Millioneninvestition nimmt Gestalt an
Aufmerksam und kritisch haben die Zöllnitzer am Dienstagabend die Vorstellung der Neubaupläne der expansionswilligen Büromarkt Böttcher AG verfolgt. Die Gemeinde hatte die Versammlung einberufen, um die Einwohner im Sinne des Gesetzes einzubinden. Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan nennt sich das im Amtsdeutsch. Konkret sollen die Anwohner die Möglichkeit erhalten, auf private und sonstige Betroffenheiten aufmerksam zu machen.
Dass die Versammlung über das Mindestmaß der gesetzlichen Vorschriften hinaus ging, wurde beim detailreich vorgestellten Planungsstand ersichtlich, aber auch mit Blick auf das Podium. Dort zeigte sich erstmals in einer öffentlichen Versammlung in Zöllnitz ein Mitglied der Geschäftsleitung des Online-Versandhändlers mit Hauptsitz im Jenaer Gewerbegebiet an der nahen A4. Michael Krebs beantwortete die Fragen der Bürger. Da sollte also sichtlich der Wind aus den Segeln genommen werden, denn das Thema Hallenneubau in Zöllnitz stieß zuletzt auf deutlichen Widerstand. Im Oktober 2018 kursierte im Ort ein Infoblatt, der auf eine „Monsterhalle“aufmerksam machte. Die darin genannten Maße stimmten jedoch nicht. Das wurde in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung bekannt, in der die Wählergruppe Zöllnitz das Verfahren stoppen lassen wollte, das sie Monate zuvor selbst abgesegnet hatte. Sie scheiterten.
Nun ist der Gemeinderat ein Stück weiter und hat im Dezember 2018 den Vorentwurf zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan gebilligt. Die jetzt anberaumte Versammlung war deutlich ruhiger und weniger besucht als besagte Ratssitzung.
Das Planungsbüro Drees & Sommer und das KGS Stadtplanungsbüro Helk gingen auf den vorläufigen Planungsstand und die B-Plan-Entwicklung für Zöllnitz ein (siehe Kasten). Die neue Zufahrt in der Stadtrodaer Straße stieß auf Überraschung, war zuletzt doch ein Kreisverkehr angedacht. Das Landesamt für Bau und Verkehr hatte dies abgelehnt, da für einen Kreisel aus jeder Richtung die ungefähr gleiche Zahl von Fahrzeugen kommen müsse, erklärte Michael Krebs. Die künftige BüromarktAusfahrt würde jedoch weniger genutzt als die Stadtrodaer Straße, der Verkehr somit unnötig abgebremst. Ob eine zusätzliche Ampel an die Stadtrodaer Straße kommt, prüfe das Landesamt noch.
Auf die Frage, wo der Bauverkehr lang führen soll, konnte Krebs ebenfalls noch keine konkrete Antwort geben. Idealerweise über die neue Zufahrt in der Stadtrodaer Straße, aber das werde mit dem Landesamt abgestimmt. Solange befürchten die Bürger, dass in der Bauzeit die Mittelstraße und die GerhardOst-Straße zerfahren werden.
Beruhigt wurden die Anwesenden beim Thema Lärmbelastung. Ein Gutachten habe ergeben, dass nachts mit geringsten Belastungen zu rechnen sei, da der Online-Versandhändler nur bis in den Abend hinein arbeiten lässt.
Tagsüber würden DezibelWerte wie in einem Wohngebiet eingehalten, sagte Krebs, obwohl ein Mischgebiet anliegt. Karin Schragow vom Stadtplanungsbüro merkte zudem an: Die Hausbesitzer, die an der Gerhard-Ost-Straße und der Zöllnitzer Straße gebaut haben, würden von der Lautstärke her mehr durch den bestehenden Einzelhandel belastet, der südlich liegt.
Überrascht zeigten sich die Bürger von den Mitarbeiterzahlen. 2018 hatte die Böttcher AG noch 2000 neue Arbeitsplätze am neuen Standort versprochen, jetzt sind es nur noch 400 bis 500. Dazu gab es seitens der Geschäftsleitung keinen Kommentar.
Das weitere Vorgehen sieht wie folgt aus: Im April will die Böttcher AG den Bauauftrag an einen Generalübernehmer vergeben haben, bis dahin soll auch der Planentwurf für einen Monat ausliegen.
Die Träger öffentlicher Belange und damit auch die Bürger können sich dann äußern oder den B-Plan gar ablehnen. Karin Schragow vom Stadtplanungsbüro machte jedoch deutlich, dass eine Ablehnung fundiert begründet sein muss. „Einfach nur dagegen sein, das geht halt nicht.“
Sollten alle Stellen zustimmen, rechnet die Böttcher AG damit, frühestens Ende dieses Jahres mit Erdarbeiten zu beginnen. Die Fertigstellung des Neubaus ist für 2022 angepeilt.
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