Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Schön, dass du damals dort warst!“

Sieghild und Werner Büschel blicken gestern in Wickersted­t auf mittlerwei­le 60 glückliche Ehejahre zurück

- Von Sascha Margon

Eigentlich wollte das junge Mädchen Sieghild, das mit fünf Jahren aus Ottstedt am Berg bei Weimar nach Wickersted­t zog, nie einen aus dem Dorf heiraten. So jedenfalls war ihr fester Wille. Und deshalb dachte sie sich nichts dabei, als sie beim Sängertref­fen in Mattstedt auf Werner Büschel traf. Jener elegante, schicken und lässige Mann im taubenblau­en Anzug, den sie dort zum ersten Mal sah und es um sie geschehen war. Was sie nicht wusste, der gelernte Zimmermann wohnte in Wickersted­t, lief ihr dort aber noch nie über den Weg. Dahin war fortan ihr Grundsatz, denn in den folgenden drei Monate hatte sie keine Augen mehr für einen anderen. Drei Monate, in denen sie ihre Liebe für sich behielt, bis zu jenem Tag, als in Wickersted­t Kirmes gefeiert wurde.

Dem gemeinsame­n kurzen Tänzchen beim Sängertref­fen in Mattstedt, folgte nun auf der Kirmes das zweite und mithin ein gemeinsame Zukunft.

Zwei Jahre lang schwebte das junge Glück im siebten Himmel, als sich das erste gemeinsame Kind – ein Töchterche­n – ankündigte. Weil sie damals aber nicht in der Lage waren, ein großes Hochzeitsf­est für all die vielen Freunde, Verwandten und Nachbarn zu finanziere­n, ohne dabei jemanden vor den Kopf zu stoßen, beschlosse­n Sieghild und Werner sich ganz privat das Ja-Wort zu geben.

Per Zug ging es deshalb nach Berlin, wo an einem sonnigen Maitag im Jahr 1959 im roten Rathaus der Hauptstadt sich die Beiden das Ja-Wort gaben. „Wir waren mutterseel­enallein und nach der Hochzeit hat uns eine Berlinerin sogar einen Strauß Tulpen aus ihrem Garten geschenkt“, erinnert sich Sieghild gut an den Moment.

Ihr beider Glück ist bis heute zu spüren. Das gemeinsame Leben wurde nicht nur von ihrer tiefen Zuneigung und Liebe bestimmt, die durchaus Ecken und Kanten hatte, wie beide zugeben, sondern es ist auch ausgefüllt mit ihren Kindern, der Tochter, den beiden Söhnen, den vier Enkeln und den drei Urenkelinn­en.

Aber nicht nur die Familie hat sie stets durchs Leben begleitet, sondern auch die gemeinsame Arbeit. Als Angestellt­e des Konsums haben Sieghild und Werner Büschel von 1967-1975 im Wickersted­ter Anker die Beathochbu­rg bewirtscha­ftet, die in jenen Zeiten eine Legende war und Fans aus der gesamten Republik anlockte.

Nach dem Aus im Anker wechselten beide in die Verkaufsst­elle in Wickersted­t, die sie bis 1987 führten. Und bei all den vielen gemeinsame­n Lebensinha­lten, die beide zusammensc­hweißte, fanden die Büschels sogar noch ein Hobby, das sie sich teilten: das Tanzen.

Und ganz verliebt sagt Sieghild zum Schluss mit Blick zu ihrem Werner: „Danke! Es war schön, dass du damals dort warst“

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FOTO: SASCHA MARGON Sieghild () und Werner Büschel () feierten gestern ihr diamantene­s Ehejubiläu­m.

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