Fränkisches Flair und Biedermeier
In Bad Steben hat einst Alexander von Humboldt gewirkt. Kurort ist eine Mischung aus Tradition und Moderne
Bertolt Brecht war als Jugendlicher zu Gast. Er litt unter Nervosität und Herzbeschwerden. Bad Steben gedenkt gerne der alten Tage: Ein Mal im Monat flanieren die „Biedermeierfreunde“der Region ganz im Stil der Biedermeierzeit durch den Kurgarten und unter den sorgsam renovierten Arkaden der Säulenwandelhalle. Ihre Kleider sind selbst genäht, die Spitzen von Hand geklöppelt.
Eingerahmt vom Frankenwald liegt Bad Steben wohlgebettet im nördlichen Teil Oberfrankens. Ganz nah das „Grüne Band“, das zum nationalen Naturerbe zählt. Die deutsch-deutsche Grenze hat sich zu einem Rückzugsort für seltene Tierund Pflanzenarten entwickelt. Rennsteig, Frankenweg und der Fränkische Gebirgsweg treffen an diesem Drehkreuz für Wanderer, die auf ihren Routen unweigerlich zu Grenzgängern werden, aufeinander. In den Tälern der Selbitz, der Thüringischen Muschwitz und der Sächsichen Saale warten Naturerlebnisse und schöne Ausblicke. Mit dem eigenen Rad oder einem Leih-E-Bike lässt sich die Region auf gut ausgeschilderten Rundwegen erkunden. Auch SegwayTouren mit Begleitung sind möglich.
Der Charme des knapp 3500 Einwohner Kurortes liegt in der Mischung aus Tradition und Moderne: einerseits das historische Ambiente mit Bauwerken des Klassizismus und Jugendstils. Andererseits die moderne Therme und das Spielcasino. Über Jahrzehnte hinweg bis Anfang des 20. Jahrhunderts war der Ort ein gut besuchter Kurort, geprägt vom Glanz der Prinzregentenzeit. Es ist das höchstgelegene, aber auch eines der kleinsten der fünf bayerischen Staatsbäder. 1832 kaufte das damalige Königreich Bayern die Heilquellen und Steben wurde zum Staatsbad. Prinzregent Luitpold wurde ein großer Förderer, und das Ortsbild wandelte sich schnell. Der königliche Hofarchitekt Leo von Klenze errichtete das Badehaus und das umliegende Gelände wurde zum Kurgarten umgestaltet – zunächst als englische Gartenanlage. Mittlerweile steht der Kurpark unter Denkmalschutz. Energie- und Kraftplätze sowie Pavillons und Liegeplätze laden zum Verweilen ein.
Wer sich für diese Tradition interessiert, folgt auf dem neun Kilometer langen geologischbergbaukundlichen Lehrpfad den Spuren Alexander von Humboldts. Der Naturforscher hat von 1792 bis 1795 in Bad Steben gelebt und gearbeitet. Hier gründete er eine Bergbauschule – untergebracht im heutigen Rathaus – und verhalf dem Abbau von Eisenerz zur Blüte. Sein Wohnhaus in der Badstraße, ein früheres markgräfliches Jagdhaus, existiert noch heute. Wie auch die Dächer und Hausfassaden, die mit ihrem blauschwarz schimmernden Schiefer die Landschaft im Frankenwald prägen. Lotharheil – gegründet 1857 von Lothar von Faber für die Herstellung von Schreibtafeln –, heißt das Schieferwerk, in dem Familie Teichmann jetzt in vierter Generation das Gestein zu filigranem Schmuck, aber auch zu Bodenund Arbeitsplatten verarbeitet.
• Tourist-Information Bad Steben, Bad Steben, www.bad-steben.de
Die von bis errichtete Lutherkirche ist ein markantes Bauwerk in der Stadtmitte von Bad Steben. Foto: Tourist-Information