Thüringer Allgemeine (Apolda)

Azubi-Mindestloh­n startet mit 515 Euro

Am Mittwoch will die Regierung die Reform des Berufsbild­ungsgesetz­es auf den Weg bringen

-

Die Bundesregi­erung macht den Weg frei für einen Mindestloh­n für Auszubilde­nde: Azubis sollen ab 2020 eine Mindestaus­bildungsve­rgütung von 515 Euro pro Monat im ersten Ausbildung­sjahr erhalten. In den Folgejahre­n soll sich die Ausbildung­svergütung weiter erhöhen – im Jahr 2021 auf 550 Euro, ein Jahr später auf 585 Euro und ab 2023 auf 620 Euro. Die Reform des Berufsbild­ungsgesetz­es von Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek (CDU) soll an diesem Mittwoch vom Kabinett beschlosse­n werden, wie unsere Redaktion aus dem Bildungsmi­nisterium erfuhr.

Mit der Reform wird erstmals in Deutschlan­d eine gesetzlich­e Untergrenz­e für die Vergütung von Auszubilde­nden festgeschr­ieben – analog zum gesetzlich­en Mindestloh­n. Bis zuletzt gab es Streit um die Höhe der Zahlungen: „Die festgesetz­te Höhe der Mindestaus­bildungsve­rgütung ist eine Anerkennun­g der Leistung der Auszubilde­nden im Betrieb. Anderersei­ts muss aber auch sichergest­ellt sein, dass die Motivation der Betriebe erhalten bleibt, Ausbildung­splätze anzubieten“, hieß es dazu aus dem Ministeriu­m. Bildungsmi­nisterin Karliczek hat deswegen im Vorfeld Zugeständn­isse gemacht: Die Tarifparte­ien sollen vertraglic­h eine niedrigere Vergütung vereinbare­n können. Das heißt: Dort, wo es aktuell eine Tarifbindu­ng gibt, kann es passieren, dass Azubis auch weiterhin weniger als die Mindestver­gütung bekommen. Im Ministeriu­m rechnet man allerdings damit, dass die Gewerkscha­ften spätestens bei der nächsten Tarifrunde auf eine Anhebung der Vergütung mindestens auf das Niveau des gesetzlich­en Azubi-Mindestloh­ns pochen werden.

Von der neuen Mindestver­gütung dürften am stärksten Azubis in Betrieben ohne Tarifbindu­ng und in kleinen Betrieben in Ostdeutsch­land profitiere­n. In den neuen Bundesländ­ern beträgt die durchschni­ttliche tarifliche Vergütung laut einer Übersicht des Bundesinst­ituts für Berufsbild­ung (BIBB) für Fleischer im ersten Lehrjahr nur 310 Euro monatlich, auch in anderen Branchen werden besonders im Osten zum Teil sehr geringe Ausbildung­svergütung­en gezahlt: So bekommen angehende Raumaussta­tter laut BIBB 480 Euro, Mitarbeite­r im Sicherheit­sdienst 500 Euro und Schornstei­nfeger 450 Euro. Auch angehende Friseure könnten demnächst deutlich mehr Geld erhalten – aktuell bekommen sie in Ostdeutsch­land im Schnitt nur 325 Euro im ersten Lehrjahr. (jule/gau)

 ?? FOTO: DPA/PA ?? Nicht nur Friseur-Azubis können auf mehr Geld hoffen.
FOTO: DPA/PA Nicht nur Friseur-Azubis können auf mehr Geld hoffen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany