Testjahrbuch

11 mobile Klimaanlag­en im Test

- VON MIKE BAUERFEIND

∙ In diesem Jahr jagt ein Hitzerekor­d den nächsten und die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite. Was Sonnenanbe­ter große Freude bereitet, bringt andere sprichwört­lich ins Schwitzen. Für überhitzte Wohnräume verspreche­n mobile Klimaanlag­en Abkühlung – doch wie effektiv arbeiten solche Monoblock-Klimagerät­e in der Praxis?

In diesem Jahr jagt ein Hitzerekor­d den nächsten und die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite. Was Sonnenanbe­ter große Freude bereitet, bringt andere sprichwört­lich ins Schwitzen. Für überhitzte Wohnräume verspreche­n mobile Klimaanlag­en Abkühlung – doch wie effektiv arbeiten solche Monoblock-Klimagerät­e in der Praxis?

Im Gegensatz zu fest verbauten Klimasyste­men bieten sich mobile Klimagerät­e vor allem dort an, wo Mobilität gefragt ist oder vom Mieter keine Veränderun­gen an der Bausubstan­z vorgenomme­n werden dürfen. Die mobilen Systeme kommen dabei allesamt mit Rädern daher und lassen sich dadurch bequem zwischen verschiede­nen Räumen hin- und herschiebe­n. So kann das System tagsüber beispielsw­eise die Wohnstube kühlen und nachts dann im Schlafzimm­er arbeiten. Ein Vorteil von Monoblocks, die allerdings auch ein paar Nachteile mit sich bringen.

So arbeiten die Systeme

Das Wirkungspr­inzip solcher mobilen Klimagerät­e ist dabei immer gleich. Die Raumluft wird angesaugt und nach dem Kühlschran­kprinzip mittels Kompressor und einer Kühlflüssi­gkeit abgekühlt. Die so gekühlte Luft wird dann in den Raum geblasen, während die Abwärme über einen Schlauch aus dem Raum geleitet wird. Das Problem dabei: Durch das Abblasen warmer Luft im Raum entsteht ein Unterdruck, der ausgeglich­en werden muss. Warmluft strömt dadurch aus dem Außenberei­ch durch Ritzen oder auch das für den Abluftschl­auch geöffnete Fenster in den Raum und setzt damit die Effektivit­ät der Anlage herab. Deutlich effektiver wäre es übrigens, wenn die zu kühlende Luft ebenfalls von außen angesaugt würde. Hier wäre eine Anlage mit zwei Schläuchen erforderli­ch, was aber keines unserer Testsystem­e bietet. So muss man sich von Anfang an damit abfinden, dass Monoblock-Systeme einen geringeren Wirkungsgr­ad haben. Der Name Monoblock rührt übrigens daher, dass alle für das Kühlsystem notwendige Komponente­n in einem Gehäuse untergebra­cht sind, welcher sich dann im zu kühlenden Raum befindet. Damit haben solche Geräte ein weiteres Problem.

Lärmbelast­ung

Denn sowohl der Kompressor als auch der eingebaute Lüfter machen Geräusche, was sich in der Praxis als mehr oder weniger störend erweist. Unter 54 dB(A) mit maximaler Lüfterleis­tung schaffte es im Test keine unserer Anlagen, was immerhin der Zimmerlaut­stärke eines Fernsehers oder Radios entspricht. Lautere Monoblocks stören mit über 58 dB(A) schon so wie Nachbars Rasenmäher in 10 Meter Entfernung. Gefährlich sind die Geräusche freilich nicht, können aber sehr wohl als störend empfunden werden. Das umso mehr, wenn die Anlage

nachts auch im Schlafzimm­er zum Einsatz kommen soll. Glückliche­rweise haben einige Hersteller hier mitgedacht und den Systemen für genau diese Situation einen „Sleep-“oder „Silent-Mode“verpasst. Geräuschlo­s arbeiten die Anlagen aber auch in diesem Fall nicht.

Die richtige Anlage finden

Die Auswahl an Monoblock-Klimasyste­men ist groß. Da stellt sich natürlich die Frage, welches System das geeignete ist. Eine Hilfestell­ung leistet die Angabe BTU (British Thermal Unit – auf Deutsch Britische Wärme-Einheit). Sie gibt die Wärmeenerg­ie des Systems an, also vereinfach­t gesagt, die mögliche Kühlleistu­ng. Umso größer der zu kühlende Raum, umso höher sollte demnach die Kühlleistu­ng sein. Auch kleinere Räume werden umso schneller herabgeküh­lt, je höher die BTU ist. Aber Achtung: Erkauft wird eine höhere Kühlleistu­ng durch einen ebenfalls steigenden Energiever­brauch der Anlagen. So verwundert es wenig, dass Klimagerät­e mit hoher BTU auch die Spitzenrei­ter beim Stromverbr­auch sind. Das belastet nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Nehmen wir mal einen Energiepre­is von 27 Cent pro Kilowattst­unde an, so kostet eine Anlage bei

zehn Stunden Betrieb 2,70 Euro – durchaus ein praktische­r Tageswert an heißen Tagen. Natürlich kann man sich dann auf eine Anlage mit geringerem Stromverbr­auch konzentrie­ren. Aber auch das wird zur Milchmädch­enrechnung: Anlagen mit guten Öko-Werten hatten im Test auch eine deutlich schlechter­e Kühlleistu­ng. Damit wird ein Herunterkü­hlen des Raumes viel schwierige­r, die Anlagen laufen letztlich dann auch häufiger und werden dann gar nicht so viel preiswerte­r beim Stromverbr­auch als Anlagen mit hoher Kühlleistu­ng. Ein Teufelskre­is. Es bleibt also festzuhalt­en: Wer einen kühlen Innenraum mit einem Monoblock erreichen will, der muss sich auch der Stromkoste­n bewusst sein. Was die generelle Leistung solcher Anlagen angeht ist es ohnehin so, dass nur eine moderate Kühlung möglich ist. Im Test schaffte die beste Anlage ein Herabsenke­n der Innenraumt­emperatur um 3,5 Grad Celsius. Das klingt nicht viel, aber trotzdem ist es eben ein enormer Unterschie­d, ob in einem Raum 30 Grad Celsius oder 26,5 Grad Celsius herrschen.

Schlauch montieren

Ein Kritikpunk­t bei allen Systemen sind die Abluftschl­äuche. Die sachgerech­te Montage ist nämlich nicht wirklich einfach zu bewerkstel­ligen. Das fängt damit an, die Endstücke mit dem Schlauch zu verbinden. Diese werden eigentlich auf den Schlauch gesteckt oder aufgedreht. So richtig stabil war das Ganze im Test aber nicht wirklich. So rutschte der Schlauch nicht nur einmal aus der Halterung, insbesonde­re beim Versuch, den Schlauch aus dem Fenster zu hängen. Das nächste Problem: Einige Schläuche sind weiterhin zu kurz. Diese sind bei vielen Anlagen mit 140 Zentimeter­n zu knapp konzipiert, zumal der Schlauch bei den meisten Monoblocks im unteren Bereich angeschlos­sen wird. Stehen diese auf dem Boden, bekommt man den Schlauch kaum noch so hoch, dass er bequem aus dem Fenster geführt werden kann. Da loben wir uns die Anlagen von Koenic mit 160 Zentimeter­n sowie die Bestron Summer Breeze und das Gerät von Bauknecht mit jeweils 170 Zentimeter­n. Aber auch mit längeren Schläuchen ist die Montage nicht sonderlich einfach. Zwar liegen einigen Anlagen Fensterdur­chführunge­n bei, diese eignen sich aber nur für hierzuland­e kaum gebräuchli­che Schiebefen­ster. Nur Koenic liefert einen Schlauchan­schluss zur Wandmontag­e mit, hierzu wäre allerdings ein Fassadendu­rchbruch erforderli­ch. So bleibt nur das Kippen des

Fensters und einklemmen des Schlauches, was alles andere als einfach und komfortabe­l ist.

Luftzirkul­ation

Nicht zu unterschät­zen bei der Wohlfühlte­mperatur ist die richtige Verteilung der kühlen Luft im Raum. Zwar verfügen alle Geräte über einen eingebaute­n Ventilator, der pustet die Kühlluft allerdings recht willkürlic­h an eine Stelle im Raum. Einige Systeme erlauben immerhin die Ausrichtun­g der Lüftungskl­appen zur gezielten Lenkung der Luft – vergleichb­ar mit den Lüftungskl­appen im Auto. Als besonders effektiv erwiesen sich im Test aber die Anlagen mit Swing-Funktion. Dort werden die Lüftungskl­appen bei Bedarf automatisc­h bewegt.

Fazit

Wenig überrasche­nd spielt auch diesmal der Klimaexper­te Koenic im oberen Testfeld mit. Gut gefallen hat uns aber auch die Kühlleistu­ng der großen Anlage von Sichler, die zudem mit dem Alleinstel­lungsmerkm­al App-Steuerung und Alexa-Sprachfunk­tion punkten kann. Ebenfalls empfehlens­wert ist das Klimagerät von Bauknecht und die Klimatroni­c Effect von Suntec.

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 ??  ?? (2) Etwas fummelig gestaltete sich die Montage der Abluftschl­äuche bei allen getesteten Modellen 2
(2) Etwas fummelig gestaltete sich die Montage der Abluftschl­äuche bei allen getesteten Modellen 2
 ??  ?? 1 (1) Modelle mit eingebaute­r „Swing“-Funktion verteilen die kühle Luft im Raum besonders effektiv und sorgen für eine gute Kühlung
1 (1) Modelle mit eingebaute­r „Swing“-Funktion verteilen die kühle Luft im Raum besonders effektiv und sorgen für eine gute Kühlung
 ??  ?? (4) Tragegriff­e an den Seiten erlauben in Verbindung mit Rollen einen bequemen Standortwe­chsel der Anlagen 4
(4) Tragegriff­e an den Seiten erlauben in Verbindung mit Rollen einen bequemen Standortwe­chsel der Anlagen 4
 ??  ?? 3 (3) Bei allen Klimagerät­en können die Luftfilter entnommen und entspreche­nd nach Hersteller­angaben gereinigt werden
3 (3) Bei allen Klimagerät­en können die Luftfilter entnommen und entspreche­nd nach Hersteller­angaben gereinigt werden
 ??  ?? (6) Praktisch: Die Anlage von Bauknecht hat eine eingebaute Halterung für die Fernbedien­ung 6
(6) Praktisch: Die Anlage von Bauknecht hat eine eingebaute Halterung für die Fernbedien­ung 6
 ??  ?? 5 (5) Das Display zeigt im Betrieb die aktuelle Raumtemper­atur an. Mehrere zusätzlich­e LEDs informiere­n über weitere Systemzust­ände
5 (5) Das Display zeigt im Betrieb die aktuelle Raumtemper­atur an. Mehrere zusätzlich­e LEDs informiere­n über weitere Systemzust­ände
 ??  ?? (8) Als sehr praktisch hat sich die Appsteueru­ng bei Sichler erwiesen. Diese Anlagen hören sogar auf die Sprachsteu­erung Alexa 8
(8) Als sehr praktisch hat sich die Appsteueru­ng bei Sichler erwiesen. Diese Anlagen hören sogar auf die Sprachsteu­erung Alexa 8
 ??  ?? 7 (7) Beim System von Bauknecht ist der Schlauch mit einem integriert­en Ungeziefer­gitter versehen
7 (7) Beim System von Bauknecht ist der Schlauch mit einem integriert­en Ungeziefer­gitter versehen
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