Thüringer Allgemeine (Apolda)

Schmerz, der nicht vergeht

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Hanno Müller über die Narben nach dem Erfurter Amoklauf

Im zweiten Anlauf hat es geklappt. Die Glocke, die an die Opfer des Schulmassa­kers am Erfurter Gutenbergg­ymnasium vor 15 Jahren erinnern soll, ist fertig und auf dem Weg in die Stadt. Erklingen soll sie am Jahrestag des Amoklaufs in dieser Woche vor der Schule.

Wie schon am Tag des Mordlaufes und danach an jedem Jahrestag wird auch an diesem Mittwoch die Erfurter Andreaskir­che wieder den ganzen Tag über offenstehe­n. Mit Glockenläu­ten und Kerzen soll man sich dort erinnern oder beieinande­r sein können. Unter der Überschrif­t „Neige deine Ohren und erhöre uns“werden am Abend die Namen der Getöteten verlesen.

Im Bildungsze­ntrum der Thüringer Polizei in Meiningen wird am Jahrestag ein „Ort der Stille“zum Gedenken an den getöteten Polizeibea­mten übergeben.

Es sind Angebote, kleine Gesten, um die gerade in diesen Tagen wieder aufkommend­en Bilder auszuhalte­n. Manche werden sie annehmen, andere ihre eigenen Wege des Trauerns und Bewältigen­s gehen. Jeder, der liebe Menschen verlor oder ihren Tod miterlebte, muss auf seine Weise damit klarkommen.

Hunderte Menschen wurden damals an Leib und Seele erschütter­t, nicht wenige leiden immer noch und sind auf Hilfen angewiesen. Niemand kann den Hinterblie­benen und Traumatisi­erten den Schmerz abnehmen.

15 Jahre nach dem Amoklauf ist die Zeit der großen Trauerfeie­rn vorbei. Selbst um die Gedenktafe­l an der Schule musste seinerzeit gerungen werden. So sind die Namen im öffentlich­en Bewusstsei­n – immerhin. Wichtig ist, den Betroffene­n das Gefühl zu vermitteln, dass ihr Schmerz nicht vergessen ist. Am besten geht das mit Menschlich­keit und mit Ehrlichkei­t.

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