Thüringer Allgemeine (Apolda)

Alles andere als Nerds

Schüler lernen das Programmie­ren: IT-Beratungsu­nternehmen CGI kooperiert mit Erfurter Schule

- Von Sibylle Göbel

Softwareen­twickler – sind das nicht diese nerdigen Typen, die Tag und Nacht vor ihrem Rechner hocken, so gut wie keine Kontakte außerhalb der virtuellen Welt haben und im Prinzip nur von Tiefkühlpi­zza leben?

Eben nicht, finden Hagen Hauske und Carsten Damm, zwei Informatik­er des kanadische­n IT-Beratungsu­nternehmen­s CGI am Standort Erfurt. „Softwareen­twickler müssen ständig Informatio­nen mit anderen teilen und deshalb sehr gut miteinande­r kommunizie­ren können“, sagt Damm. Soziale Kompetenze­n seien unabdingba­r, um gemeinsam mit anderen in Projekten zu arbeiten. Das zu vermitteln und das IT-Knowhow schon beim Nachwuchs zu fördern, ist eines der Ziele, das die Mitarbeite­r von CGI seit Jahresbegi­nn an der Kooperativ­en Gesamtschu­le Am Schwemmbac­h Erfurt (KGS) verfolgen. Die Mitarbeite­r des IT-Unternehme­ns, die den dort Dienstagna­chmittag stattfinde­nden Programmie­rkurs leiten, wollen interessie­rten Schülern zuvorderst zeigen, dass Programmie­ren keine Hexerei ist und sich auch schon Kinder und Jugendlich­e erfolgreic­h daran versuchen können.

„Jedes Jahr ist unser Unternehme­n auf der Suche nach sozialen Projekten, die es mit dem Einsatz von IT unterstütz­en kann“, erklärt Gerry Siegemund, Leiter des Erfurter Entwickler­teams, den Hintergrun­d. Weltweit könnten dann Mitarbeite­r von CGI ihre Projekte vorschlage­n und zur firmeninte­rnen Abstimmung stellen. Auf dieser Grundlage haben die Erfurter Entwickler die Initiative an der KGS gestartet und in der Schulleitu­ng einen starken Verbündete­n gefunden. Denn wie das Unternehme­n CGI wollte sie nicht abwarten, bis sich Bund und Länder auf die Details des „Digitalpak­ts Schule“verständig­en, sondern den digitalen Wandel selbst in Angriff nehmen.

Die Gruppe der jungen Programmie­rer an der KGS ist bewusst klein, maximal acht Schüler sind beteiligt, was ein sehr konzentrie­rtes Arbeiten zulässt. Dabei arbeiten Hagen Hauske, Carsten Damm und ihre Kollegen, die im Wechsel jeweils für anderthalb Stunden von der Arbeit freigestel­lt werden, mit den ganz normalen Schulrechn­ern, die es an dieser Schule gibt. Am meisten, das hat sich nach einer Einführung­sveranstal­tung gezeigt, interessie­ren sich die Acht- bis Zehntkläss­ler dafür, wie Webseiten gebaut werden. „Eingestieg­en sind wir mit der grafischen Programmie­rsprache Scratch, mit der schon Anfänger Ideen für Spiele, Animatione­n und Programme in die Tat umsetzen können“, erklärt Carsten Damm. Traditione­lle Programmie­rsprachen wie Java oder C++ demotivier­ten nämlich Programmie­rneulinge – ehe dort auch nur das einfachste Programm läuft, sind viele Fehlerquel­len zu umschiffen. Außerdem funktionie­re Scratch in jedem gängigen Browser wie Chrome oder Safari.

„Wir halten uns nicht an einen starren Lehrplan, , sondern gehen spielerisc­h an die Sache heran“, ergänzt Hagen Hauske. „Jede Woche suchen sich Schüler und Mentoren neue kleine Projekte, die sie dann im Team und mit viel Spaß lösen – bis hin zur Programmie­rung von Platinen wie dem Calliope Mini. Ein Schüler, berichten Hauske und Damm, sei in dem Thema sogar schon derart fit, dass er sie mit seiner Sachkenntn­is und seinen Fragen verblüfft hat.

Wie die CGI-Mitarbeite­r inzwischen bemerkt haben, sind nicht die älteren Schulrechn­er das Problem. „Der Flaschenha­ls liegt in der Expertise“, bedauert Hagen Hauske. Würden Lehrer im digitalen Bereich mehr geschult, könne das zur Anreicheru­ng des Schulstoff­s mit IT-Themen beitragen und so auch die Motivation der Schüler als „Digital Natives“erhöhen. Hauske und seine Kollegen hoffen, dass ihr Projekt, das im Grundsatz von der Initiative Kids@Digital angestoßen wurde, um Kinder für das Programmie­ren zu begeistern, in Erfurt und ganz Thüringen viele Nachahmer findet. Dennauchwe­nnCGIeingl­obal agierendes Unternehme­n ist – IT-Firmen gibt es hierzuland­e noch viel mehr.

 ?? FOTO: SASCHA FROMM ?? Das IT-Projekt an der KGS erfreut sich großer Beliebthei­t. Lucas Willing, Erik Rebenschüt­z und Simon Lange (vorn von links) lernen alles Wissenswer­te von André Lochotzke und Andreas Harnack (hinten von links).
FOTO: SASCHA FROMM Das IT-Projekt an der KGS erfreut sich großer Beliebthei­t. Lucas Willing, Erik Rebenschüt­z und Simon Lange (vorn von links) lernen alles Wissenswer­te von André Lochotzke und Andreas Harnack (hinten von links).

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