„Beplanten Schutthaufen“für 400 000 Euro angeboten
Die Eigentümer haben die Stadt gebeten, die Überreste der Villa an der Promenadenstraße zu kaufen.
Apolda. Da haben einige Mitarbeiter in der Stadtverwaltung und den städtischen Gesellschaften die Nase gerümpft: Die Eigentümer des Eckgrundstücks Promenadenstraße / Weimarische Straße, auf dem seit Jahr und Tag ein Schutthaufen vom traurigen Ende der einstigen Villa kündet, wollen das Areal der Stadt verkaufen. Ein Deal, dem keiner der in Apolda Beteiligten etwas abgewinnen kann.
Vor allem stört man sich am vorgeschlagenen Kaufpreis. Über 400 000 Euro wollen die Investoren für den „beplanten Schutthaufen“haben. Das ist rund das Zehnfache des tatsächlichen Wertes, schätzen Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand (FWW) und der Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsgesellschaft Apolda, Sören Rost. Nach einem unserer Zeitung vorliegenden Angebotsschreiben, das der Nürnberger Gunnar Haberstroh an die Apoldaer Beteiligungsgesellschaft schickte (die im übrigen nichts mit Grundstücksangelegenheiten zu tun hat), setzt sich der Preis zusammen aus über 200000 Euro für das Grundstück selbst (mit dem völlig unrealistischen Preis von 197,81 Euro pro Quadratmeter angesetzt), aus 44 000 Euro Abbruchkosten der alten Villa und fast 150 000 Euro bisher „erbrachter Leistungen“, vor allem Architektenhonorare.
Nachdem sich jahrzehntelang an der abbruchreifen Villa nichts getan hatte, wurde sie 2012 niedergelegt. Seitdem zeigt sich der Schutthaufen als wahrer Schandfleck in der Stadt. 2014 verkündete der Eigentümer, für fünf Millionen Euro investieren zu wollen. Im Juni 2016 kam halbherzig Bewegung in die Invest-ruine – Gunnar Haberstroh und sein Apoldaer Partner „eröffneten“mit großem Pomp ein Baustellenschild und stellten ihre Pläne vor: Ein Fünfgeschosser mit Penthouse sollte entstehen, großzügige Wohnungen, Dachterrassen, alles vom Feinsten. Und Haberstroh flachste: „Ich werde nicht versprechen, dass der Bau bis zum Beginn der Landesgartenschau fertig ist...“Daran hätte bei der Vorgeschichte in Apolda ohnehin niemand geglaubt. Ob dem Investor die Puste ausgegangen ist oder er sich schlicht übernommen hat, ist schwer zu sagen: Gunnar Haberstroh war gestern für unsere Zeitung nicht zu erreichen, sein Büro sicherte lediglich „Prospektmaterial und Informationen“zu, die aber auch nicht eintrafen.
Egal. Mit WGA-CHEF Rost und Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand jedenfalls hat es Unterredungen gegeben. Fruchtlose. Rost hält das Projekt mit rund 50 Wohnungen für überambitioniert. Und das beginnt bei technischen Details: Eine Tiefgarage neben dem Herressener Bach bauen zu wollen, sei schon ein sehr sportliches Ziel. Und auch die Ziele der Planung selber können ihn nicht überzeugen. Kurz: Warum soll er eine Abrisslandschaft mit Planung kaufen, wenn er die Planung für untauglich für den Standort hält.
Und der ebenfalls angebotene Kauf des fertig gebauten Objektes für über sieben Millionen Euro kommt ebenfalls nicht infrage. Die WGA wird an dieser Stelle kein unternehmerisches Risiko eingehen, wenn dies offenbar schon der Eigentümer scheut. Sören Rosts Prognose: Die Stadt wird auch weiterhin mit dem Schandfleck leben müssen. Vielleicht bleiben ja die Bauschilder stehen und verstecken den Schutt.