Thüringer Allgemeine (Apolda)

Danke dafür!

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Manchmal kann männlicher Pragmatism­us ziemlich auf die Nerven gehen. Wenn er zum Beispiel sagt: Geh’ ihnen nicht auf die Nerven, wenn etwas ist, melden sie sich schon. Mit „sie“ist dann eines meiner Kinder gemeint, die ich gerade anrufen will. Ohne Grund, ich muss ja nicht warten, bis „was ist“, und ja, obwohl ich sie vor drei Tagen erst gesehen habe. Vielleicht gehe ich ihnen auch mal auf die Nerven, aber ich finde, als Kind muss man da durch.

Im Gegenzug bin ich kein bisschen sauer, wenn sie am Muttertag nicht mit einer Torte oder Orchidee vor der Tür stehen. Da bin ich wohl nicht die Einzige. Laut einer Umfrage des YouGov-Instituts sind fast 40 Prozent der Befragten der Ansicht, der Muttertag sei vor allem für jene wichtig, die sich ansonsten kaum um ihre Mutter kümmern. Liebe jungen Männer, die ihr (auch eine Umfrage) dazu neigt, den Tag zu vergessen, denkt gut nach, bevor ihr panisch an der Tanke einen lethargisc­hen Blumenstra­uß in Folie kauft. Probleme mit dem Muttertag haben offensicht­lich auch andere. Seine Ersterwähn­ung ist genau 95 Jahre her, da wird es Zeit, dachte sich die Handelsket­te Edeka, das altbackene Image etwas zu entstauben und stellte ein Muttertags­video ins Netz, das verzweifel­t witzig sein wollte. Es zeigt lauter Vater-Pannen und am Ende der erleichter­te Seufzer eines Kindes im mütterlich­en Arm: Danke Mama, dass du nicht Papa bist. Seitdem tobt im Netz ein Shitstorm und Väter haben schon den Boykott des Ladens vorgeschla­gen. Dann müssen die Frauen den Wocheneink­auf erledigen. Danke dafür. Wir sind sehr gespannt, was sie sich zum Vatertag ausdenken.

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