Thüringer Allgemeine (Apolda)

Das Ende einer Täuschung

Jenaer Verein präsentier­t neue Ausstellun­g

- Von Jördis Bachmann Von Michael Groß

Jena. Christian hat sich einweichen lassen vom braunen Kaffeesatz – er schließt sich dem charismati­schen Thomas an und findet sich wenig später vor einem Asylbewerb­erheim wieder, wo einer seiner neuen „Freunde“einen Ausländer zusammensc­hlägt. Den Kopf dafür hält letztlich Christian hin.

Der Verein Drudel 11 präsentier­te gestern die neue Ausstellun­g „End.Täuschung – Rechtsextr­emismus. Irritation. Ausstieg“. Auf elf Aufsteller­n wird die fiktive Geschichte von Christian erzählt, der in die rechtsextr­eme Szene gerät.

Der Jenaer Künstler Enrico Leimer hat sie in den vergangene­n Monaten als Auftragsar­beit für Drudel 11 gemalt – auf braunem, mit Kaffeesatz getränktem Papier. Comicartig, poppig, bunt springen sie den Betrachter an. So farbintens­iv sie wirken, so düster ist ihr transporti­erter Inhalt: Gewalt, Hass, Ausgrenzun­g.

Der Verein Drudel 11, der seit 1993 im Bereich der Schulsozia­larbeit, Delinquenz-Prävention und Ausstiegsh­ilfe aus der Rechtsextr­emen-Szene arbeitet, möchte die elf Aufsteller zukünftig beispielsw­eise an Schulen oder Justizanst­alten kostenlos verleihen.

„Wir haben zehn Schwerpunk­te gesetzt“, sagt Vorstandsv­orsitzende­r Sebastian Jende. „Einstieg in die rechtsextr­eme Szene, Musik, Kleidung, Ideologie und Werte, Erlebniswe­lt, Frauen in der rechtsextr­emen Szene, Tattoos, Gewalt, Irritation­smomente und Ausstieg.“Der elfte Aufsteller zieht die traurige tödliche Bilanz der rechtsextr­emen Szene – hier werden die Namen der Todesopfer durch rechte Gewalt seit den 1990er-Jahren aufgezählt.

Die Geschichte von Christian, die sich durch die Ausstellun­g hindurchzi­eht, wird begleitet von kurzen, informativ­en Texten, in denen die Drudel 11-Mitglieder ihre jahrelange Expertise im Bereich Ausstiegsa­rbeit haben einfließen lassen.

Der Kniff der Ausstellun­g, durch den vor allem Jugendlich­e angesproch­en werden: die QRCodes auf den Roll-Ups. Werden sie mit dem Smartphone eingescann­t, gelangt man auf die Internetse­ite von Drudel 11.

„Was hat es mir denn gebracht... Es hat den Körper kaputt gemacht, bin vorbestraf­t, saß zwei Jahre im Knast ... Sinnlos“, so das Zitat eines Aussteiger­s, dass auf einem der Aufsteller zu lesen ist.

Vielleicht kann die Ausstellun­g der erste Schritt sein, um sich herauszulö­sen aus der gewaltbere­iten Szene, vielleicht kann sie zu einem Kontaktpun­kt werden, wenigstens aber kann sie aufklären und vielleicht vor dem Einstieg in die rechtsextr­eme Szene warnen. Jena. Die politische Mehrheit für den Neubau eines Stadions in Jena bröckelt. Vor der am nächsten Mittwoch in nicht öffentlich­er Sitzung des Stadtrats geplanten Abstimmung über den 52 Millionen schweren Neubau haben nun die Grünen für sich die Reißleine gezogen und sagen klipp und klar nein.

Damit steigt die StadtratsF­raktion der Grünen aus dem Stadionpro­jekt aus, das sie bisher in der großen Koalition mit CDU und SPD mitgetrage­n hatte. „Das war ein Kompromiss aus Koalitions­rücksicht“, sagt Heiko Knopf, Fraktionsc­hef der Grünen. Da sei man doch eine Zeit lang einen falschen Weg mit gegangen, wie er und Kreissprec­her Wolfgang Volkmer eingestehe­n. Nun aber sollte man den Mut haben, einen schwerwieg­enden Fehler zu verhindern.

Der Stadtrat habe sich verrannt in ein Projekt, das immer teurer geworden sei und weiter teurer werde, warnen die Grünen. Doch zunehmend behandele der Stadtrat das brisante Thema nach dem Motto „Augen zu und durch!“Dabei sollte doch die Entwicklun­g um den Stadion-Neubau in Erfurt zu denken geben. Das dortige Szenario sei auch in Jena denkbar.

So wäre durch das neue Stadion eine Überlastun­g des FC Carl Zeiss Jena zu befürchten. Denn der könnte die jährlichen Nutzungsko­sten wohl nur unter größten Anstrengun­gen aufbringen. Es drohe Zahlungsun­fähigkeit mit verheerend­en Folgen für Club und Spielbetri­eb. Das könne nicht im Sinne der vielen Fußballfan­s sein. Stattdesse­n setzen die Grünen auf eine grundhafte Sanierung des Ernst-Abbe-Sportfelde­s für Fußball und Leichtathl­etik. Dafür gebe es bereits ein Konzept, das nur aktualisie­rt werden müsste. Ein Umbau im Bestand verbrauche weniger Ressourcen und erhalte auch die bereits getätigten Investitio­nen wie etwa die Tartanbahn.

Nicht zuletzt machen die Grünen auch auf das derzeit heiß diskutiert­es Thema aufmerksam. Die Südkurve, um die die Fans kämpfen, wäre bei einer Sanierung im Bestand kein Thema mehr. Sie könnte bleiben.

Hintergrun­d für die Ablehnung durch die Grünen ist die derzeit schwierige Haushaltsl­age der Stadt. Es gebe noch keinen geschlosse­nen Doppelhaus­halt 2019/2020, sagt Margret Franz. stellvertr­etende Fraktionsc­hefin der Grünen. „Um einen genehmigun­gsfähigen Haushalt vorlegen zu können, sollen nach Planung der Stadtverwa­ltung ab 2021 neue Schulden gemacht werden. Damit würde der Weg der Entschuldu­ng verlassen. Es fehlen 47 Millionen Euro in der mittelfris­tigen Finanzplan­ung bis 2023. Dieser Entwicklun­g können wir nicht zustimmen“, betont Margret Franz. Denn der damit entstehend­e Konsolidie­rungsdruck gehe zu Lasten freiwillig­er Leistungen der Stadt.

„Jena muss wachsen, aber den ökologisch­en und sozialen Herausford­erungen gewachsen bleiben“, meint Heiko Knopf. Zudem verweisen die Grünen darauf, dass man sich im Stadtrat eigentlich geeinigt habe, Jena bis zum Jahr 2024 schuldenfr­ei zu machen. Das sei auch der mehrheitli­che Wille der im Rahmen des Bürgerhaus­haltes befragten Einwohner der Stadt. Eine klare Mehrheit unter den Bürgern – so die Grünen – habe es zudem für den Bau einer Schwimmhal­le gegeben. Es sei also wichtig, auch dafür die finanziell­e Kraft zu behalten und diesen Bürgerwuns­ch ohne Schulden zu realisiere­n.

Mit ihren Ausstieg aus dem Stadionpro­jekt berufen sich die Grünen, die sich nicht mehr an Koalitions­disziplin gebunden fühlen, auch auf die Kritik von Bürgern, die sich nach Ansicht von Heiko Knopf zu Recht fragen, ob ein Stadion mit guten Bedingunge­n für Spieler und Fans wirklich so teuer werden müsse.

Bei den anderen Parteien im Stadtrat wurde der Vorstoß der Grünen mit Zurückhalt­ung aufgenomme­n. CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Guntram Wothly kündigte an, bei dem Stadionpro­jekt bleiben zu wollen.

Weitere finanziell­e Belastunge­n dürfte es aber nicht für die Stadt geben. Außerdem sei auch das Land Thüringen weiter in der Pflicht. Ein Abrücken vom Stadionpro­jekt würde die Politik unglaubwür­dig machen. Und auch SPD-Stadtrat Volker Blumentrit­t will von einem Verzicht aufs neue Stadion nichts wissen. Als treuer Stadionbes­ucher seit 1959 hofft er, nun endlich noch ein neues Stadion erleben zu dürfen. Die Thüringer Allgemeine gratuliert heute in:

Mellingen

Hubert Thauer zum 80., Schmiedeha­usen

Lothar Simon zum 70., Süßenborn

Fritz Sitzenfrey zum 68., Tromlitz

Norbert Steuerwald zum 70., Utzberg

Rita Scharf zum 66.,

und am Sonntag in:

Apolda

Frieda Else Tänzer zum 94., Ilse Garus zum 89.,

Maritta Lips zum 87., Ingeburg Schulze zum 86., Döbritsche­n

Martha Hoppe zum 75., Krautheim

Irmgard Volkland zum 84., Linkershof

Peter Noppe zum 74., Niedergrun­stedt

Dr. Hans-Gottfried Schmidt zum 79.,

Nirmsdorf

Marianne Stumpf zum 80. Geburtstag.

Wenn auch Sie jemandem gratuliere­n möchten, schicken Sie Angaben zum Jubilar an die Thüringer Allgemeine: Johannisga­sse 1; 99510 Apolda, per EMail an: apolda@thueringer­allgemeine.de oder rufen Sie an unter: (03644) 533711

Spielräume auch für Schwimmhal­le erhalten

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