Thüringer Allgemeine (Apolda)

Europa-Reise endet in Tränen

Das Traumziel Baku hat Eintracht Frankfurt verpasst, verabschie­det sich aber erhobenen Hauptes aus der Europa League

- Von Eric Dobias und Andreas Schirmer

Die traurigen Verlierer von Eintracht Frankfurt wurden nach dem dramatisch­en Ende ihres glanzvolle­n EuropaLeag­ue-Trips wie glorreiche Sieger gefeiert. Arm in Arm standen Spieler und Trainer noch Minuten nach dem bitteren HalbfinalA­us durch das 3:4 im Elfmetersc­hießen beim englischen Topclub FC Chelsea vor dem Block ihrer treuen Fans, die mit großem Stolz die Vereinshym­ne sangen und immer wieder skandierte­n: „Europas beste Mannschaft – SGE“.

Im schmerzvol­len Moment der ebenso unglücklic­hen wie bitteren Niederlage spendete Fredi Bobic ersten Trost. „Wir haben in Europa nur ein Spiel verloren, es war ein unglaublic­her Ritt. Wir haben die Liga und den Verein würdig präsentier­t. Jeder in Europa weiß jetzt, was diese Mannschaft zu leisten imstande ist“, adelte der Sportvorst­and die tapferen EintrachtK­ämpfer, von denen einige Tränen in den Augen hatten.

Auch Trainer Adi Hütter fand schnell aufbauende Worte: „Ich habe versucht, die Jungs wieder aufzuricht­en. Man kann ihnen nur gratuliere­n und sagen, wie stolz man ist. Es war eine sensatione­lle internatio­nale Saison, auch wenn wir keinen Titel gewonnen haben.“

Der starke Auftritt an der Stamford Bridge war ein würdiger Abschluss einer überzeugen­den und glanzvolle­n Reise durch Europa, die den Hessen vor der Saison in dieser Form niemand zugetraut hatte. „Es war fantastisc­h, was wir gezeigt haben. Mit sechs Siegen in der Gruppenpha­se haben wir einen Rekord aufgestell­t, dann ChampionsL­eague-Mannschaft­en ausgeschal­tet und im Halbfinale den Topfavorit­en aus England zu Hause fast blamiert“, bilanziert­e Hütter und stellte zufrieden fest: „Wir haben auf uns aufmerksam gemacht und uns sehr gut verkauft.“Zum krönenden Einzug ins Finale – es wäre das erste seit dem Triumph im Uefa-Pokal vor 39 Jahren gewesen – fehlte gegen das Londoner Starensemb­le nur ein wenig Glück. Zweimal retteten Chelsea-Spieler in der Verlängeru­ng bei Chancen von Rückkehrer Sébastien Haller auf der Linie, im Nervenduel­l vom Punkt scheiterte­n der überragend­e Martin Hinteregge­r und Gonçalo Paciência. „Wenn man einen Elfmeter verschießt, ist es immer ganz schlimm. Es tut mir richtig weh“, sagte Hinteregge­r.

In der regulären Spielzeit hatte Luka Jovic (49. Minute) mit seinem zehnten Tor im laufenden Wettbewerb die Führung der Hausherren durch Ruben Loftus-Cheek (28. Minute) egalisiert und nach dem 1:1 im Hinspiel für einen ausgeglich­enen Gesamtstan­d gesorgt.

Am Ende verließ auch der von Real Madrid heiß umworbene Serbe mit leerem Blick das Stadion. „Wir sind sehr enttäuscht, dass unser Traum vom Finale geplatzt ist“, schilderte EintrachtT­rainer Hütter die Gefühlslag­e und berichtete aus der Kabine: „Die Köpfe hingen unten, es sind Tränen geflossen.“

Dennoch darf sich die Eintracht als Sieger fühlen, hat sie mit ihren Auftritten doch weit über die Stadtgrenz­e hinaus viele Sympathien gewonnen.

Auch wirtschaft­lich hat sich das Europa-Abenteuer gelohnt. Mehr als 30 Millionen Euro – davon allein 12,84 Millionen an Prämien von der Uefa – flossen in die Vereinskas­se.

Und nicht zuletzt trug die Eintracht den größten Teil dazu bei, dass die Bundesliga mit 15,214 Punkten in der Uefa-Fünfjahres­wertung das beste Ergebnis seit drei Jahren verbuchte. (dpa)

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