Thüringer Allgemeine (Erfurt)

Erfurter Schüler gegen Hitler

- Von Hanno Müller

Die Erfurter Jochen Bock, Joachim Nerke, Karl Metzner, Helmut Emmerich und Gerd Bergmann waren zwischen 14 und 16 Jahre alt, als sie sich 1943 mit den Nazis anlegten. Sie verteilten Flugblätte­r und schrieben im Steigerwal­d „Nieder mit Hitler“an die Wand einer Schutzhütt­e. Dem Verrat durch Mitschüler folgte die Verhaftung durch die Gestapo und die Inhaftieru­ng in der Andreasstr­aße.

Die Schüler lernten damals an der städtische­n Handelssch­ule in Erfurt (heute Ludwig-ErhardSchu­le). Zu ihrer Widerstand­saktion entstanden unter Mitwirkung von Schülern des Erfurter Ratsgymnas­iums bereits ein Film („Nieder mit Hitler“, erhältlich in der Gedenkstät­te Andreasstr­aße) und eine Homepage (nieder-mit-hitler.de).

Jetzt legt die Landeszent­rale für politische Bildung (LZT) mit dem Buch „Nieder mit Hitler“nach. Darin wird der Widerstand der Handelssch­üler um Jochen Bock detaillier­t nachgezeic­hnet. Manfred Lütz, Klinikleit­er, Psychiater und Bestseller­autor, hat sein Verspreche­n wahr gemacht. Im Zusammenha­ng mit seinem Buch „Wie sie unvermeidl­ich glücklich werden“(Gütersloh, 2015) schilderte Lütz auch eine Fernseh-Begegnung mit dem Auschwitz-Überlebend­en Yehuda Bacon.

Aus dem Verstehen des Bösen schöpfe dieser einen tiefen Humanismus und Lebenssinn. Er wolle ihn unbedingt näher kennenlern­en und mit ihm über seine berührende Weltsicht sprechen, kündigte Lütz damals an.

Nun gibt es dazu ein beeindruck­endes Zeugnis. Vier Tage lang traf sich Lütz in Israel mit Bacon. Aus dem insgesamt 14-stündigen Gespräch entstand das Buch „ ,So lange wir leben, müssen wir uns entscheide­n‘ – Leben nach Auschwitz“.

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Von Hanno Müller

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