Das Ende des Kükenschredderns?
Ein Verfahren zur Bestimmung des Geschlechts von Küken noch im Ei ist marktreif
Berlin.
Klein, flauschig und todgeweiht: Weil sie keine Eier produzieren und für die Mast nicht schnell genug Gewicht zulegen, werden männliche Küken bei der Zucht von Legehennen in Deutschland getötet. 45 Millionen Küken werden jährlich geschreddert oder vergast.
Das soll sich jetzt ändern: Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) stellte am Donnerstag ein Verfahren vor, mit dem noch im Ei das Geschlecht bestimmt werden kann. Befruchtete Eier, aus denen Hähne schlüpfen würden, können so aussortiert werden, bevor ein Küken heranwächst und schlüpft. In Berlin sind seit Donnerstag Eier im Handel, für deren Produktion keine Küken getötet wurden. Seleggt, der Anbieter des Verfahrens, und die Rewe-Gruppe wollen das Angebot im kommenden Jahr auf ganz Deutschland ausdehnen.
Grundlage des Verfahrens, das von Forschern der Universität Leipzig entwickelt wurde, ist ein Hormontest: Mit einem Laser wird ein winziges Loch in die Kalkschale des Eis gebohrt und eine kleine Menge Flüssigkeit entnommen. Diese wird auf das Hormon Östronsulfat getestet, das nur in Eiern auftaucht, in denen weibliche Küken wachsen. Eier mit männlichen Embryonen werden aussortiert und zu Tierfutter verarbeitet.
Ab dem neunten Tag der Befruchtung funktioniert der Test. Laut Ludger Breloh, Geschäftsführer von Seleggt, ist die Analyse in 98 Prozent der Fälle korrekt. Pro Sekunde könne ein Ei getestet werden. Das Unternehmen will Brütereien das Verfahren kostenneutral zur Verfügung stellen. Eier, deren Produktion ohne das Töten von Küken auskommt, sollen im Handel pro Stück einen Cent teurer sein als andere – davon profitiert Seleggt.
Ernährungsministerin Klöckner sprach am Donnerstag von einem „Durchbruch“. „Mit diesem Verfahren gibt es für das Töten der männlichen Legehennenküken auf Dauer keinen Grund mehr“, erklärte Klöckner. Die Methode werde international Standards setzen.
Das Ministerium hatte die Entwicklung des Verfahrens mit fünf Millionen Euro gefördert. Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD das Ziel gesetzt, das massenhafte Töten von Küken bis zur Mitte der Legislaturperiode zu beenden.