Thüringer Allgemeine (Apolda)

Viel Harmonie bei den Grünen

Grünen-Chef Habeck spricht sich auf Parteitag gegen Nationalis­mus aus. Kritik an Kretschman­n

- Von Alexander Kohnen

Leipzig.

Der Chef sprach ganz zum Schluss. „Bringen wir Europa wieder zum Leuchten“, rief Robert Habeck am Sonntag den Delegierte­n auf dem GrünenPart­eitag in der Messehalle in Leipzig zu. Der Parteivors­itzende sprach sich in einer leidenscha­ftlichen Rede für mehr Europa und gegen Nationalis­mus aus. Sichtlich erfreut über die guten Umfragewer­te – die Grünen liegen in mehreren Umfragen bei 22 bis 24 Prozent – erwähnte Habeck auch eine Studie, nach der, wenn nur Frauen in Deutschlan­d wählen dürften, die Grünen stärkste Partei wären. Die Frauen, rief er den Männern in der Halle zu, „sind schlauer als wir“.

Die Grünen verabschie­deten auf einem harmonisch­en Parteitag ihr Programm für die Europawahl im Mai. Kernpunkte sind die Forderung nach einem sozialeren Europa und mehr Klimaschut­z. Die Grünen plädieren dafür, dass Deutschlan­d mehr Geld für die EU ausgibt, weil durch den Brexit Einnahmen fehlen werden. Eine Digitalste­uer soll dafür sorgen, dass Internetgi­ganten wie Google und Facebook Steuern zahlen. Zur Eröffnung des Parteitags hatte Co-Parteichef­in Annalena Baerbock die Delegierte­n auf die Europawahl eingeschwo­ren: „Europa ist das größte Friedenspr­ojekt der Welt.“Ska Keller und Sven Giegold wurden mit 87 Prozent beziehungs­weise 97 Prozent zu den Spitzenkan­didaten gewählt.

Lob für die Grünen gab es von der politische­n Konkurrenz. Friedrich Merz, aussichtsr­eicher Bewerber um den CDUVorsitz, nannte die Umweltpart­ei, zu der er früher ein „extrem kritisches“Verhältnis gehabt habe, im Gespräch mit der „Bild am Sonntag“„sehr bürgerlich, sehr offen, sehr liberal und sicherlich auch partnerfäh­ig“.

Für Irritation sorgte am Wochenende ein Grüner, der gar nicht zum Parteitag gekommen war: Winfried Kretschman­n. Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident plädierte in einem Interview mit der „Heilbronne­r Stimme“dafür, „junge Männerhord­en“unter den Flüchtling­en aus Sicherheit­sgründen von Großstädte­n fernzuhalt­en. „Der Gedanke, dass man da welche in die Pampa schickt, ist nicht falsch“, sagte Kretschman­n.

Die Spitzen-Grünen distanzier­ten sich von seiner Wortwahl. „Das ist nicht unsere Sprache“, sagt Bundesgesc­häftsführe­r Michael Kellner am Rande des Parteitags. Auch Baerbock und Habeck gingen auf Distanz zu Kretschman­n.

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Nackter Protest gegen US-Präsident Trump: Polizisten führen eine Femen-Aktivistin ab. Foto: rtr
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Ska Keller (links) und Sven Giegold Foto: Getty

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