Vom Bauhaus inspirierte Klang- und Tanzformen
Die 42. Dresdner Musikfestspiele vom 16. Mai bis 10. Juni folgen dem Leitmotiv „Visionen“
Wenn am 16. Mai das Dresdner Festspielorchester unter Ivor Bolton im Kulturpalast den Auftakt gibt zum nunmehr 42. Jahrgang der Dresdner Musikfestspiele, wird bis zum 10. Juni in nahezu 60 Veranstaltungen die Tonkunst in ihrer Genrevielfalt das kulturelle Leben bestimmen. Mit dem Leitmotiv „Visionen“will das Musenfest das der Kunst immanente Vermögen der Gestaltung von Zukunftsbildern aufspüren. „Visionen“, so Intendant Jan Vogler, „sind ein Kernbaustein künstlerischer Inspiration.“
Dass in diesem Kontext an die Gründung des Bauhauses vor 100 Jahren erinnert wird, liegt auf der Hand. Hat doch das Bauhaus eine zukunftsweisende ästhetische Neuorientierung auch in der Kunst eingeleitet. Faszinierende Wirkungskraft erreichte da etwa das „Triadische Ballett“des Bauhauskünstlers Oskar Schlemmer.
Als Gegenbewegung zum klassischen Ballett strebte Schlemmer zu einer von „Reduktion, Ordnung und Stil“geprägten Tanzkunst, in der Tanz und Bildende Kunst zusammenfinden sollten. 1922 in Stuttgart aus der Taufe gehoben, erlangte das Werk in Gerhard Bohners Rekonstruktion von 1977, nunmehr mit Hans-Joachim Hespos‘ neu komponierter Musik, weltweite Ausstrahlung. Das Gastspiel des Bayerischen Junior Balletts München wird mit seinen beiden Aufführungen in Dresden sicher für eine kleine Sensation sorgen.
Die ästhetischen Bestrebungen des Bauhauses spiegelt auch der Klavierabend von Nikolai Tokarev, der unter der Leitidee „Klang sehen – Farbe hören – Kandinsky trifft Mussorgski“den berühmten Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“von Modest Mussorgski (mit visueller Umsetzung von Uwe Niesig) gestaltet. Der Bauhauskünstler Wassili Kandinsky war es, der Mussorgskis von Bilderwelten inspiriertes Klavierwerk von 1874 fünf Jahrzehnte später zurück in die Bildsprache übertrug.
Vielgestaltig ist der Programmbogen, den das Festival von den visionären Vordenkern über die durch die Bauhausbewegung inspirierten Konzepte bis in die Gegenwart spannt. Der Zukunftstraum einer gerechteren Welt, in der allen Menschen Kunst und Kultur zugänglich sein sollten, gehörte auch zu den Visionen der Bauhausgründer. Anlass für die Programmgestalter, Heiner Goebbels „Eislermaterial“ins Blickfeld zu rücken. Eine Hommage an Hanns Eisler, in der Goebbels die enorme Vielfalt von dessen Schaffen anklingen lässt. (ib)