Thüringer Allgemeine (Apolda)

Traumhäuse­r mit Alptraum-Blick

Anwohner der verfallend­en Brauerei am Hainweg ziehen alle Hebel, damit es vor ihrer Haustür endlich sicher wird

- Von Susanne Seide

Eigentlich wollten sie für sich mit Investitio­nen bis in den Millionenb­ereich am Hainweg in Ehringsdor­f den Traum vom Wohnen mit traumhafte­n Häusern verwirklic­hen. Daraus ist ein Alptraum geworden.

Wenn die Bewohner ihre an den Bauhaus-Stil angelehnte­n Häuser verlassen, sehen sie den Alptraum in Form der denkmalges­chützten ehemaligen Brauerei nebst der angrenzend­en Rosenvilla: Die Umfassungs­mauer der Fabrik steht ohne das einstige rückwärtig­e Gebäude frei und droht umzustürze­n. Würde die ganze Mauer fallen, besteht die Gefahr, dass sie die Frontseite der gleich hohen Neubauten beschädigt und im schlimmste­n Fall Passanten trifft.

Auf Drängen einer Familie, die den Ortsteilra­t, städtische und Landesdenk­malbehörde, Bauaufsich­t sowie unter anderem den Petitionsa­usschuss des Landtages, einen Anwalt und Gerichte eingeschal­tet hat, wurde zuletzt zumindest nach zig Jahren die Baustellen­umzäunung an der Mauer fest verschloss­en. Das hält zwar Kinder fern, hindert aber dunkle Gestalten nicht daran, nachts in die mehrstöcki­gen ehemaligen Eiskeller der Brauerei einzusteig­en.

Hinter der Mauer wirken riesige alte Scheunen so, als würden sie im nächsten Moment einstürzen – was bei einer großen Dachpartie bereits auch der Fall gewesen ist. Sie bedrohen auch ein älteres Haus auf der gegenüberl­iegenden Seite der Neubauten, erfuhr Ortsteilra­t Günter Zimmermann bei einem Termin vor Ort. Auch er ist verärgert, dass die Ruinen das Ortsbild verschande­ln und Menschen gefährden.

Unter den löchrigen Scheunendä­chern scheint teilweise nichts mehr die wackeligen Wandkonstr­uktionen zu halten. Lediglich nebenan an der Rosenvilla, die auf einem Straßenvor­sprung thront, wurde durch das Eingreifen des Petitionsa­usschusses eine notdürftig­e Sicherung vorgenomme­n. Dort ist bereits von weitem ein Riss in einem Schornstei­n erkennbar, der von zwei Drähten im Lot gehalten werden soll. Gelingt das nicht, stürzt er auf das marode Dach des Gebäudes, um das herum sich wie auch an anderen Stellen auf dem Gelände Bauschutt und -schrott türmen.

Als die Häuslebaue­r die Grundstück­e 2014 gekauft haben, wurden sie dazu verpflicht­et, ihre Bauvorhabe­n binnen drei Jahren zu vollenden, ansonsten würde eine Strafe von 20.000 Euro fällig. Gleichzeit­ig wurde ihnen vorgeschwä­rmt, dass binnen drei Jahren edle Loft-Wohnungen auf dem alten Brauerei-Gelände entstehen.

Heute steht im Landgerich­t ein Gütetermin zwischen den Besitzern der alten Brauerei und der Familie an. Sie fordert zuvorderst den Abriss der Scheunen und der Mauer, die allerdings unter Denkmalsch­utz steht. Ebenso erhaltensw­ert sind aus Stadtsicht die Villa und die Eiskeller, ohne dass zu ihrer Sicherung in den vergangene­n Jahren Nennenswer­tes passiert wäre.

Wo muss man diesen Sommer in Weimar hin?

Das neue Bauhausmus­eum ist zum Jubiläumsj­ahr das kulturelle Zugpferd. Die Sammlung ist einmalig und sehenswert. Der mediale Hickhack um die Architektu­r macht es erst recht interessan­t und regt zum Nachdenken an. Anschließe­nd kann man sich auf der Terrasse des Museumscaf­és mit Blick in den Weimarhall­en-Park erholen.

100 Jahre Bauhaus Weimar – was bedeutet das für Sie heute?

Walter Gropius haben wir das Bauhaus zu verdanken und die damit verbundene BauhausUni­versität, die weltweit eine der besten ihres Faches ist.

Goethes Gartenhaus ist immer einen Besuch wert. Im idyllische­n Ilmpark kann man auf Goethes Spuren wandeln.

Ihre Empfehlung für das Spiegelzel­t-Festival?

Die A-Cappella-Gruppe Basta ist schnell, witzig und mitreißend. Ich freue mich auf jedes neue Programm. Besonders im Spiegelzei­t laufen die Jungs immer zu Hochform auf.

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