Den Blutdruck richtig messen
Weichen die Werte vom Normalen ab, sollten Betroffene diese regelmäßig dokumentieren. Doch nicht alle Geräte funktionieren zuverlässig
Der Kopf wird rot und der Puls rast unangenehm – wenn es doch so einfach wäre, Bluthochdruck, auch Hypertonie genannt, zu erkennen. Tatsächlich aber fühlen sich viele Menschen fit, obwohl sie sozusagen unter Hochdruck unterwegs sind. Derweil nehmen die Schäden an den Gefäßen unbemerkt zu. Im schlimmsten Fall drohen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
„Das Risiko steigt, je älter man wird. Aber auch junge Menschen können einen zu hohen Blutdruck haben“, sagt der Internist Professor Bernhard Krämer, Direktor am Universitätsklinikum Mannheim und Vorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. Das Credo der Liga: Weicht der Blutdruck vom normalen Wert von 120/80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) ab, sollte man ihn mindestens einmal im Jahr messen (siehe Tabelle). Doch wie findet man das geeignete Gerät und wie ermittelt man die richtigen Werte?
Blutdruckmessgeräte berechnen ihre Ergebnisse aus den Schwingungen der Gefäßwand bei pumpendem (systolischer Wert) und erschlafftem (diastolischer Wert) Herzen. Ungenauigkeiten entstehen dabei etwa, wenn die Manschette nicht richtig angelegt wird oder sie sogar undicht ist. Der Arzt verordnet das Blutdruckmessgerät, das es auf Rezept im Sanitätshaus oder in der Apotheke (auch online bestellbar) gibt – und die Kasse zahlt es, bis auf die gesetzlich vorgeschriebene Zuzahlung von mindestens fünf, maximal zehn Euro. Bei speziellen Wunschgeräten müssen Patienten eventuell noch drauflegen. Doch ein gutes Gerät zu finden, scheint nicht einfach zu sein. So hat die Stiftung Warentest Ende 2018 an 32 Probanden Blutdruckmessgeräte getestet – mit ernüchterndem Ergebnis: Nur eines von 14 befanden die Tester mit der Note 2,5 als gerade noch „gut“, das ExactFit 5 von Braun. Abwertung gab es bei den anderen Geräten vor allem bei der Messgenauigkeit. Die Warentester hoben jedoch noch einmal die drei Sieger des Tests von 2016 hervor – sie toppen laut Stiftung Warentest alle neu getesteten und sind nach wie vor im Handel erhältlich: Omron RS2, Boso Medistar+ – beide werden am Handgelenk angelegt – und Boso Medicus X für die Messung am Oberarm.
Auch die Deutschen Hochdruckliga verleiht ein Prüfsiegel für gute Geräte. Dabei untersucht sie anders als die Stiftung Warentest, die auch Handhabung und Störanfälligkeit bewertet, unter Einbeziehung von 96 Probanden ausschließlich die Messgenauigkeit. Eine Liste der Produkte mit Prüfsiegel findet sich unter: hochdruckliga.de > Patienten > Blutdruckmessgeräte > Messgeräte mit Prüfsiegel. Aus den Jahren 2018 und 2019 sind unter anderem Geräte der Hersteller WEPA, Hartmann und Beurer dabei. Bernhard Krämer findet es wichtig, dass der Messvorgang möglichst ideal abläuft und am besten mit der Sprechstundenhilfe oder dem behandelnden Arzt in der Praxis eingeübt wird.
So wird gemessen: Man sollte sich fünf Minuten lang entspannt hinsetzen, nebenher keine laute Musik hören oder Gespräche führen. Dann die Manschette anlegen und das erste Mal messen – „dabei darauf achten, dass sich diese in Herzhöhe befindet“, betont Krämer. Er bevorzugt in diesem Zusammenhang eher Messgeräte, bei denen die Manschette am Oberarm angelegt wird, da sie weniger fehleranfällig in der Handhabung seien als diejenigen, die den Blutdruck am Handgelenk feststellten.
Insgesamt drei Messungen mit kurzen Pausen hintereinander sind laut dem Experten notwendig, um einen realistischen Mittelwert aus den Ergebnissen der letzten beiden Messungen zu bekommen. Krämer erklärt: „Oft ist der erste Wert höher und sinkt dann mit den Wiederholungen. Aber wir brauchen ja verlässliche Ergebnisse, denn darauf basiert die Behandlung.“
Drei Messungen mit kurzen Pausen