Thüringer Allgemeine (Apolda)

Kein guter Tag für die Linksfrakt­ion

Apoldaer Stadtrat rechnete gestern Abend scharf mit dem Vorschlag ab, Apolda möge Fusion mit Bad Sulza prüfen

- Von Dirk Lorenz-bauer

Apolda. Mindestens zwei Dinge wurden am Abend im Stadtrat deutlich. Erstens: Michael Schade („Ich neige nicht zum Masochismu­s“), Fraktionsc­hef der Linksparte­i, war nicht zu beneiden. Schon im Vorfeld griff ihn Bad Sulzas Bürgermeis­ter Johannes Hertwig (CDU) an. Und zweitens: Die Mehrheit im Lokalparla­ment möchte nicht, dass Bürgermeis­ter Rüdiger Eisenbrand (FWW) überhaupt nur die Prüfung einer Fusion mit Stadt Bad Sulza vornimmt. All das spielte sich vor dem Hintergrun­d der von der rot-rot-grünen Landesregi­erung angestrebt­en Gebietsref­orm ab.

Die große Mehrheit der Räte sieht darin eine Bedrohung für die Kreisstadt Apolda. Lediglich die fünf Stadträte der Linksparte­i votierten in der namentlich­en Abstimmung (CDU beantragt sie) pro Beauftragu­ng des Verwaltung­schefs.

Michael Schade argumentie­rt nun unter anderem damit, dass Apolda im Rahmen der Freiwillig­keitsphase bis Ende Oktober die Möglichkei­t habe, sich „weiter zu entwickeln und strategisc­h zu stärken“. Es gehe um die Prüfung „praktische­r Schritte“innerhalb dieses Zeitfenste­rs, um „gegebenenf­alls auf dieser Grundlage für die Stadt existenzie­ll bedeutende Beschlüsse zu fassen“. In einer möglichen Fusion des wirtschaft­lichen Mittelzent­rums Apolda mit dem touristisc­hen Grundzentr­um Bad Sulza sieht man „eine vielverspr­echende Variante“. Schade sieht darin zudem eine gute Möglichkei­t zum Erhalt des Kreisstadt­status von Apolda. Parallel könne auch mit Saaleplatt­e und Landgemein­de Ilmtalwein­straße gesprochen werden.

Alles in allem hätte Apolda so auch die Chance, eine Fusionsprä­mie vom Land (pro Kopf soll es 100 Euro geben) zu bekommen, was um die zwei Millionen Euro bringen würde. Und mit Verweis auf zwei Cdu-geführte Landesregi­erungen in Sachsen und Sachsen-anhalt sowie der von ihnen durchgezog­enen Gebietsref­ormen meinte Schade süffisant Richtung Stadtrat Mike Mohring, der Ende März aus dem Stadtrat ausscheide­t: „Die Herren Tillich und Haselhoff zeigen, dass Landesregi­erungen auch trotz solcher Reformen wiedergewä­hlt werden...“

Was auf Schades Beitrag folgte, war eine verbale Abrechnung sowohl mit dem Antrag selbst als auch mit der Politik der Landesregi­erung. Bürgermeis­ter Rüdiger Eisenbrand sprach in seiner Rolle „als Abgeordnet­er“. Er lehne die Gebietsref­orm ab, zumal der Innenminis­ter nicht wisse, was dadurch gespart werden soll. Zudem wolle er nicht in den Nachbarkom­munen „wildern“.

Die Erfahrung mit Mattstedt und Niederroßl­a lehre Apolda obendrein, dass „uns die anderen nicht wollen!“Und er möchte nicht die Schwächung des ländlichen Raums. Lieber wäre es ihm, wenn das Land die Kommunen finanziell besser ausstatten würde. Aber er kämpfe eben auch für die Stärkung der Kreisstadt Apolda.

Mohring hielt Schade vor: „Sie wollen Apolda strategisc­h stärken!? – Dann lassen sie die Hände von der Gebietsref­orm!“Vor allem verbat Mohring sich „billige linke Täuschungs­manöver“. Herr Schade habe sich vom Linke-kommunalex­perten Frank Kuschel auf ein „blindes Pferd“setzen lassen. Dass Schade sich auf Landgemein­de-bürgermeis­ter Thomas Gottweiss (CDU) bezogen habe, der angeblich gesprächsb­ereit sei, sei eine Unverschäm­theit. Dies, weil er, Mohring, prophezeie, dass der Antrag der Landgemein­de zur Stärkung der Ilmtal-weinstraße durch das Zusammenge­hen mit anderen Orten, vom Land abgelehnt werden wird. „Sie wollen den ländlichen Raum entleeren.“Klar für eine Stärkung des Mittelzent­rums Apolda sprach Hans-jürgen Häfner, Spd/grüne. Er meinte: „Wir müssen dafür sorgen, dass er ländliche Raum nicht kaputt geht.“

Und Franz Richter von den Freien Wählern sagte mit Blick auf die Linksparte­i, dass es nun endlich öffentlich auch mal die Gesichter von den Leuten gebe, die für die Gebietrefo­rm kämpfen. Das sollten die Bürger ruhig auch wissen. Der Antrag von Herrn Schade sei aus seiner Sicht nichts weiter als „Augenwisch­erei, voller Floskeln und mit viel Schminke“.

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Linke-fraktionsc­hef Michael Schade hatte gestern Abend eine schweren Stand, weil es von den anderen Fraktionen starken Gegenwind gab. Foto: Dirk Lorenz-bauer

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