Fluch und Segen der Relegation
Statistisch betrachtet stehen die Chancen nicht schlecht. Drei von vier Staffelsiegern der dritten Handball-Liga steigen auf. Macht eine Quote von 75 Prozent. Zugleich birgt damit auch dieser Modus den Fluch des Scheiterns. Ein Meisterstück bleibt ungekrönt. Auch die Relegation frisst ihre Kinder.
Zwei mal sechzig Minuten entscheiden über Wohl und Wehe eines ganzen Jahres. Mehr noch: alles beginnt bei null. Alte Verdienste zählen nichts. Kein Punktepolster, kein Torrekord. Das kann man bedauern, es trifft aber jeden.
Dass ausgerechnet vor der Woche der Wahrheit sich Eisenachs Torhüter verletzt und nicht dabei sein kann, illustriert die Unerbittlichkeit der Lage. Alibis zählen nicht.
Dass der Verein umgehend reagiert und nur für den Moment einen neuen Mann verpflichtet, ist ebenso erzwungen wie richtig. Wer aufsteigen will, kann nicht achselzuckend auf die Gunst des Schicksals hoffen. Wem eine halbe Stunde vor der Party der Braten anbrennt, kann nicht Kartoffeln und Soße servieren und hoffen, dass es allen schmeckt. Er muss improvisieren. Auch wenn der nötige Griff in die Kasse zur Unzeit kommt und schmerzt.
3000 Fans, so viele wie seit drei Jahren nicht mehr, zeigen schon vor dem Anwurf, dass die Mühen des Vereins, seiner Spieler, seines Trainers, seines Managements und seines Vorstandes nicht umsonst sind. So unbefriedigend das Prozedere einer Relegation auch sein mag, solche Entscheidungsschlachten stiften mehr als andere Identität. Für das neue HandballEisenach, das gerade im Entstehen ist, können sie sogar zum Segen werden.