Hondos Beichte
C D H
Nach seiner Dopingbeichte steht die berufliche Zukunft des ehemaligen Radprofis Danilo Hondo in den Sternen. Wir sprachen zum jüngsten Dopinggeständnis mit Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag.
Wie sehr hat Sie das Geständnis Danilo Hondos überrascht?
Überhaupt nicht. Anders als der Deutsche Olympische Sportbund in seinen ersten Stellungnahmen nach Bekanntwerden des Skandals bin ich immer davon ausgegangen, dass unter den Kunden des Erfurter Arztes auch deutsche Athleten oder Athletinnen zu finden sein werden. Warum sollten das nur Ausländer sein? Und dass Hondo jetzt „reinen Tisch“macht, ist ja wohl in erster Linie den Aussagen des betroffenen Arztes geschuldet.
Bisher sind mit Robert Lehmann und Hondo erst zwei Sportler öffentlich, die nicht mehr aktiv sind. Zufall? Oder stehen uns bald noch brisantere Enthüllungen ins Haus?
Da wage ich keine Prognose. Aber ich bin ausgesprochen zuversichtlich, Ich glaube immer noch, dass es sie gibt: die sauberen Sportlerinnen und Sportler, die mit Talent, Selbstdisziplin und hartem Training ihre persönliche Leistungsgrenze ausloten. Diese bestmöglich vor den Betrügern zu schützen, und das eben auch mithilfe polizeilicher Ermittlungsmethoden, ist mein Ansatz. Und ich bin zu lange mit all diesen Fragen rund um Doping befasst – mich erschüttert nichts mehr.
Warum schreckt das Antidopinggesetz mit seinen schärferen Konsequenzen offenbar so wenig ab?
Das Anti-Doping-Gesetz ist erst seit Ende 2015 in Kraft – bislang kennen wir aber nur Namen deutscher Athleten, deren Vergehen vor dieser Zeit liegen. Sollten keine aktuellen Fälle mehr dazukommen, könnte das eher ein Hinweis sein, dass das Gesetz sehr wohl Wirkung zeigt.
Brauchen wir die Kronzeugenregelung?
Ich setze mich, auch nach Gesprächen mit Ermittlern aus der Praxis, sehr dafür ein. Das AntiDoping-Gesetz steht ja ohnehin fünf Jahre nach seinem Inkrafttreten auf dem Prüfstand. In der Sportausschusssitzung des Bundestages werden wir am 23. Oktober dieses Jahres eine Öffentliche Anhörung dazu durchführen, um unter anderem auch
Die Staatsanwaltschaft hat im Falle Schmidt schnell und strikt gehandelt. Wie beurteilen Sie das Vorgehen der Justiz?
Die Münchner sind wirkliche Profis mit viel Erfahrung. An diesem Beispiel zeigt sich exemplarisch, wie wichtig es ist, dass sich auf Dopingfragen spezialisierte Ermittler einschalten. Daher halte ich es für ein Armutszeugnis, dass wir bislang in Deutschland mit München, Freiburg und Zweibrücken nur drei Schwerpunktstaatsanwaltschaften für den Kampf gegen Doping haben.
Sehen Sie Schmidt als krassen Fall eines Einzeltäters? Oder brauchen skrupellose Betrüger ein passendes Binnenklima?
Skrupellosigkeit ist in der Szene der Normalfall, nicht die Ausnahme. Ich maße mir nicht an, das grundsätzliche sportpolitische Binnenklima in Thüringen zu beurteilen. Nicht zu leugnen ist aber, dass es zumindest in der Vergangenheit Vorfälle und Entscheidungen gegeben hat, die solche entsprechenden Vermutungen zumindest nicht völlig abwegig erscheinen lassen. Unmittelbar nach seinem Geständnis, 2011 beim Erfurter Sportmediziner Mark Schmidt Blutdoping praktiziert zu haben, war Danilo Hondo vom Schweizer Verband als Nationaltrainer für die Straßenmannschaft freigestellt worden. Zumindest in den nächsten beiden Jahren dürfte der 45Jährige nicht als Trainer arbeiten können. Das zum Tatzeitpunkt gültige AntiDoping-Regelwerk sieht eine Sperre von zwei Jahren vor. Diese gelte auch für Trainer und Betreuer, bestätigte Lars Mortsiefer, Vorstand der Nationalen Antidoping-Agentur.
Hondo, der 2014 seine Karriere als Radsportler beendet hatte, ist nach dem ehemaligen Erfurter Eisschnellläufer Robert Lehmann-Dolle der zweite deutsche Sportler, der im Zuge der Affäre um den Erfurter Arzt bekannt geworden ist. (ae)