine signifikante Rolle. Grundlegend wichtig ist hingegen, wie sich der Kamm gestaltet, nämlich wie weit er über die Schnittlänge hinaus übersteht. Was beim Langschnitt sehr vorteilig ist, zeigt sich beim Trimmen rund um Nase und Ohren als Nachteil, allzu schnell kollidieren die Zinkenspitzen mit Nasenflügel und Ohrmuschel, hier braucht es Feingefühl beim Führen des Geräts, am besten aber natürlich mit einen Kamm mit kurzen Zinken – wie z.B. am OneBlade Pro, am MB4130 oder am MB4045. Natürlich kann man ganz ohne Kammaufsatz ein Feintuning des Bartes vornehmen, speziell an der Kante der Oberlippe und an den Koteletten, möchte man aber eine identische Barthaarlänge erzielen. Dafür sind die langen Kammaufsätze von Carrera, Panasonic und auch der wuchtige Aufsatz am BT7220 eher unpraktisch. Dass die Scherkopfbreite nicht prinzipiell ausschlaggebend für das Konturentrimmen ist, zeigt sich am OneBlade Pro, effektiv beträgt dessen Scherkopfbreite 29mm, doch der schmale Rahmen des Scherblatts ermöglicht ein präzises Trimmen. Das beherrscht der BT7220 nicht so gut, weil dessen Vakuum-Absaugsystem dem gesamten Scherkopf ein gehöriges Volumen gibt.
Sauger und Läufer
Es gehen Gerüchte um, Mann würde gern einmal nach dem Trimmen des Bartes samt anschließendem zustimmenden Nicken vor dem Spiegel über das Gelingen des Trimmens das Ergebnis des Unterfangens vergessen nicht nur den gefallenen Barthaaren zu salutieren, sondern sie auch anständig vom vorläufigen Keramikgrab in die Kanalisation zu überführen. Das Ausspülen des Waschbeckens ist zwar keine komplizierte Zeremonie, doch wäre es nicht noch praktischer, wenn die Haare erst gar nicht herabfallen, sondern irgendwie direkt mit abgesaugt würden? Seit einigen Jahren gibt es auf dem Markt Barttrimmer, die via Absaugsystem am Scherkopf genau dies ermöglichen sollen – und im Falle des BT7220 es auch tun. Allerdings nicht in Gänze, denn der kleine Bartsauger ist natürlich kein sonderlich leistungsstarker und Haarstücke, die oberhalb der Messer liegenbleiben oder gar durch die Schnittleistung förmlich wegspringen, kann der BT7220 nicht einfangen. Die Menge an eingesaugten Haaren ist aber eine erstaunlich hohe, im Waschbecken bleiben tatsächlich nur wenige Haarstücke zurück, die Absaugquote kann je nach Art des Trimmens 90 Prozent betragen. Das kurze Abspülen des Waschbeckens bleibt also Pflicht, doch das Risiko des Verstopfens des Ausgusses sinkt drastisch. Die Standardreinigung des BT7220 gestaltet sich prinzipiell leicht, man muss den „Haar-Container“nur ausklopfen. Er ist aber leider nicht modular gestaltet, auch ein Ausspülen ist nicht erlaubt, der für das Schaufelrad (sorgt für den Luft-Unterdruck) zuständige Motor würde irreparablen Schaden nehmen. So bleibt bei der gründlichen Säuberung (es sammeln sich ja auch Schuppen, Staub, die üblichen Hautfetzen etc. an), v.a. des Luftfilters, nur der Einsatz des kleinen Reinigungspinsels und des ebenfalls im Lieferumfang befindlichen Reinigungsschwämmchens, welche eine durchaus feinfühlige und langwierige Angelegenheit ist. Das absolute Kontrastprogramm bietet hingegen der ER2211 von Panasonic, denn der darf auch unter der Dusche betrieben und somit in Gänze unter fließend Wasser gesäubert werden. Was vor 10 Jahren noch ein echtes Thema war, was damals sogar die Kaufentscheidung massiv beeinflusste, ist heute fast schon nur noch ein Nebenaspekt: die Betriebszeit der Geräte. Einerseits ermöglichen moderne Li-Ion-Akkus aufgrund ihrer Energiedichte lange Betriebszeiten, andererseits sind aber auch die „alten“NiMH-Akkus sehr ausgereift, dazu kommen dann noch energiesparende Mo-
toren und schon sind Betriebszeiten von 60 Minuten kein Problem mehr. Das entspricht dann in etwa einem Dutzend Trimmungen, was in der Praxis so viel bedeutet wie: Einmal Aufladen im Monat genügt schon und auch beim langen Urlaub fernab der Zivilisation kann auf das Mitnehmen des Ladegerät verzichtet werden. Kajak, Papyrusboot oder Maultier können mit überlebenswichtigeren Dingen beladen werden. Unter den zahlreichen richtig guten Ergebnissen ragen vor allem der OneBlade Pro, CRR-623 und MB4045 heraus, der Philips ist binnen 60 Minuten wieder vollständig geladen und somit hier die Referenz, der Carrera erlaubt wie auch der Remington eine Betriebszeit von knapp zwei Stunden. Doch auch die Ergebnisse der Modelle mit NiMH-Akku können sich sehen lassen, so trimmt der ER2211 stattlich 90 Minuten, der NC2337 immerhin noch knapp 52 Minuten. Durch vergleichsweise hohe Ladeströme von 3,7 Watt bzw. 2,8 Watt sind Panasonic und Sichler auch zügig aufgeladen, binnen 60 bzw. 95 Minuten, um genau zu sein – für NiMH-Akkus ist das exzellent! Nicht ganz so exzellent gestaltet sich aber in einigen Aspekten die Handhabung. Das Einstellen der Trimmlängen ist hierbei einfach bis sehr einfach, auch die generelle Handlichkeit und das Vibrationsniveau der Geräte (lobenswert auch hier OneBlade Pro und auch der GC71) ist durchweg absolut unproblematisch, doch die Akkuladezustandsanzeige ist teils stark verbesserungswürdig. Während bei Carrera, Sichler und auch dem OneBlade Pro der Akkuladezustand in 10er ProzentSchritten angezeigt wird, wurde die dreistufige Anzeige beim BT7220 nur noch als gut bewertet, die fehlende Anzeige bei den beiden Testkandidaten von Panasonic und Remington hingegen sorgte dann für deutliche Punktabzüge in der Teilnote. Eine Dramatisierung des Aspekts sollte man aber vermeiden, weil die Geräte allesamt den Netzbetrieb erlauben, man also nur im Extremfall (die Wildnis kommt hier dann wieder ins Spiel) den Bart nicht trimmen kann. Viel Kraft sorgt normalerweise auch für eine gewisse Lautstärke, abgesehen vom OneBlade Pro (74,5 dB(A)) sind aber alle Testkandidaten als dezent bis leise zu bezeichnen. Hervorheben darf man hier die beiden Panasonic-Modelle, die trotz ihrer Größe und Leistung sowie der gleichzeitigen Verwendungsmöglichkeit als Haarschneider die leisesten Geräte im Test sind. Aus dem Bad vernimmt man allenfalls ein hintergründiges, leichtes Brummen – das würde man dann auch in der Wildnis hören, für den Grizzly hinter Ihnen wäre es also kein Grund für einen Angriff. Der Angriff auf das Barthaar mit dem Ziele des perfekten Trimmens kann hingegen Realität werden, auf den folgenden Seiten sind die Stärken und Schwächen der Testkandidaten zu erkennen, für jeden Anwendungszweck gibt es das passende Gerät – und sonderlich kostenintensiv sind diese auch nicht.