Thüringer Allgemeine (Apolda)

Den Blutdruck richtig messen

Weichen die Werte vom Normalen ab, sollten Betroffene diese regelmäßig dokumentie­ren. Doch nicht alle Geräte funktionie­ren zuverlässi­g

- Von Natascha Plankerman­n

Der Kopf wird rot und der Puls rast unangenehm – wenn es doch so einfach wäre, Bluthochdr­uck, auch Hypertonie genannt, zu erkennen. Tatsächlic­h aber fühlen sich viele Menschen fit, obwohl sie sozusagen unter Hochdruck unterwegs sind. Derweil nehmen die Schäden an den Gefäßen unbemerkt zu. Im schlimmste­n Fall drohen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll.

„Das Risiko steigt, je älter man wird. Aber auch junge Menschen können einen zu hohen Blutdruck haben“, sagt der Internist Professor Bernhard Krämer, Direktor am Universitä­tsklinikum Mannheim und Vorsitzend­er der Deutschen Hochdruckl­iga. Das Credo der Liga: Weicht der Blutdruck vom normalen Wert von 120/80 mmHg (Millimeter Quecksilbe­rsäule) ab, sollte man ihn mindestens einmal im Jahr messen (siehe Tabelle). Doch wie findet man das geeignete Gerät und wie ermittelt man die richtigen Werte?

Blutdruckm­essgeräte berechnen ihre Ergebnisse aus den Schwingung­en der Gefäßwand bei pumpendem (systolisch­er Wert) und erschlafft­em (diastolisc­her Wert) Herzen. Ungenauigk­eiten entstehen dabei etwa, wenn die Manschette nicht richtig angelegt wird oder sie sogar undicht ist. Der Arzt verordnet das Blutdruckm­essgerät, das es auf Rezept im Sanitätsha­us oder in der Apotheke (auch online bestellbar) gibt – und die Kasse zahlt es, bis auf die gesetzlich vorgeschri­ebene Zuzahlung von mindestens fünf, maximal zehn Euro. Bei speziellen Wunschgerä­ten müssen Patienten eventuell noch drauflegen. Doch ein gutes Gerät zu finden, scheint nicht einfach zu sein. So hat die Stiftung Warentest Ende 2018 an 32 Probanden Blutdruckm­essgeräte getestet – mit ernüchtern­dem Ergebnis: Nur eines von 14 befanden die Tester mit der Note 2,5 als gerade noch „gut“, das ExactFit 5 von Braun. Abwertung gab es bei den anderen Geräten vor allem bei der Messgenaui­gkeit. Die Warenteste­r hoben jedoch noch einmal die drei Sieger des Tests von 2016 hervor – sie toppen laut Stiftung Warentest alle neu getesteten und sind nach wie vor im Handel erhältlich: Omron RS2, Boso Medistar+ – beide werden am Handgelenk angelegt – und Boso Medicus X für die Messung am Oberarm.

Auch die Deutschen Hochdruckl­iga verleiht ein Prüfsiegel für gute Geräte. Dabei untersucht sie anders als die Stiftung Warentest, die auch Handhabung und Störanfäll­igkeit bewertet, unter Einbeziehu­ng von 96 Probanden ausschließ­lich die Messgenaui­gkeit. Eine Liste der Produkte mit Prüfsiegel findet sich unter: hochdruckl­iga.de > Patienten > Blutdruckm­essgeräte > Messgeräte mit Prüfsiegel. Aus den Jahren 2018 und 2019 sind unter anderem Geräte der Hersteller WEPA, Hartmann und Beurer dabei. Bernhard Krämer findet es wichtig, dass der Messvorgan­g möglichst ideal abläuft und am besten mit der Sprechstun­denhilfe oder dem behandelnd­en Arzt in der Praxis eingeübt wird.

So wird gemessen: Man sollte sich fünf Minuten lang entspannt hinsetzen, nebenher keine laute Musik hören oder Gespräche führen. Dann die Manschette anlegen und das erste Mal messen – „dabei darauf achten, dass sich diese in Herzhöhe befindet“, betont Krämer. Er bevorzugt in diesem Zusammenha­ng eher Messgeräte, bei denen die Manschette am Oberarm angelegt wird, da sie weniger fehleranfä­llig in der Handhabung seien als diejenigen, die den Blutdruck am Handgelenk feststellt­en.

Insgesamt drei Messungen mit kurzen Pausen hintereina­nder sind laut dem Experten notwendig, um einen realistisc­hen Mittelwert aus den Ergebnisse­n der letzten beiden Messungen zu bekommen. Krämer erklärt: „Oft ist der erste Wert höher und sinkt dann mit den Wiederholu­ngen. Aber wir brauchen ja verlässlic­he Ergebnisse, denn darauf basiert die Behandlung.“

Drei Messungen mit kurzen Pausen

 ?? FOTO: ISTOCK ?? Die Blutdruck-Messung durch den Arzt liefert die sichersten Ergebnisse. Wer selbst misst, muss auf den richtigen Sitz der Manschette achten.
FOTO: ISTOCK Die Blutdruck-Messung durch den Arzt liefert die sichersten Ergebnisse. Wer selbst misst, muss auf den richtigen Sitz der Manschette achten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany