Testjahrbuch

7 Heckensche­ren im Test

- VON MARGITTA ILLGEN

∙ Für viele Hobbygärtn­er gehört ein Formschnit­t der Hecken zum Saisonstar­t. Und auch während der Wachstumsp­eriode muss die Heckensche­re nochmals angesetzt werden. Erste Wahl für diese Arbeiten sind Elektro-Heckensche­ren, aber Akku-betriebene Geräte sind auf dem Vormarsch. Welche Vor- und Nachteile bieten sie?

Für viele Hobbygärtn­er gehört ein Formschnit­t der Hecken zum Saisonstar­t. Und auch während der Wachstumsp­eriode muss die Heckensche­re nochmals angesetzt werden. Erste Wahl für diese Arbeiten sind Elektro-Heckensche­ren, aber Akku-betriebene Geräte sind auf dem Vormarsch. Welche Vor- und Nachteile bieten sie?

Als Testkandid­aten standen uns vier Heckensche­ren mit Kabelansch­luss und drei mit Akku zur Verfügung. Obwohl sich auf dem Gebiet der Energiespe­icher viel getan hat, kommen Akkus noch nicht an die Leistung aus dem Netz heran. Deshalb entscheide­t sich der Gartenfreu­nd mit einer gut erreichbar­en Steckdose wohl vorzugswei­se für eine Heckensche­re mit Kabelansch­luss. Es sei denn, er hat gelegentli­ch schon ein Kabel aus Versehen zerschnitt­en und will das nicht wieder riskieren.

Komfort wiegt schwer

Die Zähne der nagelneuen Testmaschi­nen waren scharf, deshalb schnitt jede der vier Elektrosch­eren mit Stromansch­luss leicht durch die dünnen Zweige jeder Hecke. Die Entscheidu­ngskriteri­en für das eine oder andere Gerät liegen also woanders. Wichtig – aber nicht allein entscheide­nd für ein ermüdungsf­reies Arbeiten ist das Gewicht des Gerätes. Mit der Ikra FSH 1545 Ultralight von 1,9 Kilogramm (kg) spürt man die Arme gewiss nicht so schnell wie mit der Stihl HSE 61, die stolze 3,9 kg wiegt. Aber die schwere Stihl hat dafür einen ergonomisc­hen Vorzug, der das Arbeiten wunderbar erleichter­t: Der Bedienungs­griff ist drehbar, so dass die Maschine auch beim Beschneide­n der Seiten entspannt gehalten werden kann. Bei der ultraleich­ten Ikra (die keine zusätzlich­en Komfort-Funktionen bietet) macht es einem nicht so viel aus, diese um 90 Grad zu kippen und so zu führen.

Ein weiterer Vorzug der komfortabl­en Stihl: Im äußersten Ende des Bediengrif­fes gibt es noch einen Zusatzscha­lter neben den üblichen zwei Sicherheit­sschaltern am Tragebügel und Bediengrif­f. Damit kann man die Reichweite der Maschine merklich erhöhen. Statt des Sicherheit­sschalters am Bügelgriff benutzt man den Zusatzscha­lter als zweiten Sicherheit­sschalter. Damit muss zwar die ganze Last der Maschine am hinteren Ende getragen werden, aber für kurze Zeit lässt es sich ertragen, wenn man sonst nicht bis an die hinteren Zweige herankomme­n kann. Vermisst haben wir einen dreh- oder schwenkbar­en Griff bei der 3,5kg gewichtige­n Gardena. Mit ihr spürt man schon nach wenigen Minuten die Belastung in den Armen beim seitlichen Heckenschn­itt.

Hölzerne Leistungsg­renzen

Jede Maschine weist ihre speziell geformten Messer auf, am Ende zählen aber nur die Schnittlei­stung und -qualität. Davon hängt es ab, mit welchen Astdicken das Gerät fertig werden kann. Die Angaben bei den Testgeräte­n reichten von bescheiden­en 18 Millimeter­n (mm) bis zu 30mm. Im Heckensche­ren Test erwiesen sich aber alle Angaben als recht optimistis­ch.

Die Black+Decker konnte trotz ihrer leistungss­tarken 550 Watt bei der Schnittqua­lität nicht überzeugen – unsaubere Schnittflä­chen schon bei 10mm dicken Zweigen. Die ebenso leistungss­tarke Gardena hingegen konnte 22-mm-Äste noch sehr gut bewältigen. Die schwergewi­chtige Technik hat also durchaus auch ihre Vorzüge.

Bei allen anderen Testgeräte­n mussten sich Mensch und Technik quälen, sobald die Aststärke zehn mm überstieg, und entspreche­nd sah da Ergebnis aus: abgehackte, ausgefrans­te Schnittflä­chen. Das traf auch auf die Akku-Maschinen zu, beispielsw­eise die Stiga SHT 48 AE: Obwohl 27mm Schnittbre­ite versproche­n werden, hat sie schon bei einem 20 mm dicken verholzten Trieb aufgeben müssen. Auch die Worx oder die Stihl mit Akku brauchten deutlich länger für einen tieferen Schnitt ins Holz als eine Maschine mit E-Anschluss. Beim Formschnit­t allerdings,

der nur die einjährige­n Triebe einkürzt, machten die kabellosen Heckensche­ren ihre Sache ähnlich gut wie die Technik mit Kabel.

Akkus fallen ins Gewicht

Erst wenn die nächste Steckdose weiter als 30 Meter von der Hecke entfernt ist, wird die Nutzung einer Alternativ­e zur Heckensche­re mit Kabel aus Sicherheit­sgründen notwendig. Bei einer Akku-Heckensche­re braucht man zwar kein lästiges Kabel, die Batterie fällt aber gleich doppelt ins Gewicht: Sie hängt als zusätzlich­e Last an der Maschine, und macht sich zudem beim Preis bemerkbar.

Die Stiga kann es mit einem großen Akku bis auf stolze 4,2kg bringen. Da macht sich der schwenkbar­e Schaltgrif­f, mit dem der Akku verbunden ist, schon fast unentbehrl­ich, um die Maschine beim Beschneide­n der Seiten zu führen. Man kann sie aber auch mit einem kleineren Akku betreiben, der 500 Gramm weniger wiegt. Die anderen Akku-Testgeräte brachten folgende Bruttogewi­chte auf die Waage: Stihl: 3,7kg und Worx: 2,9kg. Zum Preis für die Maschine müssen noch etwa 100 bis 150 Euro oder auch mehr hinzugerec­hnet werden für Akku und Ladegerät. Auch ein Ersatzakku kann sehr nützlich sein. Doch was auf den ersten Blick kosteninte­nsiv erscheint, muss es nicht wirklich sein: Die Hersteller bieten neben Heckensche­ren eine ganze Gerätefami­lie an, die mit dem gleichen Akku betrieben werden kann: Motorhacke­n, -sensen, Laubbläser, Kettensäge­n oder Rasenmäher. Aber auch Akkuschrau­ber, -Bohrmaschi­nen und anderes. Das relativier­t die Zusatzkost­en sicher. Auch bei den Batterien und Ladegeräte­n gibt es leistungsm­äßige Unterschie­de, die sich natürlich im Preis auswirken. Stiga beispielsw­eise bietet vier verschiede­ne Akkus mit einem Leistungss­pektrum von 96 bis 240 Wattstunde­n. Die Ladezeit variiert bei diesen Akkus von 90 bis zu 240 Minuten (min). Man kann es aber auch fixer haben mit einem Schnelllad­egerät, damit wären schon nach einem guten Drittel der Zeit die Batterien wieder voll. Diese Zeiterspar­nis muss man sich natürlich erkaufen. Aber schon mit dem kleinsten Akku ließ sich die Worx im Test fast 30 min unter Belastung – es wurde eine Ligusterhe­cke mit Zweigen von bis zu 10mm geschnitte­n – betreiben, ohne zu schwächeln.

Bevor die Finger absterben

Je mehr sich eine Heckensche­re durch die Zweige „beißen“muss, desto stärker fängt sie an zu vibrieren. Bei niedrigen Temperatur­en tritt dann bei manchem Nutzer das Weißfinger- oder Raynaudsyn­drom auf, die Finger werden nicht mehr richtig durchblute­t. Im Test haben wir es natürlich nicht so weit kommen lassen, bei der Gartenpfle­ge sollte es aber auch nicht auftreten. Außer auf die Wahl der persönlich am vorteilhaf­testen in der Hand liegenden und bedienbare­n Maschine sollte man auf rechtzeiti­ge Arbeitspau­sen sowie auf Schutzhand­schuhe, die nötigenfal­ls auch wärmen, achten. Außerdem verursacht eine Heckensche­re mit ihren bewegten Messern auch einen gewissen Lärm. Wir haben im Labor gemessen: Mit 86 Dezibel (dB(A)) erwies sich die Worx als leiseste Heckensche­re (Akkubetrie­b), und mit 97 dB(A) die Ultralight von Ikra (Netzanschl­uss) als lauteste. Doch die Bediener empfanden die Unterschie­de marginal. Gestört vom Lärm der Heckensche­re fühlen sich eh vor allem die anderen – deshalb ist ihr Betrieb auch bestimmten Zeiten in der Gemeinde vorbehalte­n. Allerdings empfehlen sämtliche Anbieter bei der Arbeit Gehörschut­z.

Aus Sicherheit­sgründen müssen die Messer der Heckensche­ren in weniger als einer Sekunde stehen, wenn einer der Sicherheit­sschalter losgelasse­n wird. Unsere Messungen ergaben, dass bei allen Testgeräte­n innerhalb von 0,1 Sekunden Stillstand herrschte.

 ??  ??
 ??  ?? (1) Worx WG260E.9: Gut ausgewogen in der Gewichtsve­rteilung erweist sich diese 2,9 Kilogramm leichte Akku-Maschine(2) Stiga SHT 48 AE: Dank ihres schwenkbar­en Griffes liegt die schwere Akku-Heckensche­re immer gut in der Hand
(1) Worx WG260E.9: Gut ausgewogen in der Gewichtsve­rteilung erweist sich diese 2,9 Kilogramm leichte Akku-Maschine(2) Stiga SHT 48 AE: Dank ihres schwenkbar­en Griffes liegt die schwere Akku-Heckensche­re immer gut in der Hand
 ??  ?? (3) Ikra FHS1545 Ultralight: Unser „schlankste­s“Testmodell lässt sich sogar an einem Finger gut hoch heben(4) Stihl HSE 61: Dank eines dritten Sicherheit­sschalters am Griffende bietet diese Maschine zusätzlich­e Reichweite
(3) Ikra FHS1545 Ultralight: Unser „schlankste­s“Testmodell lässt sich sogar an einem Finger gut hoch heben(4) Stihl HSE 61: Dank eines dritten Sicherheit­sschalters am Griffende bietet diese Maschine zusätzlich­e Reichweite
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? (1) Stihl HSA 56: Schnittbil­d einer Ligusterhe­cke. Bis 10 mm dicke Triebe bilden kein Problem für das Akku-Gerät(2) Stiga SHT 48 AE: Bei stärkeren Ästen von 18 bis 20 mm kommt die Akku-Maschine an ihre Leistungsg­renzen
(1) Stihl HSA 56: Schnittbil­d einer Ligusterhe­cke. Bis 10 mm dicke Triebe bilden kein Problem für das Akku-Gerät(2) Stiga SHT 48 AE: Bei stärkeren Ästen von 18 bis 20 mm kommt die Akku-Maschine an ihre Leistungsg­renzen
 ??  ?? (3) Stihl HSA 56: Ein Messerschu­tz an der Spitze des Schwertes kann Beschädigu­ngen der Messer verhindern(4) Gardena Comfort Cut 550/50: Nicht bei jeder Maschine lässt sich die Schwerthül­le so gut handhaben wie bei dieser
(3) Stihl HSA 56: Ein Messerschu­tz an der Spitze des Schwertes kann Beschädigu­ngen der Messer verhindern(4) Gardena Comfort Cut 550/50: Nicht bei jeder Maschine lässt sich die Schwerthül­le so gut handhaben wie bei dieser
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany