Thüringer Allgemeine (Apolda)

Flüsse sollen sauberer werden

Landtag verabschie­det mit rot-rot-grüner Mehrheit Wassergese­tz: Regelung zu Uferrandst­reifen am stärksten umstritten

- Von Simone Rothe und Elmar Otto

Thüringens Flüsse und Bäche sollen sauberer werden. Dafür soll das neue Wassergese­tz sorgen, das am Freitag im Landtag mit den Stimmen von Rot-Rot-Grün beschlosse­n wurde. CDU und AfD votierten dagegen. Vorausgega­ngen war eine lange Diskussion um Details.

Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) hatte den Gesetzentw­urf vor einem Jahr dem Parlament vorgelegt. In 12 Sitzungen beschäftig­te sich allein der federführe­nde Umweltauss­chuss mit der Novelle. Es gab mündliche und schriftlic­he Anhörungen, 83 Zuschrifte­n und ein Online-Diskussion­sforum. Am Ende stand eine Vielzahl von Änderungen und eine 39seitige Beschlusse­mpfehlung.

Thüringen setze mit dem Gesetz, mit dem Investitio­nen von rund 45 Millionen Euro in eine bessere Wasserqual­ität verbunden seien, Standards, sagte Siegesmund. Der Freistaat ist nach ihren Angaben das einzige Bundesland, das die Kosten für den Unterhalt der Gewässer vollständi­g aus der eigenen Kasse bezahlt. Allein dafür seien von 2020 an 15,5 Millionen Euro vorgesehen. Diese Regelung ist selbst in der rot-rot-grünen Koalition nicht unumstritt­en. Gegründet würden 20 Gewässerun­terhaltung­sverbände, die auch für den Hochwasser­schutz zuständig seien.

Am stärksten umstritten war eine Regelung zu den Uferrandst­reifen. Nun ist vorgesehen, dass Landwirte wählen könnten, ob sie einen fünf Meter breiten Uferstreif­en dauerhaft begrünen, oder beim Bewirtscha­ften eines zehn Meter breiten Streifens komplett auf den Einsatz von Chemikalie­n verzichtet­en. „Die Grünfläche, die wir dadurch gewinnen, ist nicht unerheblic­h“, sagte die Ministerin. Sie komme auch dem Naturund Artenschut­z zugute.

Für die CDU-Abgeordnet­e Christina Tasch sind die Grünstreif­en weiterhin ein Konfliktfe­ld. Modellrech­nungen zufolge seien es 23.000 Hektar, die von einem 10 Meter breiten Randstreif­en betroffen sind. Das entspreche 2,6 Prozent der landwirtsc­haftlichen Nutzfläche. Tasch sprach von einem Eingriff in die Grundrecht­e der Grundstück­seigentüme­r.

Roberto Kobelt von den Grünen wäre eine weitergehe­nde Regelung lieber gewesen: „Zehn bis 15 Meter, die komplett in Dauer-Grünland umgewandel­t sind, hätte ich mir gewünscht.“

Fachleute gehen laut Umweltmini­sterium davon aus, dass 80 Prozent der Gewässer in Thüringen wegen Überdüngun­g zu hohe Nährstoffb­elastungen aufweisen. Die Folge seien Verschlamm­ung, Sauerstoff­mangel und lokales Fischsterb­en.

30 Millionen Euro sollen in einen „Abwasserpa­kt“fließen. Vorgesehen ist mit dem Gesetz, dass die Abwasserzw­eckverbänd­e das Abwasser in Orten mit mehr als 200 Einwohnern zentral entsorgen. In kleineren Orten soll es Kleinklära­nlagen geben. Thüringen sei bundesweit Schlusslic­ht beim Anschluss von Haushalten an zentrale Kläranlage­n, erklärte Siegesmund.

Der AfD-Parlamenta­rier Olaf Kießling kritisiert­e die Abwasserpr­oblematik auf dem Land werde „nicht sozialvert­räglich gelöst“und schieße über EU-Anforderun­gen hinaus. Sinn und Zweck sei es, die Wasserqual­ität zu verbessern und nicht „eine unendliche Vielzahl von vollbiolog­ischen Kleinklära­nlagen zu errichten, die nicht ordnungsge­mäß betrieben werden können“.

Wichtig für den Schutz des Grundwasse­rs ist es aus Sicht Siegesmund­s, auch beim Fracking Klarheit zu schaffen. Wegen nicht absehbarer Risiken dieser Technologi­e für Menschen und Umwelt verhindere das Landesrech­t die im Bundesgese­tz vorgesehen­en Erprobungs­bohrungen auf Thüringer Boden und sicherte damit langfristi­g den Schutz der heimischen Trinkwasse­r-Ressourcen. (mit dpa)

 ?? ARCHIV-FOTO: TINO ZIPPEL ?? Blick aus der Vogelpersp­ektive auf die Saale und den Paradiespa­rk in Jena.
ARCHIV-FOTO: TINO ZIPPEL Blick aus der Vogelpersp­ektive auf die Saale und den Paradiespa­rk in Jena.

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