Unter Druck
Als Eisschnellläufer unterstützte Robert Lehmann-Dolle den Anti-Doping-Kampf – scheinbar. Nun ist er selbst ins Visier geraten
Robert Lehmann-Dolle sendete am 14. Februar 2014 ein Bild via Facebook in die Welt. Auf dem Foto sitzt er ins Training versunken auf einem Hometrainer, um den Hals hängt ein schwarz-grünes Band mit einer klaren Botschaft: „say no to doping“(Sage nein zu Doping). Einen Tag später lief der Erfurter Eisschnellläufer bei den Olympischen Winterspielen über die 1500 Meter abgeschlagen auf Rang 27. Nach jener Saison beendete er seine Karriere.
Bei Facebook schrieb er damals zwei Sätze, die nun – fünf Jahre später – in völlig anderem Licht erscheinen: „Das Motto ,say no to doping‘ ist nicht nur ein Satz, sondern eine Lebenseinstellung. Es hat mich meine Zeit im Eisschnelllaufen immer begleitet.“Nun ist der 35-Jährige selbst ins Visier der DopingFahnder geraten.
Lehmann-Dolle soll den im Februar verhafteten Erfurter Sportmediziner Mark Schmidt gut gekannt haben. Aber nicht nur das. Offenbar war der ExEisschnellläufer einer der Kunden des Arztes, um den sich das bislang größte Dopingnetzwerk Deutschlands rankt. Bislang äußerte er sich nicht zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen.
Dreimal – 2006, 2010 und 2014 – nahm Lehmann-Dolle an Olympischen Winterspielen teil. Nachdem er 2003 bei der Junioren-WM Silber holte, erreichte er später bei den Männern herausragende internationale Platzierungen in den Einzelwettbewerben allerdings nie. Einst genoss er das Vertrauen der deutschen Eisschnellläufer als deren Athletensprecher.
Zuletzt arbeitete der gebürtige Thüringer am Olympiastützpunkt Berlin und betreute dort den Nachwuchs. Der ESC Erfurt, für den Lehmann-Dolle einst als Athlet startete, hatte bereits einen Ausschluss aus dem Verein als mögliche Sanktion genannt, sollte es eine rechtskräftige Verurteilung geben.
Moritz Geisreiter als Aktivensprecher der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft reagierte enttäuscht. „Jetzt ist meine Hoffnung verpufft, dass sich der medial geäußerte Verdacht gegen Robert Lehmann als haltlos herausstellt. Jetzt müssen wir abwarten, was bei den Ermittlungen herauskommt“, wird der Inzeller bei der Deutschen Presseagentur zitiert.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) begrüßte das eingeleitete Disziplinarverfahren durch die Nada. „Es ist hilfreich und wichtig, dass die öffentlich gewordenen Vorwürfe nun konkret überprüft werden und durch das Verfahren gegebenenfalls die notwendigen Sanktionen ausgesprochen werden können“, teilte der DOSB in einer Stellungnahme mit.
Die Nada werde vorerst keine weiteren Details zu den Untersuchungen nennen. Das Schiedsverfahren sei nicht öffentlich und unterliege der Verschwiegenheit, erklärte die Nationale Anti-Doping-Agentur.