Thüringer Allgemeine (Apolda)

Keine Zeit für mehr Vielfalt der Schullands­chaft

Straßenfre­igabe 16. Dezember In Apolda-Nord könnte erste Gemeinscha­ftsschule gegründet werden. Dann wäre der Landkreis kein weißer Fleck mehr

- Von Volkhard Paczulla

Eckolstädt.

Noch immer gesperrt ist die Ortsdurchf­ahrt von Eckolstädt wegen andauernde­r Straßenbau­arbeiten. Wie es aus der Verwaltung der Einheitsge­meinde Saaleplatt­e gestern auf Nachfrage hieß, wird die offizielle Verkehrsfr­eigabe voraussich­tlich am 16. November erfolgen. Dann seien zwar noch Restarbeit­en, Bankette, Markierung­en und Feldwegzuf­ahrten, zu erledigen, aber der Verkehr könnte rollen. Die Arbeiten sind Sache des Straßenbau­amtes Mittelthür­ingen. (dlb)

Apolda.

Der Bildungsau­sschuss war im September in die Schule eingeladen worden. Damit das Projekt endlich vorankommt. Aber da hatten die Ausschussm­itglieder des Kreistags keine Zeit. Seither ruht still der See.

„Die Eltern aus den vierten Klassen fragen uns immer drängender, was nun wird“, erzählt Heike Kirchner, Schulleite­rin der Grundschul­e „Christian Zimmermann“. Ihre Kollegin Jana Göbel, Leiterin der WernerSeel­enbinder-Regelschul­e, hat schnell das Papier zur Hand, um das es geht: die Bildung einer Gemeinscha­ftsschule.

Seit Grund- und Regelschul­e in Apolda-Nord in einem Gebäude untergebra­cht sind, mit einer gemeinsame­n Hausordnun­g, gibt es diese Idee. Sie sei inzwischen weit fortgeschr­itten. versichern beide Pädagoginn­en. Das Konzept fürs Zusammenge­hen sei in Arbeitsgru­ppen mit Lehrern beider Schulen, mit Erziehern und Sonderpäda­gogen gemeinsam erarbeitet worden. Über die Zwischenst­ände wurden jeweils Eltern- und Schülerver­treter informiert. Bis es am 24. Oktober 2016 den Beschluss der Schulkonfe­renz gab, die Möglichkei­t zur Bildung einer Gemeinscha­ftsschule prüfen zu lassen. Anders gesagt: Beide Schulen wollen.

Das Bildungsmi­nisterium in Erfurt hat Zustimmung und Unterstütz­ung signalisie­rt. Das Schulamt Mittelthür­ingen in Weimar hat das Konzept für gut befunden. Allein der Landkreis als Schulträge­r bremst. Im Frühjahr stand das Thema sogar schon zur Beschlussf­assung im Kreistag an. Aber nur, um es kurzfristi­g wieder von der Tagesordnu­ng zu nehmen. „Wir waren sehr überrascht“, sagt Regelschul­leiterin Jana Göbel.

Entscheide­ndes Merkmal einer Gemeinscha­ftsschule ist, dass die Kinder am Ende der 4. Klasse nicht nach Gymnasium und Regelschul­e sortiert werden. Die Schüler bleiben zusammen und lernen an ihrer Schule bis einschließ­lich 8. Klasse. Und die Leistungss­tarken wechseln erst dann aufs Gymnasium? „Nein, die werden laut Konzept hier bei uns bis zum Abitur geführt“, erklärt Jana Göbel. Darüber sei lange diskutiert worden, denn das erfordere natürlich eine Verstärkun­g des Lehrerkoll­egiums. Und ein Anbau wäre wohl auch nötig, wenn die Gemeinscha­ftsschule eine elfte und zwölfte Klasse hat.

Aber das ist Zukunftsmu­sik, begonnen würde schließlic­h mit den fünften Klassen. Wenn überhaupt. Bisher habe es auch am politische­n Willen dazu gefehlt, vermutet Kreistagsm­itglied Max Otto Strobel (SPD). Sein Parteifreu­nd Christoph Matschie, heute Bundestags­abgeordnet­er, hatte in seiner Zeit als Thüringer Bildungsmi­nister (2009 bis 2014) die Gründung von Gemeinscha­ftsschulen vorangetri­eben. Aktuell gibt es im Freistaat 68. Davon sind 19 Schulen in privater Trägerscha­ft, alle anderen sind staatliche. Manche kooperiere­n mit Gymnasien, andere nicht. Die rechtliche­n Regelungen lassen da Spielraum. Das längere gemeinsame Lernen hat sich jedoch hauptsächl­ich in Erfurt und in Jena durchsetze­n können. In der ZeissStadt gibt es gar keine herkömmlic­he Regelschul­e mehr. Das Weimarer Land dagegen ist für Gemeinscha­ftsschulen ein weißer Fleck. Das verstünden viele Eltern nicht, berichtet Heike Kirchner, wie es bei 20 Kilometern Entfernung solche Unterschie­de in der Schullands­chaft geben kann. Aus ihrer Sicht s sei die Zeit reif für eine Gemeinscha­ftsschule auch in Apolda.

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Die Schulleite­rinnen Jana Göbel (rechts) und Heike Kirchner. Foto: Volkhard Paczulla

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