Jeder für sich und keiner für alle
Leser beschreibt eine Zeit der Ohnmacht
Im Zeitraum von 2015 bis zur Gegenwart hat sich Deutschland mit Blick auf die politische und gesellschaftliche Situation in einer Art und Weise entwickelt, die kurzfristig keine erstrebenswerte Zukunft für die Menschen erwarten lässt.
Fast 100 Jahre nach dem Entstehen des Nationalsozialismus in Deutschland sind es heute die gleichen unheilvollen Anzeichen gesellschaftlicher Veränderungen wie damals. Es ist ein Gefühl von Ohnmacht und damit der Einfluss- und Machtlosigkeit, das mich befällt, wenn ich mir die aktuelle Politik und deren Folgen für die Menschen vor Augen führe. Die Stimmung in der Gesellschaft ist nicht gut. Und das kurz vor der Europawahl und gesellschaftspolitisch wichtigen Wahlen in drei ostdeutschen Bundesländern.
Auffällig ist in dieser schwierigen gesellschaftlichen Situation vor allem die Unfähigkeit und der fehlende Wille der Parteien, im Interesse der Menschen über Ideologien hinaus zum Kompromiss zu finden. Als gelte der Grundsatz: Jeder für sich und keiner für alle.
Einen solchen Zustand wie im Deutschland der Gegenwart habe ich noch nicht erlebt. Das betrifft vor allem das Misstrauen, den Hass, den zunehmenden Rassismus und Antisemitismus, die Verrohung in Umgang und Sprache und die damit einhergehende Spaltung der Gesellschaft. Die Politik schweigt und lässt die Menschen mit dieser Entwicklung allein.
Selbst in dieser Zeit vor wichtigen Wahlen geht es vielen Politikern deutlich erkennbar nur um ihr persönliches Ego. Oder es wird mit unwichtigen Themen und Aktivitäten von den eigentlichen Problemen der Gesellschaft abgelenkt. Es geht nicht gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft. Es geht nicht um die Menschen.
Gerd Böttche, Wandersleben