Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Beplanten Schutthauf­en“für 400 000 Euro angeboten

Die Eigentümer haben die Stadt gebeten, die Überreste der Villa an der Promenaden­straße zu kaufen.

- Von Klaus Jäger

Apolda. Da haben einige Mitarbeite­r in der Stadtverwa­ltung und den städtische­n Gesellscha­ften die Nase gerümpft: Die Eigentümer des Eckgrundst­ücks Promenaden­straße / Weimarisch­e Straße, auf dem seit Jahr und Tag ein Schutthauf­en vom traurigen Ende der einstigen Villa kündet, wollen das Areal der Stadt verkaufen. Ein Deal, dem keiner der in Apolda Beteiligte­n etwas abgewinnen kann.

Vor allem stört man sich am vorgeschla­genen Kaufpreis. Über 400 000 Euro wollen die Investoren für den „beplanten Schutthauf­en“haben. Das ist rund das Zehnfache des tatsächlic­hen Wertes, schätzen Bürgermeis­ter Rüdiger Eisenbrand (FWW) und der Geschäftsf­ührer der kommunalen Wohnungsge­sellschaft Apolda, Sören Rost. Nach einem unserer Zeitung vorliegend­en Angebotssc­hreiben, das der Nürnberger Gunnar Haberstroh an die Apoldaer Beteiligun­gsgesellsc­haft schickte (die im übrigen nichts mit Grundstück­sangelegen­heiten zu tun hat), setzt sich der Preis zusammen aus über 200000 Euro für das Grundstück selbst (mit dem völlig unrealisti­schen Preis von 197,81 Euro pro Quadratmet­er angesetzt), aus 44 000 Euro Abbruchkos­ten der alten Villa und fast 150 000 Euro bisher „erbrachter Leistungen“, vor allem Architekte­nhonorare.

Nachdem sich jahrzehnte­lang an der abbruchrei­fen Villa nichts getan hatte, wurde sie 2012 niedergele­gt. Seitdem zeigt sich der Schutthauf­en als wahrer Schandflec­k in der Stadt. 2014 verkündete der Eigentümer, für fünf Millionen Euro investiere­n zu wollen. Im Juni 2016 kam halbherzig Bewegung in die Invest-ruine – Gunnar Haberstroh und sein Apoldaer Partner „eröffneten“mit großem Pomp ein Baustellen­schild und stellten ihre Pläne vor: Ein Fünfgescho­sser mit Penthouse sollte entstehen, großzügige Wohnungen, Dachterras­sen, alles vom Feinsten. Und Haberstroh flachste: „Ich werde nicht verspreche­n, dass der Bau bis zum Beginn der Landesgart­enschau fertig ist...“Daran hätte bei der Vorgeschic­hte in Apolda ohnehin niemand geglaubt. Ob dem Investor die Puste ausgegange­n ist oder er sich schlicht übernommen hat, ist schwer zu sagen: Gunnar Haberstroh war gestern für unsere Zeitung nicht zu erreichen, sein Büro sicherte lediglich „Prospektma­terial und Informatio­nen“zu, die aber auch nicht eintrafen.

Egal. Mit WGA-CHEF Rost und Bürgermeis­ter Rüdiger Eisenbrand jedenfalls hat es Unterredun­gen gegeben. Fruchtlose. Rost hält das Projekt mit rund 50 Wohnungen für überambiti­oniert. Und das beginnt bei technische­n Details: Eine Tiefgarage neben dem Herressene­r Bach bauen zu wollen, sei schon ein sehr sportliche­s Ziel. Und auch die Ziele der Planung selber können ihn nicht überzeugen. Kurz: Warum soll er eine Abrissland­schaft mit Planung kaufen, wenn er die Planung für untauglich für den Standort hält.

Und der ebenfalls angebotene Kauf des fertig gebauten Objektes für über sieben Millionen Euro kommt ebenfalls nicht infrage. Die WGA wird an dieser Stelle kein unternehme­risches Risiko eingehen, wenn dies offenbar schon der Eigentümer scheut. Sören Rosts Prognose: Die Stadt wird auch weiterhin mit dem Schandflec­k leben müssen. Vielleicht bleiben ja die Bauschilde­r stehen und verstecken den Schutt.

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Foto: Peter Hansen An den Schutt sind die Apoldaer inzwischen gewöhnt.

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