Von Experten fair beraten
Nicht nur durch analytische Fähigkeiten sollten sich Kaufmänner für Versicherungen und Finanzen auszeichnen
Maik Murr, Versicherungskaufmann und hauptberuflich für die Debeka in Erfurt tätig, engagiert sich seit zwölf Jahren als ehrenamtlicher Prüfer in diversen Berufen der Versicherungsbranche, unter anderem im Ausbildungsberuf „Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen“sowie in der Sachkundeprüfung „Geprüfte/r Versicherungsfachmann/-frau“. Die Motivation für seine Mitwirkung beschreibt er folgendermaßen: „Ich habe Spaß daran, meine Kenntnisse und Erfahrungen zur Förderung des beruflichen Nachwuchses einzusetzen. Hinzu kommen der Erfahrungsaustausch mit den Prüferkollegen und das Knüpfen interessanter Kontakte aus der Branche, die auch für das eigene Unternehmen nützlich sind.“
Zu den Fähigkeiten eines Prüfers schätzt Maik Murr ein: „Als Prüfer sollte man eine fundierte Fach- und Sachkompetenz, eine abgeschlossene Berufsausbildung, eine Fortbildung und beziehungsweise oder ein Studium sowie mehrere Jahre Berufspraxis vorweisen. Unterstützt wird diese Fähigkeit durch menschliche Reife, Verantwortungsbewusstsein, Verschwiegenheit, pädagogische Kompetenz, Urteilsvermögen und rechtssicheres Handeln.“
Wie haben Sie sich denn auf ihr Ehrenamt als Prüfer vorbereitet?
Beim Einstieg in die Prüfertätigkeit wurde ich von der Industrieund Handelskammer (IHK) Erfurt und dem Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft (BWV) Nordbayern-thüringen unterstützt. Hier lernt man in Seminaren zunächst die Grundlagen für jede Prüfung. Außerdem hospitierte ich bei einem etablierten Prüfungsausschuss und nahm an Prüferschulungen teil, also zum Beispiel an Workshops und Seminaren, um so die Prüfungsinhalte kennenzulernen.
Wie muss man sich den Ablauf der Prüfung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen vorstellen?
Alle Auszubildenden absolvieren zunächst eine schriftliche Prüfung in den Fächern „Versicherungswirtschaft sowie Schadenund Leistungsbearbeitung“und „Wirtschafts- und Sozialkunde“. Einige Wochen später folgt eine mündliche Prüfung, die ein 20-minütiges Kundenberatungsgespräch und ein 15-minütiges „Fallbezogenes Fachgespräch“beinhaltet. Im Beratungsgespräch bekommt der Prüfling zwei Aufgaben zur Wahl gestellt und muss eine davon bearbeiten. Ziel ist es, zu zeigen, dass er Gespräche mit Kunden situationsbezogen vorbereiten, verkaufsorientiert führen und auf Kundenargumente angemessen reagieren kann. Dabei finden betriebliche Ausbildungsschwerpunkte Berücksichtigung, wie beispielsweise in den Sparten Kranken-, Lebens-, Unfall-, Hausrat-, Wohngebäudeund Kfz-versicherung.
Ist das eine rein mündliche Prüfung?
Mündlich schon, aber in der eigentlichen Prüfungssituation ist vorrangig der Prüfling und ein Prüfer beteiligt, der die Rolle eines Kunden einnimmt. So kann der Prüfling am besten zeigen, wie er den persönlichen Kontakt mit dem Kunden aufbaut, die Kundensituation analysiert und individuell berät. Nach diesem Beratungsgespräch folgt das „Fallbezogene Fachgespräch“.
Hier muss der Auszubildende anhand einer in der Ausbildung bearbeiteten praxisbezogenen Aufgabe zeigen, dass er selbstständig komplexe Aufgaben bearbeiten, Problemlösungen finden und seine Vorgehensweise begründen kann. Hierzu fertigt er vorab einen maximal dreiseitigen Report zu zwei verschiedenen Aufgaben an.
Wir Prüfer wählen dann einen der Reporte aus und stellen hierzu Fragen.
Wann zählt die Prüfung als bestanden?
Für das Bestehen der Abschlussprüfung müssen in drei der vier Prüfungsbereiche mindestens ausreichende Leistungen erbracht worden sein. Zudem darf keine Leistung mit „ungenügend“bewertet worden sein und im Gesamtergebnis muss der Teilnehmer mehr als 50 Prozent der Punkte erreicht haben.
Wie reagieren Sie, wenn ein Teilnehmer aufgeregt ist?
Wir haben alle schon einmal eine Prüfung absolviert und es wird bestimmt nicht die letzte Prüfung im beruflichen Werdegang bleiben. Mit einer freundlichen Begrüßung und der Vorstellung des Prüfungsausschusses legt sich meist die erste Aufregung. Wir Prüfer halten uns an den Prüferkodex und gehen auf den Prüfling positiv ein. Es ist ein freudiger Tag für den Azubi, da eine bestandene Prüfung der verdiente Lohn für die Ausbildung ist und man dann die Berufsbezeichnung „Kaufmann/ -frau für Versicherungen und Finanzen“tragen darf.
Und wie sollte man sich auf diese Prüfung vorbereiten? Möglichst gut und frühzeitig. Eine perfekte Ausbildung ist die halbe Miete für einen erfolgreichen Berufsabschluss. Deshalb ist es wichtig, in der dualen Ausbildung den Kontakt zum Ausbilder in der Firma und zu den Berufsschullehrern zu suchen und zielgerichtet zu lernen.