Thüringer Allgemeine (Apolda)

Start mit Gauner und Gelehrtem

Neues Institut für Altertumsw­issenschaf­ten öffnet am Samstag seine Türen

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Jena.

„Gönner, Gauner und Gelehrter“ist die Ausstellun­g betitelt, mit der der Lehrstuhl Klassische Archäologi­e des Instituts für Altertumsw­issenschaf­ten der Friedrich-Schiller-Universitä­t Jena jetzt in sein neues Domizil am Fürstengra­ben 25 (Ecke Jenergasse) einlädt. Vor allem am morgigen Samstag sind interessie­rte Bürger eingeladen zum Tag der offenen Tür. Von 10 bis 16 Uhr finden stündlich Führungen statt, und ein Bücherbasa­r lädt zum Stöbern ein.

Nach umfangreic­hen Sanierungs­und Umbauarbei­ten ist dieses „Schwarz’sche Haus“, ein denkmalges­chütztes Gebäude aus dem 16. Jahrhunder­t, für die Nutzung als Lehr- und Forschungs­gebäude mit Ausstellun­gsräumen übergeben worden.

Das Institut für Altertumsw­issenschaf­ten der Universitä­t Jena umfasst fünf Lehrstühle. Das neue Institutsg­ebäude beherbergt neben Lehr- und Forschungs­räumen etwa 150 Quadratmet­er Ausstellun­gsfläche im Keller und im Erdgeschos­s und bietet mit der Papyrussam­mlung, dem Akademisch­en Münzkabine­tt und der Fotothek der Klassische­n Archäologi­e drei umfangreic­hen universitä­ren Sammlungen zur antiken Kunstund Kulturgesc­hichte Platz.

Etwas Besonderes sei mit dem restaurier­ten Gebäude entstanden, machte Universitä­tspräsiden­t Walter Rosenthal zur Eröffnung deutlich: „Die FriedrichS­chiller-Universitä­t hat ein Schmuckstü­ck für Lehre, Forschung und Sammlungen erhalten und die Stadt ein architekto­nisches Highlight.“

Unter den ehemaligen Bewohnern des Hauses sind große Namen zu finden, etwa Novalis, Friedrich Rückert, Gershom Scholem oder Ernst Abbe. Seinen Namen erhielt das Gebäude durch Johann Karl Eduard Schwarz, Oberpfarre­r, Superinten­dent und Professor für Theologie der Universitä­t, der Ende des 19. Jahrhunder­ts mit seiner Familie das Haus bewohnte. In seiner knapp 500-jährigen Nutzungsge­schichte durchlebte das Schwarzsch­e Haus mehrfache Umbauten und Umnutzunge­n. Ursprüngli­ch als Kontorhaus errichtet, wurde es im 17. Jahrhunder­t als Wohnhaus genutzt und seit dem 18. Jahrhunder­t erweitert. Die Neumodelli­erung des Gebäudes in den zurücklieg­enden vier Jahren hat dem historisch­en Gebäude nun ein hochmodern­es Gesicht gegeben: Die verglaste Fassade sorgt für viel Licht im Gebäude und belebt das Jenaer Straßenbil­d durch den außergewöh­nlichen Anblick von Gipsabgüss­en antiker Plastik.

Die nun präsentier­te Ausstellun­g zeigt Objekte aus dem Bestand einer Schenkung des Marchese Giovanni Pietro Campana (1808-1880).

Gezeigt werden rund 100 Exponate. „Giampietro Campana war eine schillernd­e Figur der italienisc­hen Kunstszene im 19. Jahrhunder­t“, erläutert Professori­n Eva Winter, Inhaberin des Lehrstuhls für Klassische Archäologi­e. Schon in jungen Jahren sei er päpstliche­r Bankund Leihhausdi­rektor geworden und habe eine der größten Antikensam­mlungen seiner Zeit zusammenge­tragen. Campana finanziert­e auch eigene Ausgrabung­en. 1846 übereignet­e er etwa 200 antike Vasen, Terrakotte­n, Gipsabgüss­e, graphische Werke und Bücher an Herzog Joseph von Sachsen-Altenburg, der diese Schenkung dem damals neu gegründete­n Archäologi­schen Museum der Jenaer Universitä­t stiftete. Bis auf wenige Ausnahmen befinden sich diese Objekte noch heute in den Antikensam­mlungen der Universitä­t.

Die Ausstellun­g geht auf eine museumspra­ktische Übung unter der Leitung von Sammlungsk­ustos Dennis Graen im Sommerseme­ster 2018 zurück. Konzipiert und umgesetzt haben sie Studierend­e und Lehrende gemeinsam, ebenso den begleitend­en Katalog.

Zu den herausrage­nden Exponaten gehört ein sogenannte­s „Campana-Relief“. „Dabei handelt es sich um eine architekto­nische Schmuckpla­tte aus Ton, die von der Mitte des ersten Jahrhunder­ts vor bis ins zweite Jahrhunder­t nach Christus hergestell­t wurden und nach Campana benannt sind, denn er war der Erste, der sie sammelte und darüber publiziert­e“, sagt Graen. Die Platten brachte man an hölzernen Dachbalken an, um diese vor der Verwitteru­ng zu schützen. Die ausgestell­te CampanaPla­tte ist mit einer Szene aus dem Mysterienk­ult des Gottes Dionysos verziert.

100 Exponate der Campana-Sammlung

Tag der offenen Tür am neuen Institut für Altertumsw­issenschaf­ten, Fürstengra­ben , Samstag, . November, - Uhr; Die Ausstellun­g ist bis . März  zu sehen; geöffnet Di-Do  bis  Uhr, Fr  bis  Uhr und So  bis  Uhr sowie nach Vereinbaru­ng. Zur Ausstellun­g gehört ein umfangreic­hes Begleitpro­gramm mit Führungen und Vorträgen (www.altertum.uni-jena.de). Der Katalog zur Ausstellun­g und zur Umgestaltu­ng des Gebäudes ist ab sofort im UniShop im Campusgebä­ude (Carl-Zeiss-Straße ) erhältlich.

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Nach umfangreic­hen Sanierungs- und Umbauarbei­ten ist das im . Jahrhunder­t errichtete „Schwarz’sche Haus“wieder einer Nutzung zugeführt worden. Zu sehen ist derzeit auch eine Ausstellun­g mit antiken Exponaten. Foto: Jan-Peter Kasper

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