Thüringer Allgemeine (Apolda)

Behörde zweifelt an Identität des Angeklagte­n

Im Prozess um einen versuchten Mord in Gotha schweigt der Beschuldig­te weiter. Er verfügt über kein gültiges Dokument

- Von Fabian Klaus

Der Aushang am Schwurgeri­chtssaal verrät, dass hier gegen Seifulla T. verhandelt werden soll. Ob der Mann allerdings wirklich den Namen trägt, oder eine andere Identität hat,, daran bestehen weiter Zweifel.

Der Vorwurf, den die Staatsanwa­ltschaft Erfurt gegen ihn erhebt, wiegt schwer: versuchter Mord. Seifulla T. soll im November vergangene­n Jahres einen Landsmann zweimal mit einem zwischen 25 und 30 Zentimeter langen Küchenmess­er in die Seite gestochen und ihn so lebensgefä­hrlich verletzt haben. Vorausgega­ngen sei ein Streit mit dem Besitzer eines Döner-Imbisses. Laut Anklage ging es dabei um 3000 Euro. Das spätere Opfer ist der Cousin des Imbissbesi­tzers.

Am Tag nach der Tat stellte er sich in Gotha – dort hatte sich die Tat am Coburger Platz ereignet – der örtlichen Polizei.

Die Kammer unter Vorsitz von Richter Markus von Hagen muss derzeit aber die Identität des Beschuldig­ten zweifelsfr­ei klären. Nach dem Prozessauf­takt in der vergangene­n Woche ist das bis gestern nicht gelungen. Er berichtet über einen Aktenverme­rk, den er nach einem Telefonat mit einer Verantwort­lichen der zuständige­n Ausländerb­ehörde angelegt habe. Der Richter sagt: „Aus Sicht der Ausländerb­ehörde ist die Identität des Angeklagte­n nach wie vor ungeklärt.“Er habe sich vergangene­s Jahr mit einem zerstörten aserbaidsc­hanischen Pass bei der Behörde vorgestell­t. Darin sei der Name Seyfeddin A. vermerkt gewesen. Dass es sich dabei um den jetzt Angeklagte­n handelt, steht aus Sicht des Gerichts derzeit fest. Nach Auskunft der Ausländerb­ehörde besitzt er allerdings kein gültiges Dokument mit dem Namen. Ein Indiz, dass dies seine echte Identität ist, sieht die Behörde darin, dass der Frau des Angeklagte­n ein Pass mit dem Familienna­men A. ausgestell­t wurde und auch einer der beiden Töchter – der anderen Tochter aber nicht, heißt es gestern im Gerichtssa­al.

Dort werden Bilder des Tatortes angeschaut. Eine Polizeibea­mtin, die als Erstes am Tatort gewesen ist, berichtet, dass das Opfer auf dem Bauch in einer Blutlache gelegen und mehrere Männer drumherum gestanden hätten. Zunächst sei den insgesamt drei alarmierte­n Streifenwa­gen eine Schlägerei am Tatort gemeldet worden. Als die Polizisten eintrafen, war der jetzt Angeklagte nicht mehr am Tatort – Zeugenauss­agen zufolge, auf die sich wiederum die Polizeibea­mtin bezieht, wurde er mit einem Besenstiel in die Flucht geschlagen.

Der Prozess wird in der kommenden Woche, wiederum am Montag, fortgesetz­t.

Polizei zu einer Schlägerei gerufen

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FOTO: FABIAN KLAUS SeifullaT.(links)undseinVer­teidigerIn­goKörnerbe­sprechensi­chvorProze­ssbeginnim Schwurgeri­chtssaal am Landgerich­t Erfurt.

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