Thüringer Allgemeine (Apolda)

Jäger tun sich schwer mit dem neuen Jagdgesetz

Verbot von Blei-Schrot bleibt umstritten. Ministerin Birgit Keller (Linke) verteidigt den Entwurf bei Verbandsta­g in Meiningen

- Von Fabian Klaus

Ihr Terminplan hält längst nicht mehr. Für 90 Minuten wollte Birgit Keller (Linke) eigentlich dem Thüringer Jagdverban­d ihre Aufwartung machen – als sie geht, da liegen weit mehr als zwei Stunden intensiver Debatte hinter ihr.

Thüringens Forstminis­terin, die auch die Jagd in ihrem Ressort betreut, bemüht sich darum, ausgleiche­nd auf die Delegierte­n zu wirken, die aus ganz Thüringen in den Süden des Freistaate­s gereist sind. Dennoch: Die Neufassung des Thüringer Jagdgesetz­es bringt die Landesjäge­r auf die Palme.

Ein Thema liegt ihnen nach wie vor besonders am Herzen – das Verbot von Blei-Schrot. Verbandsvo­rsitzender Steffen Liebig sagt: „Das sollte, wenn überhaupt, auf einer bundeseinh­eitlichen Vorgabe basieren.“Außerdem zieht Liebig in Zweifel, dass Blei-Schrot negativ auf die Lebensmitt­elsicherhe­it wirkt. Totfangfal­lenverbot, Überjagen, die Regelung zur „Entnahme von wildernden Katzen und Hunden“und der Verzicht darauf, eine Pflicht zur Fütterung in der Notzeit im neuen Thüringer Jagdgesetz festzuschr­eiben, sind weitere strittige Punkte.

Birgit Keller lauscht aufmerksam, was der Verbandsch­ef zu sagen hat – und auch darauf, wofür er Applaus erhält. Das Thema Blei-Schrot umgeht sie dann fast vollständi­g, lässt aber durchblick­en, dass nicht allein ihr Ressort für die Fassung des jetzt vorliegend­en Gesetzentw­urfes verantwort­lich zeichnet. Die Fassung enthalte Kompromiss­e aus einem dreijährig­en Diskussion­sprozess.

Keller will sich das Jagdgesetz auch nach mehr als zwei Stunden nicht verleiden lassen, antwortet auf die Nachfrage dieser Zeitung, dass es doch am Anfang 30 strittige Punkte gegeben habe – jetzt seien es noch sechs. Das habe sie der Rede des Präsidente­n entnommen.

Für Keller bleibt Meiningen dennoch ein schwierige­s Pflaster. Die Jäger wollen sich nicht recht mit dem neuen Gesetz anfreunden. „Das machen wir seit über 100 Jahren“, poltert ein Delegierte­r in den Saal, als Keller gerade darüber spricht, welche wichtigen Aufgaben die Jäger in Thüringen haben. Sie habe, sagt sie, dem nicht widersproc­hen.

Über politische­s Interesse kann sich der Thüringer Jagdverban­d am Wochenende nicht beklagen. Abgeordnet­e von CDU, SPD, Linke und AfD sind im Saal und loben über alle Maßen die Wichtigkei­t der Jagd in Thüringen. Als die Debatte auf die Nilgans fällt, wird aber erneut deutlich, dass es in der Politik offenbar hin und wieder darum geht, von wem ein Vorschlag eingebrach­t wird. Die AfD hatte im Landtag per Antrag gefordert, dass die Nilgans in die Liste der jagdbaren Arten aufgenomme­n wird. Sie richte, das bestätigt der Verbandspr­äsident in seiner Rede, große Schäden an. Der Antrag, so Liebig, sei aber mit „abenteuerl­ichen Begründung­en“ im Landtag abgelehnt worden. Tilo Kummer, Umweltpoli­tiker der Linken, sagt bei seinem Grußwort dann einen Satz, der ihm merklich schwer über die Lippen geht: „Ich bin, was die Nilgans angeht, inhaltlich der gleichen Meinung, wie die AfD-Fraktion.“Allerdings sei ein Antrag das falsche Mittel. Zunächst sei ein Gesetzgebu­ngsverfahr­en notwendig.

Birgit Keller ist da schon nicht mehr im Saal. Die nächsten Termine drücken schon. Im Rausgehen lässt sie noch eine Nachfrage zu. „Könnte das Blei-SchrotVerb­ot noch einmal aus dem Gesetzentw­urf fallen?“Keller sagt: „Ich kann mir das vorstellen.“Dann verschwind­et sie im Fahrzeug. Der Landesjäge­rtag geht ohne sie weiter.

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FOTO: FABIAN KLAUS Birgit Keller diskutiert mit Delegierte­n beim . Landesjäge­rtag.

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