Fruchtbarer Radikalschnitt
Ein Radikalschnitt, ja, dieses Wort passt. Zwei Männer verschneiden auf dem Niedertrebraer Pfarrhof Wein. Mutig, radikal eben – auf zwei Augen.
Gut getragen hat er 2018, dankbar bin ich für all die Trauben, die nicht zuletzt Konfis erfreuten. Und doch war alles verwachsen, nahezu Wildwuchs. Über Wochen dann eine kahle Wand, radikal kahl. War es womöglich zu gewagt? Wir befinden uns in einem Wahljahr. Nicht nur die kommunalen Gremien, das Land Thüringen, das Europaparlament werden sich neu formieren; sondern auch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland. Gestern wurde ein neuer Bischof gewählt – in Nachfolge für Bischöfin Ilse Junkermann, um ab September das Amt für zehn Jahre zu bekleiden. Im Oktober wird vor Ort die Wahl von Gemeindekirchenräten auf sechs Jahre folgen.
Der Weinstock: Er ist ein Sinnbild für die Wirkweise Gottes in Jesus Christus. Der Weinstock steht für die Gotteskraft hinter allem unserem Leben und Wirken. „Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“(Johannesevangelium 15,4-5) Radikalschnitt im Sinne der Pflanze – er hat sich als fruchtbar erwiesen. Inzwischen treiben Ranken an der ebenfalls von diesen Männern montierten neuen Befestigung hoch und breit. Trauben sind angelegt, bereits in Daumennagelgröße. Radikalschnitt – eine alte Rezeptur, um das Leben des Organismus neu zu entfachen. Im Vertrauen, dass der Organismus aus der ihr innewohnenden Kraft fortlebt. Ich bin überzeugt, es ist wichtig für diese Wahlen, der Urkraft des Lebens, Gott alles zuzutrauen! Er bleibt. Alles andere ist Zeitgeist, Laune, Schall und Rauch. Lasst uns mutig sein, zuweilen radikal im Sinne Gottes – dann werden wir gute Früchte ernten und weitergeben, die von Gott selbst zeugen.