Europa-Reise endet in Tränen
Das Traumziel Baku hat Eintracht Frankfurt verpasst, verabschiedet sich aber erhobenen Hauptes aus der Europa League
Die traurigen Verlierer von Eintracht Frankfurt wurden nach dem dramatischen Ende ihres glanzvollen EuropaLeague-Trips wie glorreiche Sieger gefeiert. Arm in Arm standen Spieler und Trainer noch Minuten nach dem bitteren HalbfinalAus durch das 3:4 im Elfmeterschießen beim englischen Topclub FC Chelsea vor dem Block ihrer treuen Fans, die mit großem Stolz die Vereinshymne sangen und immer wieder skandierten: „Europas beste Mannschaft – SGE“.
Im schmerzvollen Moment der ebenso unglücklichen wie bitteren Niederlage spendete Fredi Bobic ersten Trost. „Wir haben in Europa nur ein Spiel verloren, es war ein unglaublicher Ritt. Wir haben die Liga und den Verein würdig präsentiert. Jeder in Europa weiß jetzt, was diese Mannschaft zu leisten imstande ist“, adelte der Sportvorstand die tapferen EintrachtKämpfer, von denen einige Tränen in den Augen hatten.
Auch Trainer Adi Hütter fand schnell aufbauende Worte: „Ich habe versucht, die Jungs wieder aufzurichten. Man kann ihnen nur gratulieren und sagen, wie stolz man ist. Es war eine sensationelle internationale Saison, auch wenn wir keinen Titel gewonnen haben.“
Der starke Auftritt an der Stamford Bridge war ein würdiger Abschluss einer überzeugenden und glanzvollen Reise durch Europa, die den Hessen vor der Saison in dieser Form niemand zugetraut hatte. „Es war fantastisch, was wir gezeigt haben. Mit sechs Siegen in der Gruppenphase haben wir einen Rekord aufgestellt, dann ChampionsLeague-Mannschaften ausgeschaltet und im Halbfinale den Topfavoriten aus England zu Hause fast blamiert“, bilanzierte Hütter und stellte zufrieden fest: „Wir haben auf uns aufmerksam gemacht und uns sehr gut verkauft.“Zum krönenden Einzug ins Finale – es wäre das erste seit dem Triumph im Uefa-Pokal vor 39 Jahren gewesen – fehlte gegen das Londoner Starensemble nur ein wenig Glück. Zweimal retteten Chelsea-Spieler in der Verlängerung bei Chancen von Rückkehrer Sébastien Haller auf der Linie, im Nervenduell vom Punkt scheiterten der überragende Martin Hinteregger und Gonçalo Paciência. „Wenn man einen Elfmeter verschießt, ist es immer ganz schlimm. Es tut mir richtig weh“, sagte Hinteregger.
In der regulären Spielzeit hatte Luka Jovic (49. Minute) mit seinem zehnten Tor im laufenden Wettbewerb die Führung der Hausherren durch Ruben Loftus-Cheek (28. Minute) egalisiert und nach dem 1:1 im Hinspiel für einen ausgeglichenen Gesamtstand gesorgt.
Am Ende verließ auch der von Real Madrid heiß umworbene Serbe mit leerem Blick das Stadion. „Wir sind sehr enttäuscht, dass unser Traum vom Finale geplatzt ist“, schilderte EintrachtTrainer Hütter die Gefühlslage und berichtete aus der Kabine: „Die Köpfe hingen unten, es sind Tränen geflossen.“
Dennoch darf sich die Eintracht als Sieger fühlen, hat sie mit ihren Auftritten doch weit über die Stadtgrenze hinaus viele Sympathien gewonnen.
Auch wirtschaftlich hat sich das Europa-Abenteuer gelohnt. Mehr als 30 Millionen Euro – davon allein 12,84 Millionen an Prämien von der Uefa – flossen in die Vereinskasse.
Und nicht zuletzt trug die Eintracht den größten Teil dazu bei, dass die Bundesliga mit 15,214 Punkten in der Uefa-Fünfjahreswertung das beste Ergebnis seit drei Jahren verbuchte. (dpa)