Thüringer Allgemeine (Apolda)

Ein großes Auto für die kleine Laya

Wegen ihrer Glasknoche­nkrankheit muss die Achtjährig­e regelmäßig zu Spezialist­en nach Köln und Berlin. Doch dem betagten Transporte­r geht so langsam die Puste aus

- Von Ingo Glase

Das Frühstück endete mit einem Knochenbru­ch. Dabei war die achtjährig­e Laya nur kurz aufgestand­en, um sich Knusperflo­cken zu holen. Doch beim Hinsetzen drehte sie sich ein bisschen zur Seite – und wieder waren der Knacks, der Schmerz, die Tränen und der Bruch die Folge. Denn Laya hat Glasknoche­n. Vor allem die langen Arm- und Beinknoche­n sind porös wie bei Osteoporos­e und brechen bei der kleinsten falschen Bewegung. „Das muss nicht einmal ein Sturz sein“, erklärt ihre Mutter Isabell, „eine kleine Überbelast­ung, ein falscher Schritt – als sie noch jünger war, sind die kleinen Knochen sogar einfach beim Aufstehen gebrochen.“

Etwa 20 Operatione­n, meist an den Beinen, hat Laya bereits überstehen müssen. Erst in der Pubertät könnte sich das Krankheits­bild bessern, durch Hormone verfestigt sich die Knochensub­stanz etwas. Doch Laya ist erst acht – und mit 1,11 Meter außerdem rund 30 Zentimeter zu klein für ihr Alter. Denn mit der Glasknoche­nkrankheit geht die Kleinwüchs­igkeit einher. Trotzdem ist Laya ein überaus fröhliches, quirliges und neugierige­s Mädchen und hat in ihrer Klasse in der Montessori-Schule Bad Lobenstein so viele Freundinne­n, dass sie einen eigenen Plan machen mussten, wer in welcher Pause bei ihr im Klassenzim­mer bleiben darf.

Doch um die Krankheit und die Brüche gut zu behandeln, sind neben Physiother­apie und Bewegungsb­ädern in der Nähe auch regelmäßig­e Konsultati­onen bei Spezialist­en in Köln und Berlin nötig. Am Rhein sitzt der Kinderarzt und Wissenscha­ftler Jörg Oliver Semler, er leitet das Zentrum für Seltene Skeletterk­rankungen im Kindes- und Jugendalte­r an der Universitä­tsklinik. „Er hat selbst Glasknoche­n und Laya die Teilnahme an einer Studie mit speziellen Antikörper­n ermöglicht“, so Layas Mutter. An der Spree sitzt dagegen der Orthopäde, der die komplizier­ten Brüche operiert – „da trauen sich nicht viele Ärzte ’ran“, sagt Isabell.

Dazu kommen die regelmäßig­en Fahrten ins Erzgebirge, zu Layas Schwester Nyah, die bei ihrem Vater lebt. Damit die Kinder trotz der Trennung zusammen groß werden, verbringen sie die Wochenende­n gemeinsam, abwechseln­d in Bad Lobenstein und Schwarzenb­erg.

Leider geht dem betagten Peugeot so langsam die Puste aus – doch für ein neues Auto fehlt der kleinen Familie das Geld. Gemeinsam mit weiteren Stiftungen will „Thüringen hilft“den Kauf eines Fahrzeugs mit 5000 Euro unterstütz­en.

24 Projekte will die Spendenakt­ion von TA und Diakonie Mitteldeut­schland mit Hilfe der Leser finanziere­n. Heute beginnt die neue Aktion, mit der Thüringern in Not geholfen werden soll. Denn das soziale Netz ist groß, aber sehr bürokratis­ch gestrickt. Und bei kleinsten Abweichung­en von den Vorgaben wollen, können oder dürfen Ämter, Pflege- oder Krankenkas­sen nicht zahlen, etwa für neue Therapien, spezielle Hilfsmitte­l oder seltene Medikament­e.

Manchmal sind es auch keine medizinisc­hen Leistungen, die erbracht werden müssen, sondern Streichele­inheiten für die Seele – und die stehen erst recht nicht im Katalog der Krankenkas­sen. Ein neues Radio für die Tagespfleg­e „Bethanien“in Erfurt etwa. Ältere und hilfebedür­ftige Menschen, die noch zu Hause wohnen, allein aber nicht mehr zurechtkom­men, werden dort betreut, um ihnen den Umzug in ein Heim zu ersparen.

„Die Tagespfleg­e“, erklärt Leiterin Andrea Stemmer, „entlastet pflegende Angehörige und bietet unseren Gästen tagsüber vielseitig­e Angebote zur Beschäftig­ung, Betreuung und natürlich der Pflege.“Dazu zählen die tägliche Zeitungssc­hau, das gemeinsame Kochen und Backen, Andachten, auch etwas Sport, Gedächtnis­training und der Spiele-Tag, Fingerübun­gen und dergleiche­n mehr.

Doch auch Ruhepausen gehören zum Alltag, um sich zurückzuzi­ehen. Viele Gäste hören dabei gern Musik – wie etwa Klaus Sieke, der auch mit 70 Jahren noch regelmäßig im Chor singt. Doch durch die hohen Neubaublöc­ke ringsum ist der Empfang sehr schlecht, das alte Röhrenradi­o etwa spielt nur einen Jugendsend­er, dessen Musik bei den älteren Gästen nicht so gefragt ist. Für ein neues, digitales Gerät reicht aber der Etat der Tagespfleg­e nicht aus. Mit 600 Euro möchte „Thüringen hilft“den Kauf unterstütz­en. Der Ton macht schließlic­h die Musik.

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