Videobeweis kostet ein Tor
Deutsche Eishockey-Nationalmannschaft gewinnt zweites WM-Spiel gegen Dänemark 2:1. Morgen gegen Frankreich
Ein zu Unrecht aberkanntes Tor nach Videobeweis hat die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM in der Slowakei nicht aus der Bahn geworfen: Trotz einer krassen Fehlentscheidung gewann das Team um NHL-Star Leon Draisaitl auch sein zweites Vorrundenspiel gegen Dänemark mit 2:1 (0:0, 2:0, 0:1) und machte einen weiteren Schritt Richtung Viertelfinale.
24 Stunden nach dem mühsamen 3:1 gegen Aufsteiger Großbritannien schossen der Mannheimer Matthias Plachta (31.) und der Kölner Frederik Tiffels (40.) die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) vor 5605 Zuschauern in der Steel Arena in Kosice zum zweiten WM-Sieg. Mathias Bau verkürzte für die Dänen (51.). Das Team von Bundestrainer Toni Söderholm, der noch ohne den eingeflogenen NHL-Torwart Philipp Grubauer auskommen musste, liegt mit sechs Punkten auf Platz zwei in der Gruppe A und damit voll im Soll. Nächster Gegner ist morgen (20.15 Uhr/ Sport1) Frankreich.
Schon früh jubelte die DEBAuswahl über die vermeintliche Führung – zu früh: Der Iserlohner WM-Debütant Lean Bergmann hatte den Puck in Überzahl ins Tor geschlenzt (7.). Doch nach minutenlangem Videobeweis, den der dänische Trainer Heinz Ehlers angefordert hatte, nahmen die Schiedsrichter Manuel Nikolic (Österreich) und Jewgeni Romasko (Russland) den Treffer zurück – wegen angeblicher Torwartbehinderung. Der Münchner Yasin Ehliz hatte aber gar nicht im Torraum gestanden, und die Berührung war vom dänischen Goalie Sebastian Dahm ausgegangen.
Nach einem ordentlichen Start verlor die deutsche Mannschaft ein wenig den Faden. Die Dänen, mit zwei NHL-Profis und drei DEL-Spielern bestückt, wurden stärker. Mathias Niederberger im deutschen Tor bekam mehr zu tun. Als zum zweiten Mal der Puck im dänischen Netz zappelte, zählte das Tor: Nach Zuspiel von Draisaitl brachte Plachta die DEB-Auswahl in 4:3Überzahl in Führung. Auch an Tiffels‘ 2:0 nach Vorlage des NHL-Stürmers Dominik Kahun gab es keine Zweifel.
Zwei Stunden vor dem Spiel war Grubauer in Kosice eingetroffen. Nach 14 Stunden Flug von Denver über München und Wien ging es sofort ins Hotel. Erholen von den Reisestrapazen und vom Jetlag war angesagt. „Es hat gut getan, mal drei, vier Tage Pause zu haben“, sagte der 27-Jährige: „Aber jetzt kann ich es kaum erwarten, wieder aufs Eis zu kommen.“Für das Spiel am Dienstag sei er bereit, „es spricht nichts dagegen“.
Grubauer war in der Nacht zu Donnerstag im Play-off-Viertelfinale mit der Colorado Avalanche in San Jose ausgeschieden. Am Freitag bekam er von seinem Arbeitgeber grünes Licht für den WM-Einsatz, am Samstag saß er bereits im Flieger. „Der Schalter ist noch nicht umgelegt auf Sommermodus, der ist immer noch auf Spielbetrieb“, sagte der Rosenheimer: „Die Truppe ist super. Da macht es natürlich Spaß, dabei zu sein.“
Den mühsamen Auftaktsieg gegen Außenseiter Großbritannien hatte die DEB-Auswahl da schon längst abgehakt. „Drei Punkte sind drei Punkte“, sagte Draisaitl, der nach dem Führungstor durch Moritz Seider (40.) mit einem Fehlpass am eigenen Tor unfreiwillig den Ausgleich vorbereitet hatte (44.). Nach dem 2:1 durch Ehliz (51.) sorgte der 23-Jährige dann selbst mit dem dritten Tor für die Entscheidung (53.). (sid)