Traumhäuser mit Alptraum-Blick
Anwohner der verfallenden Brauerei am Hainweg ziehen alle Hebel, damit es vor ihrer Haustür endlich sicher wird
Eigentlich wollten sie für sich mit Investitionen bis in den Millionenbereich am Hainweg in Ehringsdorf den Traum vom Wohnen mit traumhaften Häusern verwirklichen. Daraus ist ein Alptraum geworden.
Wenn die Bewohner ihre an den Bauhaus-Stil angelehnten Häuser verlassen, sehen sie den Alptraum in Form der denkmalgeschützten ehemaligen Brauerei nebst der angrenzenden Rosenvilla: Die Umfassungsmauer der Fabrik steht ohne das einstige rückwärtige Gebäude frei und droht umzustürzen. Würde die ganze Mauer fallen, besteht die Gefahr, dass sie die Frontseite der gleich hohen Neubauten beschädigt und im schlimmsten Fall Passanten trifft.
Auf Drängen einer Familie, die den Ortsteilrat, städtische und Landesdenkmalbehörde, Bauaufsicht sowie unter anderem den Petitionsausschuss des Landtages, einen Anwalt und Gerichte eingeschaltet hat, wurde zuletzt zumindest nach zig Jahren die Baustellenumzäunung an der Mauer fest verschlossen. Das hält zwar Kinder fern, hindert aber dunkle Gestalten nicht daran, nachts in die mehrstöckigen ehemaligen Eiskeller der Brauerei einzusteigen.
Hinter der Mauer wirken riesige alte Scheunen so, als würden sie im nächsten Moment einstürzen – was bei einer großen Dachpartie bereits auch der Fall gewesen ist. Sie bedrohen auch ein älteres Haus auf der gegenüberliegenden Seite der Neubauten, erfuhr Ortsteilrat Günter Zimmermann bei einem Termin vor Ort. Auch er ist verärgert, dass die Ruinen das Ortsbild verschandeln und Menschen gefährden.
Unter den löchrigen Scheunendächern scheint teilweise nichts mehr die wackeligen Wandkonstruktionen zu halten. Lediglich nebenan an der Rosenvilla, die auf einem Straßenvorsprung thront, wurde durch das Eingreifen des Petitionsausschusses eine notdürftige Sicherung vorgenommen. Dort ist bereits von weitem ein Riss in einem Schornstein erkennbar, der von zwei Drähten im Lot gehalten werden soll. Gelingt das nicht, stürzt er auf das marode Dach des Gebäudes, um das herum sich wie auch an anderen Stellen auf dem Gelände Bauschutt und -schrott türmen.
Als die Häuslebauer die Grundstücke 2014 gekauft haben, wurden sie dazu verpflichtet, ihre Bauvorhaben binnen drei Jahren zu vollenden, ansonsten würde eine Strafe von 20.000 Euro fällig. Gleichzeitig wurde ihnen vorgeschwärmt, dass binnen drei Jahren edle Loft-Wohnungen auf dem alten Brauerei-Gelände entstehen.
Heute steht im Landgericht ein Gütetermin zwischen den Besitzern der alten Brauerei und der Familie an. Sie fordert zuvorderst den Abriss der Scheunen und der Mauer, die allerdings unter Denkmalschutz steht. Ebenso erhaltenswert sind aus Stadtsicht die Villa und die Eiskeller, ohne dass zu ihrer Sicherung in den vergangenen Jahren Nennenswertes passiert wäre.
Wo muss man diesen Sommer in Weimar hin?
Das neue Bauhausmuseum ist zum Jubiläumsjahr das kulturelle Zugpferd. Die Sammlung ist einmalig und sehenswert. Der mediale Hickhack um die Architektur macht es erst recht interessant und regt zum Nachdenken an. Anschließend kann man sich auf der Terrasse des Museumscafés mit Blick in den Weimarhallen-Park erholen.
100 Jahre Bauhaus Weimar – was bedeutet das für Sie heute?
Walter Gropius haben wir das Bauhaus zu verdanken und die damit verbundene BauhausUniversität, die weltweit eine der besten ihres Faches ist.
Goethes Gartenhaus ist immer einen Besuch wert. Im idyllischen Ilmpark kann man auf Goethes Spuren wandeln.
Ihre Empfehlung für das Spiegelzelt-Festival?
Die A-Cappella-Gruppe Basta ist schnell, witzig und mitreißend. Ich freue mich auf jedes neue Programm. Besonders im Spiegelzeit laufen die Jungs immer zu Hochform auf.